Angebote im Bereich des Vermessungswesen werden auch heute noch gratis erstellt. Diese sind nicht nur umfangreich, sondern bedürfen oft auch der Einarbeitung in wechselnden Ausschreibungsbedingungen. Die Erstellung eines Angebots dauert somit viele Stunden, manchmal sogar Tage. Zusätzlich werden erstellte Angebote für neue Ausschreibungen verwendet, ohne dass der Autor dafür eine Vergütung oder Nutzungsentschädigung erhält. Im Rahmen einer solchen Ausschreibung werden auch im Vermessungswesen mindestens drei Anbieter angefragt – oft auch fünf oder noch mehr. Bei fünf angefragten Büros erstellen bei nur einer Beauftragung somit 80 Prozent der Anbieter ihr Angebot umsonst – im wahrsten Sinne des Wortes. Diesen Missstand hat auch der Verband Deutscher Vermessungsingenieure (VDV) erkannt. Mit einem Positionspapier zu Angebotsfragen nimmt der VDV nun Stellung.
Die ursprüngliche Idee, eine größere Wirtschaftlichkeit und Qualitätssicherung für den Ausschreibenden durch dieses Verfahren zu erlangen, würde auf diesem Wege nicht erreicht, heißt es in dem Positionspapier. Die Ausschreibenden seien im Vorfeld oftmals nicht mehr daran interessiert, eine qualitative Auswahl der einzuladenden Anbieter zu treffen. Vielmehr würden Büros nur angefragt, damit die Mindestanzahl an drei Bietern erreicht wird. Eine Vergleichbarkeit der Angebote sei bei vielen Ausschreibungen aufgrund der unzureichenden Leistungsbeschreibung nicht gegeben, so der VDV. Sehr oft werde das vermeintlich günstigste Angebot angenommen, das wirtschaftlichste bleibe so auf der Strecke.
Für den VDV gibt es eine einfache Lösung, um diesem Problem zu begegnen: Angeforderte Angebote, die von Vermessungsbüros in vorgegebenen Rahmen abgegeben werden sollen, müssten vergütet werden, heißt es in dem VDV-Positionspapier. Nur auf diese Art und Weise könne die dafür aufgewendete Zeit wirtschaftlich dargestellt und anerkannt werden. Ein individuell angefordertes Angebot sei eine Leistung, die vergütet werden muss – sofern die Geschäftspartner wieder nach dem „auf Augenhöhe“-Prinzip zusammenkommen und qualitativ hochwertig sowie wirtschaftlich zusammenarbeiten sollen.
Mehr Informationen dazu sowie das komplette VDV-Positionspapier finden Sie hier. (jr)