Borkenkäfer sorgen in Deutschland seit einigen Jahren für Schäden in Millionenhöhe. Um gegen die Schädlingsplage ankämpfen zu können, setzt die baden-württembergische Forstverwaltung ForstBW auf eine mobile GIS-Lösung von con terra.
Für Waldbesitzer und Forstbetriebe ist es eine Katastrophe: Schon im Jahr 2017 richteten Borkenkäfer einen Schaden von etwa 100 Millionen Euro in Deutschland an. In diesem Jahr kam es sogar noch schlimmer – bereits zwei Drittel des bayrischen Waldes sind von der Plage betroffen. Dabei wütet der Schädling besonders in den Regionen Niederbayern, in Teilen Oberbayerns, der Oberpfalz und Mittelfrankens. Aber auch Nordrhein-Westfalen bleibt von der Plage nicht verschont. Wie das Umweltministerium NRW in seinem jährlichen Waldzustandsbericht feststellt, ist „die Borkenkäfersituation 2018 besorgniserregend“.
Das Ministerium rechnet alleine im bevölkerungsreichsten Bundesland Deutschlands mit rund 2,5 Millionen Festmetern Schadholz – überwiegend von Fichten. Ein großes Problem für Unternehmen, Behörden und Besitzer, gilt die Fichte doch als ertragreichste Baumart der Forst- und Waldwirtschaft. Das kommt nicht von ungefähr. Kein anderer Baum ist so genügsam, kein anderer so universell einsetzbar, sei es in der Schreinerei, der Zellstoffherstellung, der Bauindustrie oder als Brennmaterial. Bereits seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die eigentlich nur im Gebirge und höheren Lagen heimische Fichte massiv angepflanzt – auch in Tieflagen. Schon um 1900 war die Fichtenfläche in Deutschland dann beinahe so groß wie heute. In Zeiten des Klimawandels ist die Fichte zwar noch der Baum für das Tagesgeschäft, der Baum für die Zukunft ist sie jedoch nicht mehr. Der Grund: Sie verträgt keine Hitze und ist wegen ihrer flachen Wurzeln sturmanfällig.
Große Populationsdichte bereitet Sorgenfalten
Große Sorgen bereitet Behörden, Besitzern und Betrieben vor allem die extreme Populationsdichte der Käfer. Festzumachen ist diese an den etwa 400 Pheromonfallen, die in Bayern als Kontrolle installiert sind. Finden Forscher hier 3.000 Käfer pro Woche und Falle, sprechen sie bereits von einer großen Gefahr. In diesem Jahr zählten die Experten mancherorts jedoch bis zu 15.000 Käfer. Zudem hat das für den Schädling ideale Wetter dazu geführt, dass sich die Entwicklung vom Ei bis zum Jungkäfer auf etwa fünf Wochen verkürzt hat. Zum Vergleich: In normalen Jahren dauert dieser Entwicklungsschritt bis zu acht Wochen. Ein einziges Weibchen legt rund 150 Eier unter die Baumrinde. Jungkäfer sorgen binnen weniger Wochen für eigene Nachkommen. Ein weiteres Problem: Das Weibchen kann nach kurzer Regeneration in einem anderen Baum andere Eier ablegen. Ein einziges Weibchen kommt so auf etwa 100.000 Nachkommen – Tendenz steigend.
Für die starke Ver- und Ausbreitung des Borkenkäfers gibt es gleich mehrere Faktoren. Hauptursache ist die Klimaerwärmung und der sehr warme, lange und trockene Sommer 2018. Das sorgt für ideale Bedingungen für die Käfer – insbesondere für Buchdrucker und Kupferstecher, Unterarten des Borkenkäfers, die sich vor allem auf Fichten fokussieren. Hinzu kommen die Sturmschäden der vergangenen Jahre, da umgefallene Bäume ein Brutparadies für die Schädlinge darstellen. Zudem gibt es nach wie vor kein Insektizid, welches einen befallenen Baum retten könnte, und die natürlichen Feinde wie Vögel oder Schlupfwespen können die hohe Population der Käfer nicht wirksam eindämmen. Die logische Konsequenz: Befallene Bäume müssen schnellstmöglich identifiziert, geschlagen und aus dem Wald befördert werden.
Mobile GIS-Lösungen schaffen Abhilfe
4.14 Geo-Apps und Mobile GIS
Essentielle Voraussetzung hierfür ist eine engmaschige Kontrolle des Bestandes, um bei Befall so schnell wie nur möglich reagieren zu können. Mobile GIS-Lösungen sollen hier Abhilfe schaffen. Ein Beispiel dafür ist die Borkenkäfter-Monitoring-App BoKae- Mon der baden-württembergischen Forstverwaltung ForstBW. Sie dient dazu, einen Streifen rund um das Gebiet des Nationalparks Schwarzwald zu überwachen. Neben der Erfassung von befallenen Bäumen, erfolgt innerhalb der Anwendung auch die Planung, Durchfühung und Kontrolle von notwendigen Schutzmaßnahmen. Die native Android-App BoKaeMon wird auf Outdoor-Tablets betrieben und basiert auf der Software map. apps Offline der con terra GmbH.
Dabei ist die App darauf ausgelegt, auch ohne Netzverbindung eine GPS-gestützte Erfassung und Kontrolle des Baumbestandes zu ermöglichen. Das ist gerade in Wäldern, in denen die Mobilfunkanbindung nicht immer optimal ist, von essentieller Bedeutung. Bei verfügbarem Netz werden die erfassten und bearbeiteten Daten mit der Esri Cloud-Plattform ArcGIS Online synchronisiert und mittels nachgelagerter Prozesse in das Datawarehouse von ForstBW exportiert. Die Daten stehen somit zeitnah und zentral allen relevanten Anwendern zur Verfügung. Die auf den Anwendungsfall fokussierte App führt so zu einer deutlichen Arbeitserleichterung und einer besseren Datenqualität bei ForstBW. Des Weiteren lassen sich auf Basis der map.apps-Softwarelösung künftig effizient und zeitnah weitere Apps für On- und Offline-Szenarien erstellen.