Im Rahmen der GDI Köln entwickelte die Stadt Köln den Dienst „Grundstücksinformation Online“. Er basiert auf der map.apps-Technologie von con terra und ist Teil einer weitreichenden Digitalisierungsstrategie.
Im November 2020 hat die Stadt Köln den neuen geobasierten Info-Service „Grundstücksinformation Online“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Dienst stellt Informationen rund um Flur- und Grundstücke sowie deren Lage und Umgebung im gesamten Kölner Stadtgebiet bereit – sowohl für die interessierte Öffentlichkeit als auch stadtintern. „Durch die Integration und Vernetzung von Datenbeständen aus der gesamten Verwaltung ist eine umfassende Information zu planungsrechtlichen Themen, aber zum Beispiel auch zu kulturellen Angeboten oder der Infrastruktur zu einem Grundstück und dessen Umgebung möglich“, gab Oberbürgermeisterin Reker via offizieller Pressemitteilung kund. Ein Projekt, das in Deutschland Leuchtturmcharakter besitzt. Denn zu einem Flurstück gehören viele Informationen, die üblicherweise in den dafür vorgesehenen Fachverfahren gepflegt werden. In Köln war anfangs bereits eine Vielzahl grundstücksrelevanter Informationen im Dienst integriert, inzwischen sind es über 80. Dazu gehören rechtskräftige Bebauungspläne, Aufstellungsbeschlüsse und Fluchtlinienpläne, aber auch baurechtliche Informationen wie Baulandumlegungen bis hin zu den jeweiligen Bodenrichtwerten oder Lärmpegeln zu Tag- und Nachtzeiten. Abgerundet werden diese Informationen durchausgewählte demografische Daten zu den betreffenden Stadtteilen.
„Früher war es für den interessierten Nutzer enorm zeitaufwändig und mühsam, alle diese Informationen aus den verschiedensten Quellen zu sammeln. Nunmehr ist es ein Leichtes, eine Fülle von Fakten bezogen auf das individuell interessante Grundstück zu erschließen und übersichtlich in einer Karte oder einem Bericht darzustellen“, sagt Michael Schoos, Abteilungsleiter IT-Gestaltung beim Amt für Informationsverarbeitung. Sucht ein Nutzer in Köln heute nach einem Flurstück, gibt er Adresse oder Flurstücknummer in einer Suchmaske ein und bekommt die Ergebnisliste in einem Pop-up-Kartenfenster angezeigt. Dort stehen mit den beiden Schaltflächen „Report erstellen“ und „Detaillierte Suchergebnisse“ zwei Möglichkeiten zur Verfügung, um
die detaillierten Informationen zu erhalten, wobei der Report alle Informationen übersichtlich in einem PDF darstellt.
Die Zusammenführung der Daten aus den jeweiligen Fachsystemen erfolgt komplett automatisiert. Dabei werden einzelne Layer des jeweiligen Fachsystems übereinandergelegt und in dem Kartendienst gebündelt. Der Dienst ist nach den Planungen der Kölner*innen nur der Anfang. Fernziel ist eine umfängliche Verschränkung der Geodaten mit den Fachinformationen. So sollen zu-
künftig direkt aus den interaktiven Kartenanwendungen weitere Online-Dienste wie Anmeldungen, Terminanfragen etc. aufgerufen werden.
Auch wird beispielsweise eine Integration der Geodaten mit dem Ratsinformationssystem der Stadt angestrebt. Geodaten sollen bei politischen Entscheidungen einfach,
schnell und automatisiert integriert werden. Das bedingt ein hoch entwickeltes Rechte- und Zugangsmanagement.
Technologische Grundlage
Grundstücksinformation Online basiert auf map.apps, einer Softwarekomponente der con terra GmbH aus Münster. Die Firma ist Esri-Partner mit Platinum Status.
map.apps baut auf dem System ArcGIS auf und integriert sich dort nahtlos. Map.apps ermöglicht es, individuelle Apps zu erstellen, wobei Anwender auf standardisierte Bundles zugreifen können, aber auch viele Möglichkeiten zur individuellen Entwicklung haben. „Dabei werden Anforderungen an die Editierung von Daten und deren Visualisierung gleichermaßen unterstützt, was für das Projekt sehr wichtig war“, so Hans-Peter Merz, Leiter des Kompetenzzentrums GIS.
Der Kartendienst basiert auf map.apps Linie 4. In dem Kölner Projekt kann man tatsächlich auf viele Standards der Funktions-Bundles zurückgreifen. Aber auch die Entwicklung spezifischer Funktionalitäten hat nach Angaben der Stadt Köln sehr gut funktioniert. „Wir haben dabei sehr von der Community profitiert, die con terra im Umfeld der map.apps-Technologie aufgebaut hat“, so Schoos. So fand ein permanenter Transfer aus anderen Projekten und Nutzergruppen statt. „Das hat die Entwicklung nochmal deutlich vereinfacht“, so der Leiter der Abteilung IT-Gestaltung. Auch Fachleute profitieren von den sehr dynamischen und detaillierten Darstellungen in dem map.apps Ergebniscenter – so nennt sich die tabellarische Darstellung bei Suchabfragen in dem Programm.
