Von der reinen Punktaufnahme hin zum Workforce-Management: ATRIOS liefert eine mobile GIS-Lösung, die beide Bereiche abdeckt. Sie kombiniert eine Leica-GNSS-Antenne via App mit beliebigen mobilen Endgeräten.
Energieversorger erwarten zunehmend von Außendienstmitarbeitern, dass sie immer mehr Aufgaben übernehmen, vor allem Vermessungsaufgaben und die GIS-orientierte Verarbeitung der Daten. Doch wie entwickelt man eine universelle Lösung für den typischen Außendienstler, die GIS- und zentimetergenaue Vermessung gleichermaßen unterstützt, ohne gleichzeitig Expertenwissen auf beiden Seiten vorauszusetzen? Und die zudem noch Preisgrenzen einhält, um auch für kleine und mittlere Stadtwerke interessant zu sein.
Der IT-Spezialist ATRIOS aus dem westfälischen Rheine hat sich dieser Herausforderung gestellt und liefert aktuell eine Lösung für genau dieses Anforderungsprofil. Sie ermöglicht die zentimetergenaue Erfassung von Vermessungspunkten via GNSS, eine GIS-orientierte Datenverarbeitung und -visualisierung und läuft auf jedem beliebigen Endgerät. Zudem besitzt die cloudbasierte Lösung umfangreiche Funktionen für die Einsatzplanung und -steuerung von mobilen Außendienstmitarbeitern. Ein ausführliches Paket also, dessen technologische Kompetenzen verschiedenste Wurzeln haben.
Technisches Innenleben
Wichtigstes Merkmal der Lösung ist, dass sie auf Technologie von Leica Geosystems basiert. Zum einen wird die GNSS-Antenne GG04 plus genutzt, zum anderen die Software DX Manager beziehungsweise deren Mobilvariante DX Field Mobile App. Mit dieser Lösung erreicht der Nutzer laut Herstellerangaben eine Genauigkeit von zwei Zentimetern bei der Erfassung von Vermessungspunkten. Sie kann über Bluetooth mit jedem beliebigen Smartphone oder Tablet (oder den Mobilgeräten von Leica Geosystems) unabhängig vom Betriebssystem verbunden werden. Zusammen mit der Leica-App ermöglicht die Antenne den optimalen GNSS-Empfang. Die Softwareanwendung sorgt dann für die Verbindung zu dem Korrekturdatendienst Leica Smartnet. So können hochgenaue Punktaufnahmen mit jedem beliebigen mobilen Endgerät auf Knopfdruck getätigt werden, sodass nun auch Monteure ohne Vermessungsqualifikation selbst Punkte aufnehmen können. „Sie benötigen nur eine einfache Schulung, um den gesamten Prozess schnell und souverän anwenden zu können“, so Christian Lügermann, Leiter im Bereich Vertrieb und Geschäftsentwicklung bei ATRIOS. Die Antenne GG04 plus arbeitet auf RTK-Basis und ermöglicht mit einer Anwendungsoption für Precise Point Positioning (PPP) die Erfassung der gewünschten Punkte auch ohne mobile Datenverbindung. Sie überträgt die Positionsdaten direkt an die Leica DX Field mobile App auf dem Smartphone oder Tablet. Im Anschluss wird die GNSS-Messung im System ausgelöst und der Mitarbeiter kann anschließend beliebige zusätzliche Informationen aufnehmen. In Abhängigkeit der erfassten Informationen und der Objektart können dann Wartungs- & Instandhaltungsaufgaben direkt angelegt und ggf. durchgeführt werden. „Somit können Mitarbeiter beispielsweise nach der Erfassung nicht dokumentierter Leitungen oder Anlagen direkt eine Wartungstätigkeit durchführen. Das erspart eine Menge Zeit und Dokumentationsaufwand. Durchgeführt werden diese Arbeitsschritte ebenfalls für eine Vielzahl von Tätigkeiten wie Baumaufnahmen mit anschließender Kontrolle“, erklärt Lügermann. Da die Daten in Echtzeit im GIS synchronisiert werden, können auch andere Mitarbeiter des EVU darauf zugreifen.
