Am 15. Juni 2015 wurde die BIL eG von den 17 Gründungsmitgliedern ins Leben gerufen. In nur 40 Wochen erfolgte die Entwicklung des ersten bundesweiten Informationssystems zur Leitungsrecherche, das am 29. Februar 2016 den online Betrieb gestartet hat.
Normalerweise haben wir ja nur alle vier Jahre Geburtstag“, sagt Jens Focke, Vorstand der BIL eG, mit einem leichten Augenzwinkern, denn Ende Februar steht der erste Jahrestag seit dem online Start am 29. Februar 2016 an. „Und dieses Datum gibt es halt nur alle vier Jahre“, lacht Jens Focke. „Angefühlt hat sich dieses eine Jahr jedoch tatsächlich wie vier Jahre, denn es hat sich wirklich viel getan seit unserem Start in 2016“, so Focke weiter.
Nicht nur das mittlerweile fast 25.000 Bauanfragen über das Portal gestellt und erfolgreich abgewickelt wurden, auch die BIL-Mitgliederzahl hat sich von ehemals 17 Gründungsgesellschaften auf nunmehr bereits 35 Partner mehr als verdoppelt. Durch diesen Zuwachs an Partnern konnte BIL die Mitgliedsbeiträge bereits im zweiten Betriebsjahr 2017 für alle Mitglieder deutlich senken. „Die kontinuierliche und nachhaltige Kostensenkung für die Mitglieder durch neu hinzukommende Mitglieder ist ja bekanntermaßen ein wesentliches Ziel der genossenschaftlichen Organisation, die ja nicht gewinnorientiert arbeitet und damit quasi gemeinützig ist“, erläutert Vorstand Focke. „Für 2017 waren das schon über fünf Prozent, um die wir die Beiträge senken konnten“, zeigt sich Vorstand Focke mit dem Ergebnis zufrieden. „Das hat natürlich damit zu tun, dass immer mehr Netz- und Leitungsbetreiber BIL das Vertrauen aussprechen und sich von der Notwendigkeit eines single-point of entry für die kostenlose Bauanfrage in Deutschland überzeugen lassen“, so Focke.
Mit der wachsenden Zahl von Mitgliedern wächst auch die Zahl der über BIL gestellten Bauanfragen deutlich an. 2017 rechnet man nach Angaben von BIL mit 40-50.000 Bauanfragen und 57 Prozent der Gemeindeflächen in der Bundesrepublik – Stand Januar 2017 – werden von Zuständigkeitsflächen der bei BIL organisierten Betreiber abgedeckt (Blau markierte Flächen in oben stehender Karte). „Die vollständige Flächenabdeckung scheint also nur noch eine Frage der Zeit zu sein“, ist sich Ingo Reininger, bei BIL als CTO u.a. für die Datenauswertung zuständig, sicher. Doch nicht nur die reinen Zahlen zeichnen für BIL eine positive Entwicklung. „Das Thema Leitungsauskunft steht seit unserer Gründung nun immer häufiger auf der Tagesordnung bei Bauwirtschaft, Fachverbänden, in der Politik und in Wissenschaft und Forschung.“
So konnte BIL nun Kooperationsvereinbarungen mit dem Karlsruher Center of Safety Excellence GmbH (CSE) und der Jade Universität Oldenburg abschließen. „Diese Zusammenarbeit hat zum Ziel, einerseits die Sicherheit für Leitungsbetreiber zu steigern und andererseits die Verbesserung des Bauplanungs- und Baudurchführungsprozesses voranzubringen.
BIL hat dazu geführt, dass das Thema Leitungsauskunft in Deutschland diskutiert wird. Dies ist für uns neben dem reinen zahlenmäßigen Erfolg auch ein wichtiges Ergebnis, denn nur, wenn die Diskussionen sich befruchten, können sich positive Entwicklungen nachhaltig etablieren“, ist Jens Focke überzeugt. „Schließlich wollen wir ja eines Tages wirklich alle Leitungs- und Netzbetreiber, bei BIL engagiert wissen und auch die zentrale Anfragestelle der Bauwirtschaft sein“, beschreibt Focke die Zukunftsziele.
