Das Vermessungsbüro Nebel & Partner aus Schleswig wurde bereits 1950 gegründet, feiert in diesem Jahr jedoch ein besonderes Jubiläum: Seit 2001 nutzt Nebel & Partner die kinematische Datenerfassung auf mobilen Trägergeräten wie Hubschraubern oder Vermessungsautos. Robert Hau, Dipl.-Ingenieur für Geodäsie und geschäftsführender Gesellschafter bei Nebel & Partner, erlebte diese Zeit hautnah mit. Im Gespräch mit BUSINESS GEOMATICS spricht er über seine Anfänge im Unternehmen, Vor- und Nachteile von mobilen Laserscannern und Zukunftsaussichten.
Wie alles begann…
Das Vermessungsbüro wurde bereits 1950 als Büro für Liegenschafts- und Ingenieurvermessung in Schleswig gegründet. Schwerpunkt damals waren hoheitliche Vermessungen in Grundstücksangelegenheiten und Ingenieurvermessungen für regionale Tief- und Hochbauprojekte. Zur Verbesserung der Kundennähe wurde 1982 eine Zweigstelle in Flensburg eröffnet, ehe sechs Jahre später eine Niederlassung in Westerland auf Sylt folgte. Zur Ausweitung der Ingenieurvermessung trat insbesondere der Bereich der Dokumentation von Freileitungen mit allen dazugehörigen seilmechanischen Berechnungen in den Vordergrund.
Einen weiteren Einschnitt für Nebel & Partner markiert die Jahrtausendwende: Über ein Testprojekt für einen namhaften Energieversorger zur Nachtrassierung von Hochspannungsfreileitungen trat das Büro für Liegenschafts- und Ingenieursvermessung erstmals mit dem Airborne Laserscanning in Kontakt. Mit Aufnahme von Robert Hau als Partner wurde im Jahr 2001 schließlich das luftgestützte Laserscanning in die Unternehmensprozesse implementiert und parallel dazu das Büro in die noch heute gültige Firmierung Nebel & Partner umgewandelt. „Die Erfahrungen damals waren durchweg positiv, sodass wir im Jahr 2001 schließlich einen ersten Auftrag der Deutschen Bahn erhielten und rund 500 Kilometer Schienenwege mittels hochauflösenden Scan- und Bilddaten erfassten“, erinnert sich Hau, Dipl.-Ingenieur für Geodäsie und geschäftsführender Gesellschafter bei Nebel & Partner.
In der Folge erhielt das Ingenieursbüro weitere Aufträge für die Erfassung von Freileitungen und später auch von Wasserwegen und Deichen. „Zudem konnten wir uns in den folgenden Jahren über zahlreiche Großaufträge für die Erfassung von langgestreckten Anlagen freuen“, so Hau. Im Jahr 2004 ging Nebel & Partner schließlich eine Vertriebspartnerschaft mit Terrasolid Oy, einem finnischen Softwarehaus für die Prozessierung von Punkt- und Bilddaten aus Airborne Laserscanning, ein. „Ein Meilenstein für unser Ingenieurbüro“, berichtet Hau. „Denn auf einem Terrasolid-Event in Lappland konnten wir erstmals Kontakte zu Firmen und Technologien mit Mobile Mapping-Systemen knüpfen.“
Startschuss für Mobile Mapping
Die ersten beiden Aufträge mit Mobile Mapping-Systemen erhielt das Ingenieurbüro jedoch erst im Jahr 2009: „Als Grundlage für die Planung von drei Lärmschutzdeckeln über die A7 nördlich des Elbtunnels wurde diese auf rund 11 Kilometern befahren sowie eine Ortsdurchfahrt in Niedersachsen durchgeführt. Dies war gewissermaßen der Startschuss für unsere Mobile Mapping-Anwendungen“, erklärt Hau. Im Nachgang erhielt Nebel & Partner immer mehr Aufträge von Landesbetrieben und -behörden für Verkehr und Straßenbau. „Seitdem wurden wir mit etlichen Projekten im gesamten Bundesgebiet auf Basis von mobilen Laserscannern beauftragt.“
Mittlerweile nutzt das Ingenieurbüro oftmals eine Kombination aus Mobile Mapping und Airborne Laserscanning – zum Beispiel, wenn nicht nur die Fahrbahn, sondern auch Randbereiche erfasst werden müssen. „Das ist sozusagen das Beste aus zwei Welten. Mit dem terrestrischen Laserscanning kommt zu dieser Kombination außerdem noch eine dritte Dimension hinzu, die insbesondere für BIM-Projekte benötigt wird“, so der studierte Geodät. Auf diese Weise erfolgt derzeit beispielsweise die Bearbeitung eines Großprojektes in Schleswig, bei dem rund sechs Kilometer Bundesstraße mit zwei Brücken gebaut werden. „Neben diesem Projekt liegen uns zudem noch zahlreiche Anfragen für diverse Straßenprojekte vor“, berichtet Hau. (jr)
Herr Hau, seit 2001 sind Sie als geschäftsführender Gesellschafter bei Nebel & Partner aktiv. Damals galt Nebel & Partner als Pionier für die kinematische Datenerfassung. Wie blicken Sie heute auf diese Zeit zurück?
