Die vereinte IT- und GIS-Kompetenz des IT-Dienstleisters GISA aus Halle (Saale) sorgt für die Realisierung eines übergreifenden Geoportals. Das Projekt soll in Zukunft Schule machen.
Als das Unternehmen GISA vor 25 Jahren in Halle (Saale) gegründet wurde, gab es zwar bereits das Internet, allerdings noch längst keine Geschäftsprozesse, die auf der damals noch sehr jungen Technologie basierten. Heute bietet der IT-Komplettdienstleister IT-Strategie, Beratung, Betreuung und Betrieb für seine Kunden. Herzstück ist ein eigener hochsicherer Rechenzentrumsverbund. GISA hostet nicht nur unternehmenskritische Daten wie ERP- und Personalmanagementsysteme, sondern zunehmend auch Infrastrukturdaten aus dem GIS-Bereich. Der Fall der WAB Radebeul + Coswig GmbH zeigt, dass der Schritt von der Systemkonsolidierung zum Cloud-Service aus wirtschaftlicher Sicht quasi alternativlos ist.
Aus Zwei mach Eins
Am 1. Januar 2018 nahm die neu gegründete Gesellschaft „Wasser Abwasser Betriebsgesellschaft Radebeul + Coswig mbH“ (WAB Radebeul + Coswig mbH) ihren Betrieb auf. Gründer waren die Wasserversorgung und Stadtentwässerung Radebeul GmbH (WSR) und die Wasser Abwasser Betriebsführungsgesellschaft Coswig GmbH (WAB). So entstand die gemeinsame Betriebsführungsgesellschaft in Zusammenarbeit der beiden Großen Kreisstädte Radebeul und Coswig.
Mehr Größe, mehr Optimierungspotenziale, so der Leitgedanke. „Mit den größeren Strukturen wollen wir zu mehr Effektivität kommen, sowohl für die Bürger als auch für unsere beiden Städte Coswig und Radebeul“ erläutert Geschäftsführer Olaf Terno die Gründung der Gesellschaft. Insbesondere beim Trinkwasser-Rohrleitungsbau führe der Ersatz eingekaufter Dienstleistungen durch Eigenleistungen zu einer besseren Auslastung des Personals. Mit Gründung der WAB mussten die Beteiligten auch eine effiziente und wirtschaftliche Lösung für den IT-Betrieb suchen. Eine Aufrüstung der eigenen Systemlandschaft kam dabei aus wirtschaftlichen und sicherheitstechnischen Gründen nicht infrage.
Gemeinsam mit der IRS Ingenieurgesellschaft Sachsen mbH, einem Unternehmen mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der Planung und Sanierung von trink- und abwassertechnischen Anlagen, wurde dann ein neues Konzept erarbeitet – und die Idee eines kooperativen GIS-Datenmodells entstand. Beide Vorgängerinstitutionen hatten bereits ein GIS-System (Caigos) im Einsatz, die beide schon von IRS mbH gepflegt wurden. Im Zuge der Datenkonsolidierung wurde auch eine neue Version der Lösung eingeführt, einschließlich dem web-basierten Caigos Globe, über das die Geodaten-führenden Stellen auch Aktualisierungen und Fortschreibungen tätigen können. Rainer Klose, EDV-Mitarbeiter und für das GIS der Großen Kreisstadt Radebeul verantwortlich: „Mit der Zusammenführung, Vereinheitlichung und Verfügbarmachung dieser Daten haben wir einen wirklich großen ersten Schritt in die digitale Geodatenzukunft getan. Weitere werden folgen.“
IT- meets Geo-Kompetenz
Mit der Realisierung des gemeinsamen Geodatenportals ging der Schritt einher, die neue Geodatenbank bei einem spezialisierten ITDienstleister zu hosten und über internetbasierte Services bereitzustellen. Dabei fiel die Wahl auf das Unternehmen GISA GmbH aus Halle (Saale), das die Daten in seinem Rechenzentrumsverbund sicher speichert und den zentralen Zugriff via VPN ermöglicht. Der Rechenzentrumsverbund ist vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert und redundant ausgelegt. Konkret besteht es aus zwei räumlich getrennten Rechenzentren.
Die GISA, vor 25 Jahren gegründet, besitzt seit ihrem Start ein GIS-Kompetenzzentrum. Dazu gehören Service, Beratung, Datenmanagement, Systemmanagement und eine Anwendungsbetreuung mit Live-Support und Schulungen.
