Die Sommer 2018 und 2019 haben aufgezeigt, welche Folgen Hitzewellen für die Wasserressourcen in Deutschland haben können. Um in diesem Zusammenhang Wasserqualität und Grundwasserspiegel überwachen zu können, hat die Stadt Wolfsburg ein neues IoT-basiertes Wassersensorik-Projekt gestartet.
Ohne Wasser, kein Leben – dieser einfache Grundsatz war den Menschen schon vor hunderten Jahren bekannt. Ganze Dörfer und Städte wuchsen an Flüssen, Seen und Meeren. Dementsprechend groß war der Druck, den die Menschen bei der Suche nach Wasserressourcen hatten. Doch wie finde ich eine Wasserader, die unter der Erde verborgen liegt? Und wie tief muss ich graben, um das Grundwasser zu erreichen? Diese Fragen beantworteten die frühzeitigen Menschen mit der Nutzung sogenannter Wünschelruten: ein Y-förmig gegabeltes Instrument, das in der Hand des sogenannten Rutengängers auf Anziehungskräfte oder Ausstrahlungen von Erzen, Metallen, geologischen Verwerfungen oder eben Wasseradern im Erdreich reagieren soll.
Ähnliche Fragen stellte sich auch die Stadt Wolfsburg, nachdem sie in den Sommermonaten 2018 und 2019 bundesweit in den Nachrichten auftauchte. Grund dafür waren massive Fischsterben in den Gewässern der norddeutschen Stadt, welche auf die besonders heißen und trockenen Sommer zurückzuführen sind. Um ein solches Ereignis künftig vermeiden zu können, hat die Autostadt nun ein neues Smart City-Projekt gestartet. Ziel ist die Entwicklung einer digitalen Lösung, um frühzeitig auf Veränderungen der Gewässerqualität und des Grundwasserspiegels reagieren zu können. Dafür wurden im Stadtgebiet an insgesamt 13 Messstellen Sensoren installiert und in Betrieb genommen – drei Stellen zur Messung der Wasserqualität und zehn zur Messung des Grundwasserspiegels.
Sensoren über das gesamte Stadtgebiet verteilt
„Wir haben die Messpunkte so ausgewählt, dass diese über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. So bekommen wir ein gutes Gesamtbild über die jeweils aktuelle Grundwasser-Situation in Wolfsburg“, erklärt Dr. Horst Farny, Leiter des Wolfsburger Umweltamtes. Die Überwachung des Grundwasserstandes ist in Zeiten des sich verändernden Klimas und sinkender Grundwasserpegel wichtig und hilfreich. „Die gewonnenen Ergebnisse können gute Dienste bei Bürgeranfragen, der Planung von Bauvorhaben, Naturschutzmaßnahmen und der allgemeinen Betrachtung des Wasserhaushaltes leisten“, so Farny.
In diesem Zusammenhang betont Adrian Rohne, zuständiger Ingenieur der Wolfsburger Entwässerungsbetriebe (WEB), dass sich die Projektpartner „im ersten Schritt für die Regenrückhaltebecken Neuer Teich, Mühlenteich und Detmeroder Teich entschieden, da diese Gewässer aufgrund ihres witterungsbedingt sehr geringen Sauerstoffgehaltes besonders auffällig waren.“ Mithilfe der Daten erhoffen sich die Partner, diese Entwicklungen frühzeitig und zuverlässig zu erkennen und mit den dann aufgezeigten Maßnahmen gegensteuern zu können. „Mit den Messdaten der vorerst drei Gewässer, die mit der Sensorik ausgestattet wurden, können tatsächlich gute Anhaltspunkte für die Wasserqualität in anderen Gewässern gezogen werden. Durch die Daten werden wir auch dort rechtzeitig Bescheid wissen“, so Rohne. „Vor allem können wir auch prüfen, ob unsere Maßnahmen erfolgreich sind.“
Technisch ermöglicht und umgesetzt wird das IoT-Projekt durch den Telekommunikationsdienstleister WOBCOM. „An den insgesamt 13 Messstellen werden dauerhaft Daten erhoben und verschlüsselt an uns gesendet“, erklärt IoT Projektleiter Sebastian Ackermann, Stadtwerke / WOBCOM. „Wir nutzen dafür die LoRaWAN-Funktechnologie, welche die automatisierte Kommunikation zwischen der Sensorik und unseren Servern ermöglicht. Über die Offene Datenplattform stellen wir die Daten dann den Projektbeteiligten zur Verfügung.“
Gemeinschaftliche Umsetzung
Umgesetzt wird das Projekt gemeinschaftlich: Das Referat Digitalisierung und Wirtschaft initiiert gemeinsam mit dem Umweltamt der Stadt, den Wolfsburger Entwässerungsbetrieben (WEB) und der WOBCOM ein innovatives IoT-Projekt (Internet-of-Things) – also die automatisierte Kommunikation zwischen Geräten –, bei dem mithilfe von Sensoren Messungen von Wasserqualität und Wasserständen in Wolfsburger Gewässern vorgenommen werden können. (jr)