Rückblickend war das eine spannende und interessante Zeit. Die Technologie des Airborne Laserscanning (ALS) hat uns von Anfang an begeistert, da sie die schnelle, berührungslose und genaue Erfassung von langgestreckten Anlagen ermöglichte. Auch die Auswertung von Scandaten war damals für uns noch völlig unbekannt. Allerdings haben wir sofort die technischen und wirtschaftlichen Vorteile gerade bei der Erfassung von Hochspannungsleitungen gesehen und uns diesem damals brandneuem Thema engagiert angenommen.
Nach dem ALS wurde mit dem mobilen Laserscanning (MLS) zudem noch eine neue Vermessungsmethode entwickelt. Wie gingen Sie bei Nebel & Partner damit um?
Als Mobile Mapping-Methoden erstmals aufkamen, hatten wir lediglich Erfahrungen mit terrestrischem Laserscanning (TLS) sowie ALS. MLS-Systeme waren für uns unbekannt. Erst später haben wir mehr von den Mobile Mapping-Systemen gehört und uns dann auch im Jahr 2008 mit diesem Messverfahren intensiv beschäftigt.
Wie haben die Kunden darauf reagiert?
Viele Kunden aus den Straßen- und Verkehrsbehörden waren zunächst sehr skeptisch. Insbesondere die Genauigkeit dieses Verfahrens wurde stark angezweifelt. Allerdings konnte dies durch die Kombination mit terrestrischen Messverfahren gelöst und die Kunden auf diese Weise überzeugt werden. Auch die Tatsache, dass wir den Kunden in dieser Zeit die Schwächen der neuen Messmethode aufzeigten und diese ‚Probleme‘ durch ergänzende Maßnahmen ausgleichen konnten, hat Vertrauen für das Verfahren auf Seiten der Kunden geschaffen.
Weg vom Blick in die Vergangenheit: Wo steht der Markt aus Ihrer Sicht heute?
MLS hat sich mittlerweile für die meisten Straßenprojekte als Standarderfassungsmethode etabliert. Für Autobahnen und Bundesstraßen erfolgen die meisten Ausschreibungen heute demzufolge nur noch mit MLS-Systemen. Die Akzeptanz ist also vorhanden – und nimmt immer weiter zu. Die Vorteile einer schnellen Erfassung mit nur kurzen und geringen Störungen für den Verkehrsfluss sowie der Sicherheitsaspekt – starke Reduktion der Arbeiten von Personen im Straßenbereich – überwiegen die Nachteile.
Problematisch beim MLS war lange Zeit die Datenauswertung. Wie ist der Stand heute?
Gerade für das kinematische Laserscanning sehen wir in den letzten zehn Jahren eine enorme Entwicklung mit Blick auf Datenauswertungsverfahren. Im Bereich der automatischen Objekterkennung herrscht allerdings nach wie vor großer Bedarf. Auch, wenn es hier Entwicklungen und erste Tools gibt, ist der manuelle Aufwand der Rohdaten bis hin zum fertigen Bestandsplan noch immer sehr hoch.
Sind die Leistungspotenziale von Mobile Mapping-Systemen in den Anwendungsbranchen schon ausreichend bekannt? Wird Mobile Mapping beispielsweise bei Projekten im Straßensanierungs- und -bauprojekten ausreichend eingesetzt?
Mobile Mapping findet insgesamt immer mehr Anwendungsgebiete. Wie schon erwähnt, hat sich dieses Verfahren im Straßenbau bewährt. Oft nutzen wir MLS auch für Beweissicherungsmaßnahmen als Zustandserfassung von Straßen und Wegen vor großen Baumaßnahmen. Zum Beispiel beim Kabelbau zur Anbindung von Offshore-Windparks oder beim Bau von Freileitungen.
Mit Photogrammetrie und Laserscanning gibt es heute zwei wesentliche Verfahren für die Datenerfassung. Hinzu kommt die Panoramadaten-Erfassung. Werden wir künftig All-in-One-Systeme sehen?
Ja, diese Komplettlösung wäre hinsichtlich der Anwendungsmöglichkeiten bestimmt sehr interessant. Man wäre damit sehr flexibel. Jedoch dürften die Systemkosten sehr hoch sein.
Und mit Blick auf die Sensorik: Welche Entwicklungspotenziale sehen Sie hier?
Die Entwicklung der Scannertechnologie und der verschiedenen Bildsensoren schreitet weiterhin rasant voran. Dichtere Punktwolken und hochauflösende Bilder sind für eine genaue und zuverlässige Auswertung hilfreich und notwendig. Eine stärkere Kombination photogrammetrischer Systeme bzw. Verfahren mit Scanner-Systemen wäre jedoch wünschenswert.