Max Bögl hat bei einem Erneuerungs- und Sanierungsprojekt in Nordbayern erstmals die RIB Software iTWO civil für den Rohrleitungsbau eingesetzt.
Das familiengeführte Bauunternehmen Max Bögl setzt bei seinen Bauprojekten verstärkt auf neueste Bau-IT- und BIM-Technologien. Vor diesem Hintergrund hat das Unternehmen kürzlich die im Infrastrukturbereich erfahrene Evelyn Roßner mit der Aufgabe betraut, als BIM-Koordinatorin die Prozesse im Straßen- und Entwässerungsbau im Hause Max Bögl aktiv voranzutreiben – insbesondere bei Straßen- und Tiefbauprojekten. Das jüngste Projekt war eine Erneuerung der Betonfahrbahn sowie die Sanierung der Entwässerung auf einem rund zehn Kilometer langen Autobahnabschnitt auf der BAB A7 zwischen den Anschlussstellen Gollhofen und Uffenheim, die die Autobahndirektion Nordbayern in Auftrag gegeben hatte. Für dieses Projekt kam erstmals die RIB-Software iTWO civil für den Rohrleitungsbau im Zusammenspiel mit der Unternehmenslösung RIB iTWO 5D zum Einsatz. Die BIM Koordinatorin ist von der RIB-Software überzeugt. „Dreidimensionale Modelle bilden die Basis für den Einsatz von BIM auf den Baustellen“, erklärt Evelyn Roßner. „Sie bringen nicht nur viele Vorteile über den gesamten Planungs- und Bauprozess hinweg, sondern machen auch bisher scheinbar Unmögliches plötzlich möglich.“ Die spezifischen Features der RIB-Software iTWO civil wurden speziell für die Anforderungen von Entwässerungssanierungen konzipiert. Die Basis in der Software bilden Volumenkörper im Modell, die automatisch mit speziellen Attributen für die Kostenermittlung und Bauabrechnung versehen werden. Hierbei werden insbesondere Tiefenstufen berücksichtigt, da im Rohrleitungsbau – je nach Tiefenstufe – beispielsweise für Verfüllungen oder Längen eines Rohres, unterschiedliche Kostenansätze entstehen. Die Volumenkörper für den Modellansatz erhalten entsprechende Attribute. So können sowohl die Höhe eines Schachtringes als auch der Durchmesser und das Material eines speziellen Rohrs frei oder generisch zugewiesene Attribute eines Entwässerungsprojektes sein.
Dreidimensionale Modelle als Basis
In einem Zeitraum von etwa neun Monaten verbaute das Unternehmen nach eigenen Angaben 20 Betonfertigteilschächte, 115 Kunststofffertigteilschächte, rund 830 Meter Teilsickerrohr plus insgesamt rund 5.500 Meter Mehrzweckleitungen sowie rund 300 Meter Stahlbetonrohre. Dabei wurden das Teilsickerrohr und die Mehrzweckleitungen als längslaufende Entwässerung unter der Mulde eingebaut und die Stahlbetonrohre als Fahrbahnquerungen zum Abfluss der Mittelstreifenentwässerung und als Auslauf hergestellt. Der Auftraggeber, der ebenfalls mit den Lösungen aus dem Hause RIB Software arbeitet, stellte die Bestandsinformationen im ISYBAU-Format zur Verfügung. Die Abrechnung der Maßnahme erfolgte bei Max Bögl erstmalig mit dem erweiterten RIB-Softwareprogramm und war laut Unternehmen innerhalb von etwa zwei Wochen vollständig erledigt. Evelyn Roßner schätzt, dass eine Abrechnung dieser Art von Maßnahme sogar in noch kürzerer Zeit möglich sein wird. Voraussetzung dafür sei, dass alle Mitglieder des Teams die Funktionen gut kennen und mit dem BIM-Programm entsprechend vertraut sind. Ist die Abrechnung abgeschlossen, werden die neuen Daten zum Straßen-/Kanalbestand wiederum im ISYBAU-Format an den Auftraggeber übergeben, sodass ihm lückenlos sämtliche Erweiterungen und Abänderungen der Entwässerung nach Sanierung vorliegen.
Abrechnung von Tiefenstufen
„Die Tiefenstufen stellten eine besondere Herausforderung dar“, erklärt die BIM-Koordinatorin. „Der Auftraggeber verlangte von uns eine Staffelung zwischen einem, 1,75 und drei Metern Tiefe. Das ist von Hand praktisch nicht abzurechen“, so Roßner. Ein exakter Höhenplan wäre hierfür erforderlich, um zu ermitteln, welche Höhe das Erdplanum genau an welchen Stationen der Entwässerung aufweist. „Der Arbeitsaufwand wäre immens und damit der Zeitaufwand“, ergänzt sie. „Kein Problem allerdings mit der iTWO-civil-Lösung, denn hier ist das Erdplanum bekannt und das Programm rechnet alle erforderlichen Höhen und Tiefen automatisch aus.“
Modellbasierte Arbeitsweise
Eine klare Veränderung beim Arbeiten mit BIM-Modellen im Straßen- oder Rohrleitungsbau stelle vor allem der zunächst höhere Aufwand zu Beginn eines Bauprojekts dar, da sind sich Rößner und Max Bögel einig. Denn zahlreiche Arbeitsprozesse verschieben sich in die Kalkulation beziehungsweise in die Projektvorbereitungsphase: Aus einem unscharfen Modell der Kalkulationsphase entsteht über die Projektvorbereitung bis hin zur Ausführung ein klares Modell, welches kontinuierlich und lückenlos mit Informationen bestückt und weiter vervollständigt wird, so das Unternehmen. In dieser frühen Projektphase würden somit viele Aspekte vorbereitet, die die in späteren Zyklen anfallenden Aufgaben für alle Beteiligten jedoch immens erleichtern können. Im Rohrleitungsbau bleibt beispielsweise die Sollhöhe für die einzubauenden Schächte bis zum Projektende vollständig erhalten. Gibt es doch Änderungen im Projektverlauf, so rechnet das RIB-Programm iTWO civil diese in den Gesamtprozess mit ein, meldet sämtliche Anpassungen und macht sie für alle auf der Baustelle und in den Büros zugänglich, für die sie von Relevanz sind. „Wenn wir durchgängig modellorientiert arbeiten, so fließen stets fertige Volumenkörper in alle Folgeprozesse einer Bauaufgabe ein“, erklärt Evelyn Roßner. „Das optimiert alle weiteren Aufgaben für Abrechner und Bauleiter gleichermaßen.“
Vorteile für Bauleitung und Bauabrechnung
Evelyn Roßner ist überzeugt, dass die BIM-Methode dem Bauleiter schlussendlich viel Zeit spart, da dieser nicht mehr sämtliche Winkel zwischen einzelnen Leitungen von Hand ermitteln müsse. Auch die partnerschaftliche Bauabwicklung soll laut Max Bögl von BIM profitieren. Auf Seite der Abrechner werden durch den modellbasierten Ansatz alle Grundlagen bereitgestellt, die von Relevanz für die Bauabrechnung sind, weshalb Unklarheiten und Unsicherheiten ausgeschlossen werden könnten.