Das größte Flusswasserkraftwerk Norwegens – Vamma 12 – soll umgebaut werden. Das Ingenieurbüro Norconsult verabschiedet sich von konventionellen 2D-Konstruktionszeichnungen und setzt auf ein 3D-BIM-Modell, erstellt mit Autodesk Revit.
Als ein branchenübergreifendes, technisches Beratungsunternehmen mit Sitz in Sandvika nahe der norwegischen Hauptstadt setzt das 1929 gegründete Ingenieur-, Architektur- und Designbüro Norconsult seine Fachkenntnisse für den Entwurf und Bau verschiedener Infrastrukturprojekte ein – so beispielsweise für Flughäfen, Straßen, Brücken, Bahnstrecken und Tunnel. Eines der nach Auskunft des Unternehmens bereits seit seiner Gründung 20.000 durchgeführten Projekte ist der Umbau des norwegischen Flusswasserkraftwerks Vamma 12. Das hydroelektrische Kraftwerk ist das größte Flusskraftwerk des Landes und wird vom Versorger E-CO Energi, Norwegens zweitgrößtem Stromproduzenten, betrieben. Norconsult setzte beim Umbauprojekt von Vamma 12 auf die Infrastrukturplanung mittels BIM. Die gesamte Planung sollte ohne konventionelle Zeichnungen und dafür komplett digital erfolgen. „Mit BIM spart man nicht nur Zeit und Geld, sondern erreicht auch eine viel höhere Qualität“, wie Marius Jablonskis, Technologiemanager bei Norconsult, sagt. Umgesetzt wurde die Planung mit Revit – der BIM-Software der Autodesk GmbH.
Vorreiterrolle
Das Projekt umfasst eine umfassende Modernisierung und Erweiterung des alten norwegischen Kraftwerks in Vamma, wie Jablonskis erklärt. An die Stelle der konventionellen 2D-Konstruktionszeichnungen tritt ein digitales 3D-BIM-Modell. Norconsult nehme damit eine Vorreiterrolle in der Neustrukturierung industrieller Prozesse ein, so Jablonskis: Die Tiefbaubranche, zu der das Projekt zählt, gilt als konservativ. Zuerst mussten für das Projekt interne Planungs- und Konstruktionsprozesse neu definiert werden. Jablonskis berichtet: „Wir haben keine Zeichnungen erstellt, sondern wollten mit BIM alles zu einer einzigen Datenquelle verbinden.“ Fridjar Molle, Projektmanager von Vamma 12 bei E-CO Energi, betont die Möglichkeiten, die sich mit dem Einsatz von BIM ergeben und die die Bedenken gegenüber einer vollständigen Digitalisierung überwogen: „Besonders überzeugt uns der Ansatz, die Daten zu bündeln und so Fehlerquellen zu minimieren.“
Ein Modell, alle Informationen
Autodesks BIM-Software Revit spielt im Vamma 12-Projekt dabei eine Schlüsselrolle. Die Software dient dazu, alle gesammelten Informationen zum Flusskraftwerk zusammenzuführen und daraus ein einziges BIM-Modell zu erstellen. Die Prozesse können dabei zum Teil automatisiert ablaufen. Über Revit lassen sich Entwurfskonzepte, Baupläne sowie Gebäudeleittechniksysteme planen und auf ihre Ausführbarkeit noch vor Baubeginn prüfen. Die dadurch gewonnene Konsistenz und kontinuierliche Koordination über eine Plattform reduzieren Ausführungsfehler und sparen damit auch Zeit, wie Jablonskis herausstellt. Der Technologiemanager erläutert die Vorteile an einem Beispiel: „Teile wie die Turbine oder die Tore bei Vamma 12, die hergestellt und an den Standort geliefert werden, wurden im 3D-Modell vorab überprüft. Mit dem BIM-Modell konnten wir sicherstellen, dass jedes Teil, das mit dem Beton in Berührung kommt, perfekt ausgerichtet ist, sodass es nicht einmal eine Abweichung oder Dehnung von einem Prozent gibt, die die Leistung des Kraftwerks negativ beeinflussen könnte.“ Durch die Modellierung mittels BIM habe Norconsult potenzielle Risiken dem entsprechenden Nutzen gegenüberstellen und Best- sowie Worst-Case-Szenarios für eine fundierte Entscheidung abwägen können, schließt Jablonskis mit Blick auf das Projekt. (vb)