Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat ein dynamisches Reservierungssystem für Sitzplätze im Zug entwickelt, das sich den Fahrgästen anpasst und freie Sitzplätze nahe der Einstiegsstelle anbietet. Auf diese Weise sollen die reservierten Plätze schnell erreicht und besetzt werden, um Stau zu vermeiden. „Unser dynamisches X-Seating-System berücksichtigt den Kundenbedarf“, berichtet Dr. Erik Grunewald von DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik und erklärt: „Die Fahrgäste können ihre Reservierung flexibel tauschen, indem das Reservierungssystem einen vergleichbaren freien Sitzplatz in der Nähe des Einstiegs anbietet.“
Derzeit gilt die Sitzplatzreservierung für den gesamten gebuchten Streckenabschnitt. Selbst wenn einige Sitze auf Teilstrecken noch frei sind – sobald kein freier Sitzplatz für die gesamte Strecke mehr verfügbar ist, können die Fahrgäste keinen Platz reservieren. Auch hier kann das System helfen. Es ermöglicht die Kombination verschiedener Sitzplatzreservierungen auf Teilstrecken. Die Passagiere wählen ihren Einstiegsort frei aus und müssen sich nicht mehr dem System anpassen. Außerdem erhöht die flexible Sitzplatzbuchung den Anreiz, Reservierungen durchzuführen, um eine spontane Neuvergabe des eingenommenen Platzes durch das System zu vermeiden.
„Damit wir das System nutzen können, müssen die Anzeigen im Zug echtzeitfähig sein“, sagt Grunewald. „Wenn Passagiere mit Reservierung den Zug betreten, müssen sie zum Beispiel über das Handy oder eine App erkannt werden. Je mehr Reservierungen es gibt, desto ordnender greift unser System ein.“ Da sich die Einstiegszeit durch die kurzfristige, flexible Sitzplatzzuteilung verringert, lassen sich überfüllte Bahnsteige vermeiden und Verspätungen reduzieren. Mit aufwändigen Simulationen im Rahmen des Projekts konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diese Vorteile bestätigen.
Das DLR hat sich das System, das die Forschenden des Instituts für Verkehrssystemtechnik und des Instituts für Flughafenwesen und Luftverkehr im Rahmen des grundfinanzierten Projekts Transition entwickelt haben, patentieren lassen. Im Projekt VMo4Orte arbeiten die Forschenden nun weiter am System. „Unser nächstes Ziel ist dann der Praxistest“, blickt Grunewald in die Zukunft. (jr)