GISA-Projektleiter Jens Leutloff erläutert, wie das kooperative GIS-Daten-Modell in der Praxis funktioniert: „Die unterschiedlichen Standorte der neuen Gesellschaft in Radebeul, Coswig, sowie beim Dienstleister in Moritzburg sind per VPN-SiteToSite-Verbindung direkt und sicher mit unserem Rechenzentrum verbunden und ermöglichen einen schnellen Zugriff auf die Desktop-Variante des CAIGOS-GIS. Für die Mehrzahl der Mitarbeiter steht eine WEB-Auskunft auf Basis von CAIGOS Globe bereit, die sich durch Responsive Design an alle gängigen Endgeräte und Browser anpasst. Je nach Anmeldung und entsprechendem Rechtekonzept stehen für den Anwender ganz unterschiedliche Daten und Funktionen bereit. „Somit kann die Oberfläche auch an ganz spezielle Kundenwünsche angepasst werden“.
Rainer Klose: „Bis dato ‚hütet‘ jeder seine Daten sorgsam und handhabt eine Weitergabe sehr restriktiv. Aber die Zukunft verlangt anderes: Neue Denkmuster, neue Ansätze und Überlegungen, das Teilen und In-Zusammenhang-bringen von Daten, um neue Synergien und neue Qualitäten entstehen zu lassen. Dies ist ein Quantensprung.“
Die beteiligten Kommunen und Unternehmen können das Know-how des IT-Dienstleisters und der die Datensätze pflegenden Ingenieurgesellschaft nutzen und müssen nicht entsprechend qualifiziertes Personal einstellen. Interessant ist dies auch hinsichtlich der Kosten für Hardware, Software, Datenbanken, Hosting, Wartung oder Reparaturen, die zum Teil ganz entfallen.
Auch die Diskussion um die geltende Datenschutzgrundverordnung hat alle diejenigen sensibilisiert, die täglich mit Daten umgehen. Verantwortliche müssen über ihr Datenmanagement nachdenken und prüfen, ob ihre praktizierte Datenhaltung diesen Anforderungen gerecht wird. Jens Leutloff: „Das vorgestellte Projekt zeigt Möglichkeiten auf, wie Kommunen ein sicheres Datenmanagement in Angriff nehmen können“.
Auch weiteren Kommunen und Institutionen bietet WAB die Möglichkeit, sich in das „Cloud-GIS“ einzuloggen. Etwa für die Feuerwehr, die so beispielsweise erfahren kann, wo Hydranten stehen und wie sie befahren werden können. Auch für GISA ist das Projekt eine Blaupause für andere Kommunen und Institutionen, die den GIS-Betrieb auslagern wollen. Da das Unternehmen GIS-Dienstleistungen für nahezu alle bekannten Systeme im Markt anbietet, gibt es keine Restriktionen hinsichtlich der eingesetzten Software.
Dabei ist das Konzept noch lange nicht zu Ende gedacht. Steffen Hommel von IRS: „Es gibt viele Synergieeffekte, die es erlauben, in weitaus größeren Dimensionen zu denken: Möglich wären umfassende und engmaschige Informationsnetze, die im Katastrophenschutz oder im Ernstfall für besonders schützenswerte Anlagen zum Einsatz kommen könnten. Neben der Portal lösung selbst werden Webdienste, welche aus diesem erzeugt und in die Geoinformationssysteme der Anwender eingebunden werden, zunehmend an Bedeutung gewinnen.“
Geist der Kooperation
Die Voraussetzung dafür, das hat das Projekt Oberes Elbtal gelehrt, ist ein neuer Geist der Kooperation. „Die nun vorliegende Lösung konnte nur durch intensive und pragmatische Unterstützung beziehungsweise Zusammenarbeit aller Beteiligten gelingen. Gemeinsam mit weiteren Ver- und Entsorgern sowie Kommunen der Region könnte so in den nächsten Jahren ein „Geo-Portal Oberes Elbtal (GPOET) entstehen, in das weitere Daten integriert werden, wie zum Beispiel Rad-, Reit- und Wanderwege, Hochwasser, Straßenmanagement und viele weitere Themen“, beschreibt Leutloff.
Mit dem Konzept steht den Nutzern nun ein Informationsportal zur Verfügung, das unbegrenzt Daten aufnehmen und für den Abruf bereitstellen kann. Eine Erweiterung für interessierte Kommunen und Versorgungsträger ist möglich und weitere Anwendungsmöglichkeiten sind angedacht. Das Team rund um Steffen Hommel arbeitet bereits an einem nächsten Schritt: Basierend auf den vorhandenen und gepflegten Daten, möchte IRS diese in einer mobilen Anwendung aufbereiten und zum Beispiel den Kräften des Katastrophenschutzes mobil zur Verfügung stellen.