Interview
Dipl.-Ing. Claus Meyer ist seit Gründung der BIL eG im Sommer 2015 als Vorsitzender des Aufsichtsrates aktiv. Gleichzeitig ist er als technischer Leiter Zentralfunktionen bei der Open Grid Europe GmbH, dem größten deutschen Gastransportnetzbetreiber, fachlich eng an das Thema Leitungs- und Planauskunft angebunden. Business Geomatics führte jetzt ein Gespräch mit ihm darüber, wie er die Entwicklung von BIL aus seiner Persepektive einschätzt.
Business Geomatics: Wie beurteilen Sie die bisherige Entwicklung von BIL?
Claus Meyer: Zur Beantwortung dieser Frage ist ein Blick zurück hilfreich. Die Gründung der BIL Genossenschaft erfolgte am 15. Juni 2015. Damals haben 17 Leitungsnetzbetreiber der Sparten Öl, Gas und Chemie gemeinsam die Satzung der Genossenschaft gezeichnet und damit den Startschuss zur weiteren Portalentwicklung gegeben. In dem darauffolgenden halben Jahr ist die gesamte Softwareentwicklung erfolgreich vorangetrieben worden, so dass am 29.02.2016 das BIL Portal online gehen konnte. Begleitet wurde dieser Prozess intensiv von den Leitungsnetzbetreibern und der Bauwirtschaft, die ihren Input hinsichtlich Ausgestaltung der Oberfläche und auch des Prozesses gegeben haben.
Jetzt, nicht ganz ein Jahr später, können wir auf einen reibungslosen und störungsfreien Betrieb aller Komponenten zurückblicken, von der Registrierung Anfragender bis hin zum Prozessworkflow.
In den elf Monaten Betrieb haben sich über 4.000 Nutzer für die Leitungsauskunft registrieren lassen und fast 25.000 Anfragen konnten über BIL abgewickelt werden. Nicht unerwähnt lassen sollte man dabei, dass mittlerweile nicht mehr 17 Unternehmen BIL tragen, sondern 35 Unternehmen aus allen Sparten.
Auch Stadtwerke zählen inzwischen zu unseren Dienstleistungsvertragspartnern. In Quadratkilometern gesprochen: Die BIL Partner decken bereits 57 Prozent der dt. Gemeindeflächen ab. Zurück zu ihrer Frage, ja, BIL ist unter allen Gesichtspunkten eine Erfolgsgeschichte, wir haben uns einen derartigen raketenartigen Verlauf zu Gründungsbeginn nicht vorgestellt. Das spiegelt sich natürlich auch in unserer Bilanz wieder. Zu Gründungsbeginn haben wir in unserer auf drei Jahre ausgelegten Mittelfristplanung noch mit negativen Ergebnissen in den ersten Jahren gerechnet, um einfach die Anfangsinvestitionen zu tilgen. Das konnten wir schon im ersten Jahr in ein positives Ergebnis drehen und die weiteren Aussichten sind weiterhin sehr gut.
Wie sehen Sie generell die Marktentwicklung in Bezug auf das Thema Leitungsauskunft?
Im Zusammenhang mit Leitungsauskunft von Marktentwicklung zu sprechen ist mir etwas fremd. Wir haben es bei der Leitungsauskunft nicht mit einem Produkt zu tun, bei dem wir die Absatzzahlen steigern wollen.
Unser höchstes Ziel ist, alle Bautätigen, egal was sie wo für Bauvorhaben haben, dazu zu motivieren, eine Leitungsauskunft einzuholen. Unsere „Marktentwicklung“ ist ein Weg hin zur maximal möglichen Zahl an Anfragen, die für uns ein immer größeres Mehr an Leitungssicherheit bedeuten. Und hier sind wir genau auf dem richtigen Weg! Das Portal BIL wird immer bekannter, wir spüren eine wachsende Sensibilität für Leitungsanfragen, sowohl beim Netzbetreiber, als auch beim Bauanfragenden. Dazu sind wir m.E. mit unserem Ansatz, die Bauauskunft für den Anfragenden kostenfrei zur Verfügung zu stellen auf dem richtigen Weg. Ein derartiges sensibles Thema Leitungssicherheit mit wirtschaftlichen Grundsätzen zu beurteilen ist der falsche Weg. Hier muss die Zusammenarbeit aller im Vordergrund stehen, nicht der erzielbare Verdienst mit den Anfragen.