Weil alle angebundenen Mitarbeiter auch Zugriff auf Einsatz-, Personal- und Zeitplanung haben, können Einsätze effizient geplant werden. Disposition und GIS-Mitarbeiter sind direkt verbunden. „Ein Monteur, der sich gerade in der Nähe einer zu wartenden Station befindet und eben noch neue Leitungspunkte eingemessen hat, kann über die anstehende Wartung informiert und direkt vor Ort eingesetzt werden“, erklärt Lügermann. Da die Lösung einfach skalierbar ist, können beliebig viele Trupps angebunden werden. Vor diesem Hintergrund hat ATRIOS auch auf die Preissensibilität geachtet. „Die Leica GG04 plus-Antenne und die zugehörige Software von Leica sind für unter 10.000 Euro zu haben“, rechnet Lügermann vor. Für eine Komplettlösung mit Genauigkeit im Zentimeterbereich, die auch Personaleinsatzplanung voll abdeckt, sei dies ein attraktives Angebot. Selbst ohne Nutzung der Antenne biete die auf EVU oder die Öffentliche Hand ausgelegte Software Kunden die Möglichkeit, Ressourceneinsätze zu planen, Dispositionen vorzunehmen und Zeiten zu erfassen.
Die Workforce-Lösung von ATRIOS ist kein Entwicklungsprojekt, das auf der grünen Wiese startete. Sie stützt sich auf eine im Markt etablierte Außendienst-Lösung von dem österreichischen Partnerunternehmen Geolantis. So werden Funktionen etwa für Hausanschlussbegehungen, Stationskontrollen oder Inspektionen von Freileitungen maßgeschneidert unterstützt.
Der Kunde kann die Software auch einfach für seine eigenen Bedarfe konfigurieren. Dafür hat ATRIOS umfangreiche Standard-Schablonen. Für solche administrativen Aufgaben bietet das Unternehmen ausgiebig Schulungen an.
Auch als reine Vermessungslösung erhältlich
Der DX Manager von Leica Geosystems liefert dabei zusätzlich Flexibilität für den Nutzer. Die Lösung, die 2016 auf den Markt gekommen ist, fungiert als cloudbasiertes, zentrales Dashboard für alle Erfassungslösungen des Herstellers. Sprich, Kunden können Daten verschiedenster Sensoren verarbeiten, wie etwa auch von einem Georadar zur Auffindung unterirdischer Leitungen. Im Angebot von ATRIOS steht auch die reine Leica-Vermessungslösung (ohne umfangreiche GIS- und Workflow- Funktionalitäten). „Der Kunde selbst entscheidet, ob er die Lösung mit dem ursprünglichen DX Manager nur für die Erfassung von Punkten oder als Workforce-Management nutzen möchte“, so Lügermann.
Zentimetergenau ohne Mobilfunkanbindung
Klassische Real-Time-Kinematic (RTK)-Technologien verwenden für hochgenaue Positionsdaten neben dem Signal des mobilen Messinstruments eine Referenzstation oder interpolierte virtuelle Station, um Echtzeitkorrekturen durchzuführen und so Zentimetergenauigkeit zu gewährleisten. Für diese Art Messung ist allerdings eine mobile Datenverbindung zur Referenzstation nötig. Daher ist die RTK-Vermessung mitunter in ländlichen Regionen, in denen mobile Verbindungen oft schlecht ausgebaut sind, kritisch. Hier müssen die Punkte vermessen und in einem anschließenden Prozess korrigiert werden. Das Precise Point Positioning (PPP) ist dagegen eine GNSS-Auswertetechnik, die ohne unmittelbare Verfügbarkeit einer Referenzstation auskommt. PPP greift auf das Zeitsignal der Satelliten sowie dessen Standortdaten aus der Umlaufbahn zu, um präzise Positionen mit nur einem Empfänger zu berechnen.