Die Städtische Werke Netz + Service GmbH (NSG) in Kassel hat gemeinsam mit AED-SICAD ein neues GIS eingeführt. Herzstück des neuen Systems ist UT for ArcGIS auf Basis von Esri. Nach insgesamt 18 Monaten Laufzeit war die Datenmigration abgeschlossen.
Re-Standardisierung war das Motto der Systemausschreibung zur Einführung eines neues GIS bei der Städtische Werke Netz + Service GmbH (NSG) in Kassel. Dabei sollten die bestehenden Systeme und deren individuelle Ausprägungen auf eine moderne GIS-Technologie umgestellt werden. Gemeinsam mit AED-SICAD, einem Unternehmen der VertiGIS-Gruppe, startete das Projekt im April 2017. Herzstück der neuen Systemwelt ist UT for ArcGIS auf Basis von Esri. Nach insgesamt 18 Monaten Laufzeit war die Datenmigration abgeschlossen und die Daten wurden in einem standardisierten Datenmodell in einer SQL-Server Datenbank abgelegt. Seit gut einem Jahr läuft die Produktion.
Hintergrund
Die NSG betreibt Strom-, Gas- und Wassernetze in Kassel und der Region. Das Unternehmen versteht sich selbst als Dienstleister für Kommunen, Stadtwerke und Industriebetriebe in ganz Nordhessen – und gewährleistet dabei die Versorgung von mehr als 250.000 Verbrauchern. Gleichzeitig spielt auch die Datendienstleistung in Form eines modernen Netzinformationssystems für die NSG eine gewichtige Rolle.
Der Umfang der Anforderungen war dementsprechend groß. Neben dem Aufbau des Kernsystems des Netzinformationssystems ging es für die NSG auch darum, neue Technologien und Systeme einzuführen. So etwa die Internet-Planauskunft, die sogenannte Bauauskunft, welche bis zum Umstieg auf UT von einem externen Dienstleister betrieben wurde. Auch eine Intranet-Web-Auskunft wurde im Zuge der Umstellung neu eingeführt. Neben der Datenmigration mussten dabei Schnittstellen zu anderen Systemen realisiert werden. Dazu gehören beispielsweise STANET für die Netzberechnung von Rohrleitungen, K3V für die Instandhaltung, SAP für das Management von Vertragsdaten und Meldungen sowie die Versorgung mit ALKIS-Daten über die NAS-Schnittstelle.
Datenmodell und Migration
Eine besondere Herausforderung sei die Datenmigration gewesen, heißt es von Seiten AED-SICADs. Das liege weniger an der technischen Umsetzung, führt das Unternehmen aus, sondern „am gigantischen Umfang des Datenmodells des Quellsystems, welches eine Vereinigungsmenge vieler, auch ungenutzter, Fachschalen darstellt.“ Aus dieser Menge schließlich eine tatsächlich relevante Migrationsmenge zu identifizieren und in das neue Datenmodell von UT for ArcGIS zu transferieren, sei sehr aufwendig gewesen. Hilfreich war dabei der große Erfahrungsschatz, den AED-SICAD im Laufe der Zeit sammeln konnte: „Da AED-SICAD reichlich Erfahrung in der Migration besitzt und mit FME ein Werkzeug einsetzt, welches eine leichte Datenanalyse ermöglicht, war die Abbildung vom Altsystem auf UT for ArcGIS möglich und die Daten konnten umfangreich bereinigt werden.“ Ein weiterer Aspekt in der neuen Systemwelt ist die Datenaktualität und die Integration sowie Verortung in einer Standard-Datenbank. Internet-Planauskunft, Intranet-Web-Auskunft, GIS-Vollarbeitsplatz und alle anderen Systeme greifen auf die Geodatenbank mit einem integrierten, redundanzfreien Datenmodell mit aktuellem Bearbeitungsstand zu. Lediglich für die mobilen Systeme wird ein tagesaktuelles Replikat erstellt, welches offline für die Auskunft auf der Baustelle und die Gasnetzbegehung genutzt werden kann. Aber auch die mobil erfassten Begehungsdaten können bei einer vorhandenen Netzverbindung gleich wieder in den aktuellen Bestand eingespielt werden. So soll vermieden werden, dass Sekundärdatenbestände oder Dateninseln entstehen.
Konzept des primären Wissensträgers
„Wir möchten die Daten dort erheben, wo das Wissen über unsere Betriebsmittel tatsächlich vorhanden ist, um nachträgliche, mühsame Recherchen und Kommunikationsaufwände zu vermeiden. So können wir unsere Prozesse effizienter gestalten und die Datenaktualität für die Digitalisierungsinitiative optimal vorhalten“, sagt Gunther Gaedtke, Bereichsleiter Planung und Bau der NSG. Mit der integrierten Datenbank wurden die Voraussetzungen für die Implementierung des Konzeptes des primären Wissensträgers geschaffen. Derzeit werden die Daten, die während der Netzplanung erhoben werden, in die Datenbank integriert, um über diese Informationen bereits zu einem frühen Zeitpunkt zu verfügen.
Für die NSG bedeuten die nun moderne GIS-Technologie, die server- und webbasierten Komponenten und die integrierte Datenbank einen Schritt in die Zukunft. Sie sind die Basis für die Implementierung weiterer Prozesse und die Integration mit anderen Systemen. Die Nutzung des UT Integrators, welcher von SAP erneut für das System SAP ERP 6.0 und das neue SAP S/4HANA zertifiziert wurde, bildet die Basis für die weitere Integration mit SAP und anderen Systemen. „Die Zukunft liegt in aktuellen Daten, ohne diese mehrfach erheben zu müssen“, weiß auch Gaedtke, der betont: „Die NSG ist auf dem besten Weg dorthin.“ (jr)