Darüber hinaus bekommen wir auch motivierenden Zuspruch aus den Ministerien, die BIL als den richtigen Ansatz der Leitungsauskunft sehen. Hier würden wir uns natürlich gerne auch einen gesetzlich verpflichtenden Ansatz zur Leitungsauskunft und zum Aufbau eines kostenlosen Portals wünschen, so wie er schon seit vielen Jahren in Holland existiert. Aber ich denke, die Zeit arbeitet da für uns. Wir sind nach wie vor in der steilen Aufbaukurve und haben noch lange nicht die Spitze erreicht. Es gibt noch viel zu tun und alles spricht für BIL.
Das Netzinformationssystem BaSYS bietet umfassende Tools für die Sparten
Kanal, Wasser, Gas und Kabel. Mit GeoDS, dem Geoobjects Design Studio, können
beliebige Geoobjekte oder Kataster für jedwedes kommunales Inventar erschaffen
werden. Weltweit einzigartig lassen sich BARTHAUER Produkte dank Multiplattformkonzept
investitionssichernd in alle GIS/CAD-Systeme integrieren.
für Ver- und Entsorgungsunternehmen im Bereich der Netzinformation
und des Asset Management ganzheitliche und innovative Lösungen an.
Sie ist lizenzierter „value added Partner“ von GE Grid Solutions. Der Leistungskatalog
der NIS AG umfasst Beratung/Consulting, Softwareentwicklung, Schulung
und Outsourcing-Dienstleistungen.
Asset- & Netzdatenmanagement, Betriebsführung, Instandhaltung, Trassierung,
Fernerkundung, Netzplanung und Smart Grids. Jahrzehntelange Erfahrungen
der SAG von Aufbau bis Betrieb von Energieanlagen & -netzen sind Basis unserer
Lösungen, die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit von Stadtwerken,
Netzbetreibern, Kommunen und Industriebetrieben nachhaltig unterstützen.
Als interdisziplinärer Zusammenschluss von Ingenieuren, Informatikern und Geographen sowie Experten für GIS und Umwelt verfügen wir über mehr als 20 Jahre GIS-Erfahrung.
Welche Anforderungen bzw. Entwicklungen sehen Sie für die Zukunft?
Auch wenn es vielleicht schon keiner mehr hören kann, aber ich bin fest davon überzeugt, dass die Digitalisierung des gesamten Bauauskunftsprozesses hier noch lange nicht abgeschlossen ist. Es geistern ja viele Begriffe zu diesem Thema durch die Medien, wie z.B. Digitalisierung der Energiewende, Big-Data-Analysis, Industrie 4.0 usw.. Auch BIL wird sich diesen Ansätzen stellen müssen. Sowohl die Netzbetreiber haben Anforderungen, wie z.B. eine zusammenfassende Übersicht aller in ihrem Bereich gestellten Anfragen, oder die Übernahme des gesamten Anfrageprozesses muss automatisiert in den Workflows der Netzbetreiber erfolgen. In vielen Unternehmen ist der Rechercheprozess bei einer gestellten Anfrage heute noch ein aufwändiger Prozess. Hier gibt es noch viel zu tun. Aber auch bei den Bauanfragenden gibt es viele Verbesserungsvorschläge, die uns erreichen, insbesondere die Möglichkeit der Nutzung von mobilen Applikationen oder aber auch die Möglichkeit von Weiterleitungen zu anderen Partnern. All das haben wir ja schon implementiert, aber es gibt noch einiges zu verbessern. Für uns, also BIL, ist das aber enorm wichtig, Verbesserungen im BIL Portal von sogenannten Mehrwertdiensten zu unterscheiden.
Wir wollen eine optimale und einfache Leitungsauskunft anbieten, die kostenfrei für den Anfragenden ist und für den Leitungsnetzbetreiber einen effizienten Workflow darstellt, der idealerweise schon alle „nicht betroffen“ Anfragen automatisiert herausfiltert.
Zu den sogenannten Mehrwertdiensten um BIL herum gibt es viele Ideen, die wir auch gerne unterstützen, das Feld wollen wir aber anderen überlassen. Nur so können wir unserer Linie im Sinne einer kostenfreien Leitungsauskunft treu bleiben.