Die Stadt Leverkusen hat einen ersten Viewer ihres 3D-Stadtmodells der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Damit geht die Stadt einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem digitalen Zwilling, in den Raum- und Echtzeitdaten eingebunden werden, der wiederum die Grundlage für den Aufbau einer Smart City bildet.
Die Städte Köln und Leverkusen ließen im Juli 2022 in Kooperation beide Stadtgebiete befliegen. Aus den dabei gesammelten Geodaten entstand ein 3D-Mesh-Modell, das nun für die Stadtverwaltung sowie für alle Bürgerinnen und Bürger verfügbar ist. Es erlaubt die Visualisierung des gesamten Leverkusener Stadtgebiets per Mausklick direkt auf dem Bildschirm.
Die Stadt Leverkusen sieht vielfältige Anwendungsmöglichkeiten solcher 3D-Modelle. Sie reichen von der Unterstützung in zukünftigen Projekten der Stadtentwicklung über den Umweltbereich und verschiedene Simulationen bis hin zum Katastrophenschutz. Das digitale Modell beinhaltet etwa Höhe und Schattenwürfe von Gebäuden, die Analyse von Sichtachsen oder die virtuelle Modellierung ehemaliger Gebäude.
Das Leverkusener 3D-Mesh basiert auf 2.895 fotografischen Schrägluftbildaufnahmen („Oblique“), Senkrechtaufnahmen („True-Orthophotos“) und einer abgeleiteten Punktwolke, die eine Ansicht aus allen vier Himmelsrichtungen erlauben.
Die Daten wurden mit einem KI-Algorithmus bearbeitet, wodurch alle beweglichen Objekte wie Autos, Menschen, Fahrradfahrer oder Schiffsverkehr automatisch identifiziert und aus dem Stadtbild gelöscht wurden (Ghosting Verfahren). Die Auflösung der Bilder erlaubt es nicht, Gesichter, Autokennzeichen o.ä. zu erkennen. Grundsätzlich können sich Bürgerinnen und Bürger jedoch mit Fragen, Anregungen oder Einwänden an den Fachbereich Kataster und Vermessung wenden.
Die neue Anwendung bietet viele interaktive Möglichkeiten für Visualisierung und Analyse. Die rund 75.000 3D‐Gebäudeobjekte können als graue Baukörper modellhaft realistisch dargestellt werden (Klötzchen-Modell). Mit einer Suchfunktion kann jeder Ort in Leverkusen individuell angesteuert und die Stadt aus der Vogelperspektive oder auch auf Straßenniveau erkundet werden.
Mit weiteren Werkzeugen können unter anderem PDF der aktuellen Ansicht ausgegeben oder Zeichenfunktion für Kommentare, Linien oder Markierungen genutzt werden. Mit einer Messfunktion kann interaktiv eine Fassade oder ein Dach gemessen werden. Zudem ist es möglich, den Schattenwurf von Gebäuden und Objekten für jeden Tag des Jahres zu simulieren.
Die Funktionen soll auch die Arbeit eines Krisenstabes im Ernstfall unterstützen. So können für ein theoretisches Überflutungsszenario verschiedene Wasserstände im Stadtgebiet eingeblendet werden. Wird ein Blindgänger gefunden, kann mittels des 3D-Modells genau nachvollzogen werden, welche Gebäude innerhalb eines Evakuierungsradius liegen und wie hoch diese sind. Weitere Funktionalitäten werden sukzessiv in den Viewer eingebaut, um weitere Analysemöglichkeiten zu ergänzen.
Bei der Weiterentwicklung des 3D-Viewers zielt die Stadt Leverkusen darauf, Echtzeitdaten zu nutzen. Dadurch soll ein Digitaler Zwillinge realisiert werden, der nicht nur der Visualisierung, sondern auch die Simulation von „Was-wäre-wenn-Szenarien“ dient. Timm Dolenga, Leiter des Fachbereichs Kataster und Vermessung dazu: „Unser Ziel ist es, das Stadtmodell nach und nach zu einem echten digitalen Zwilling weiterzuentwickeln. Mit zunehmender Vernetzung von Daten innerhalb des Modells werden immer detailliertere realitätsnahe Analysen möglich sein und städtische Planungsprozesse vereinfachen, aber auch die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern verbessern.“
Die vernetzten städtischen Daten könnten zum Beispiel aktuelle Bebauungspläne umfassen, aber auch Echtzeitdaten wie die aktuelle Verkehrslage oder den Belegungszustand von Elektroladestationen.
https://leverkusen.virtualcitymap.de