Wichtig auch für die Kölner*innen: Durch die Ansicht von sogenannten Welcome Bundles wird Erstnutzern eine Art Bedienungsanleitung automatisch mitgeliefert, die alle wichtigen Informationen zur Nutzung beinhaltet. „Wir wollten kein umständliches Benutzerhandbuch oder ähnliches, sondern die wichtigsten Informationen direkt in den Arbeitsworkflow on-the-fly integrieren“, erklärt Schoos. map.apps unterstützt eine responsive Visualisierung, für jedes Endgerät wird also ein optimiertes Ergebnis angezeigt.
Datenintegration mit FME
Einen zentralen Stellenwert im Projekt nimmt ebenso FME von Safe Software ein. Das universelle Werkzeug für die Datenintegration, das exklusiv in Deutschland von con terra vertrieben wird, ist „ein sehr zuverlässiger und daher zentraler Bestandteil der gesamten GDI-Datendrehschreibe“, so Merz. Die Stadt Köln baut aktuell den bereits in Betrieb befindlichen FME-Server aus. Ein zentraler Service für Im- und Export, sowie Transformation von Daten ist im Aufbau.
Wie es ursprünglich begann
Die Anwendung entstand in Köln zunächst aus dem Vorhaben, das Baugenehmigungsverfahren stärker zu digitalisieren und damit effizienter und schneller zu machen. Dort sind grundstücksbezogene Informationen wichtiger Bestandteil. „Wir haben jedoch sehr schnell festgestellt, dass ein solcher Dienst zwar enormes Potenzial bietet, aber auch sehr anspruchsvoll hinsichtlich der Vernetzung von Geobasisdaten mit den jeweiligen Fachverfahren ist“, berichtet Schoos rückblickend auf die erste Projektphase. So entstand in interdisziplinärer Zusammenarbeit des Amtes für Liegenschaften, Vermessung und Kataster, der Stabsstelle Digitalisierung und des Amtes für Informationsverarbeitung mit den geodatenverarbeitenden Dienststellen der Stadt Köln eine Lösung, bei der die bereits lange etablierte GDI in Köln zu einer universellen Datendrehscheibe für amtsübergreifende Dienste ausgebaut werden sollte. Deren Kernpunkte sind eine Standardisierung von Prozessen und eine automatisierte Einbindung von Daten aus unterschiedlichsten Fachanwendungen, um so neuartige, leistungsfähige Dienste wie Grundstücksinformation Online zu realisieren, die sowohl verwaltungsintern als auch öffentlichkeitsorientiert genutzt werden können.
Mit den Ambitionen wuchsen auch die Herausforderungen an das Projekt. Neben der obligatorischen Überführung von analogen Dokumenten in eine digitale Form galt es, die gesamte Verwaltungsorganisation vom neuen Weg zu überzeugen – insbesondere die jeweiligen Dienststellen, die nach wie vor für die Pflege „ihrer“ Daten verantwortlich sind, ihre Fachverfahren aber für eine DI-konforme, automatisierte Datenübernahme öffnen müssen.
„Uns war es enorm wichtig, alle betroffenen Stellen bereits in der Konzeptionsphase proaktiv in das Projekt einzubinden“, erklärt Schoos. So waren Fachämter oder Wohnungsbaugesellschaften bereits bei der Erstellung von Prototypen und Teststellungen bei Grundstücksinformation Online beteiligt und wirkten aktiv bei der Gestaltung von Prozessen und Nutzeroberflächen mit. Dazu wurden eigens direkte Feedback-Kanäle in Grundstücksinformation Online integriert.
Für die Erstellung neuer Editions- und Darstellungsdienste auf Basis der GDI wählt die Stadt Köln die jeweils geeignete Technologieplattform aus. Bedarfsgerecht werden entweder Open Source oder proprietäre Anwendungen eingesetzt. In diesem Fall fiel die Entscheidung für die map.apps-Technologie.
Ausblick
Alle Beteiligten in Köln legen Wert auf eine dynamische Weiterentwicklung sowohl von Grundstücksinformation Online als auch der GDI. „Es ist uns ganz wichtig, dass alle Akteure stetig neue Ideen einbringen, diskutieren und so jeder aus seiner individuellen Sicht dazu aufgefordert ist, das Gesamtsystem weiter voranzutreiben“, so Schoos. Aktuell arbeitet man in der Rheinmetropole zum Beispiel daran, echtzeitorientierte Sensordaten in das System zu überführen. Auch für Grundstücksinformation Online soll die Integrationstiefe weiter vorangetrieben werden, so dass Nutzer in der Anwendung auch interaktive Abfragen tätigen können, um beispielsweise verfügbare Heimpflege-Plätze in geographischer Nähe zum betroffenen Grundstück anfragen zu können. „Grundstücksinformation Online hat gezeigt, wie leistungsfähig das Konzept ist und dass wir damit am Anfang einer nachhaltigen Entwicklung stehen“, ist Schoos überzeugt. (sg)