Mehrere neue Entwicklungsprojekte erweitern die Bing Maps Plattform. Sie enthält nun typische Geomarketing- und stark erweiterte Routingfunktionen, die via Cloud für jedermann bereitgestellt werden, zum Teil auch Open Source.
In 80 Tagen um die Welt, dies könnte das Motto der neuesten Projekte der Entwicklungsschnittstelle (API) von Microsoft Bing Maps lauten. Rund um mehrere Einzelprojekte, die den Namen exklusiver Reiseorte auf der ganzen Welt tragen, hat das Unternehmen Funktionen angekündigt, die die Mapping-Plattform auf eine neue Ebene heben sollen. Unter Nanjing, Abu Dhabi, Johannesburg, Hurghada und Wollongong verbergen sich Funktionen aus Geomarketing, Routing und Tourenplanung, die bisher nur Spezialtools vorbehalten waren. Die Besonderheit dabei: Die API wird via Microsoft Azure Cloud bereitgestellt und die Entwicklung der Anwendungen erfolgt in Teilen nach dem Open Source Prinzip. Microsoft hat dafür das Bing Maps .NET REST Toolkit als Open Source freigegeben (auf GitHub). Eine portable Class Library mit entsprechenden REST-Services steht dabei zur Verfügung. Dort sammelt sich der von den Nutzern entwickelte Programmcode zur weiteren freien Verwendung. „Die Erweiterungen der Bing Maps API werden der Verbreitung des Geomarketings einen intensiven Schub bereiten, denn Anwender haben mit wenigen Klicks Zugriff auf ein breites Spektrum von Geoanalysen“ sagt Michael Bork vom deutschen Bing-Maps-Lizenzpartner DDS Digital Data Services GmbH aus Karlsruhe. Bisher sind die Neuerungen als Beta-Versionen lediglich den Bing Maps Entwicklern zu Testzwecken zur Verfügung gestellt worden, sie sollen aber noch in diesem Jahr für den Produktivbetrieb bereitgestellt werden.
Johannesburg: LKW-spezifische Tourenplanung
Das Projekt Johannesburg – der Name hat wie alle anderen auch keinen primären inhaltlichen Bezug, sondern resultiert aus rein zufälligen Überlegungen bei Microsoft – widmet sich dem LKW-Routing. Bei der Berechnung einer Fahrstrecke werden so die typischen Restriktionen von Fahrzeugen mit höherem Gewicht beziehungsweise größeren Abmaßen berücksichtigt. Was in der kommerziellen Welt schon seit längerem als Truck-Navigation verfügbar ist, hält demnach auch als Geomarketing- Dienst in der Cloud Einzug. Nutzer können nicht nur Breite, Gewicht und Höhe als Restriktion eingeben, sondern auch die Länge des Fahrzeugs und die Ladung von Gefahrgut. Weitere Besonderheit: Gefährliche Stellen auf der Route, wie etwa zu niedrige Brücken, können per Street Side in der Webanwendung eingeblendet werden.
Abu Dhabi: Komplexe Routingfunktionen
Bei dem Projekt Abu Dhabi steht ein neuer Routing-Algorithmus im Mittelpunkt, der eine sogenannte Distance Matrix API darstellt. Diese berechnet Entfernungen innerhalb eines sogenannten Many-to-many- Routings, also einem Algorithmus, der eine optimale Streckenwahl vieler Fahrzeuge bei mehreren Zielpunkten ermittelt. Bing Maps unterstützt somit auch eine komplexe Tourenplanung, wie sie in der Logistik üblich ist. Dazu gehört auch die sogenannte Travelling Salesman Problematik, bei der berechnet wird, welcher Weg optimal für einen Handlungsreisenden für den Besuch mehrerer Kundenstandorte ist. Auch hier implementiert Bing Maps eine Besonderheit. Die Routing-Berechnungen berücksichtigen nämlich nicht nur Streckenlänge, sondern auch Verkehrsprognosen. Mit dem sogenannten predictive traffic wird vorhergesagt, wie sich der Verkehr auf einer Strecke innerhalb der Fahrzeit entwickeln wird, um so die prognostizierte Ankunftszeit zu optimieren.
Nanjing: Zeitspezifische Isochronen
Ebenfalls neueste Elemente aus der Routenberechnung stellt Microsoft im Rahmen des Projektes Nanjing zur Verfügung, bei dem es um die Bestimmung von Isochronen (Orte, die von einem Punkt in bestimmter Zeit erreichbar sind) geht.
Diese typische GIS-Funktionalität wird – anstatt wie üblicherweise mit Durchschnittsgeschwindigkeiten – bei Bing Maps auf Basis historischer Verkehrsdaten berechnet, die auch die jeweiligen Tageszeiten abbilden. Für Standortanalysen, bei denen Isochronen in der Regel eine wichtige Bewertungsgröße darstellen, ist dies besonders wichtig, denn hier weichen Theorie (Fahrtgeschwindigkeit = Durchschnittswert) und Praxis (üblicher Verkehrsfluss je nach Tageszeit) stark voneinander ab. „Viele Standortentscheidungen von Filialen werden aufgrund des Wissens um die übliche Verkehrssituation negativ beschieden, obwohl die Standortanalyse via GIS eigentlich einen positiven Wert ergeben hatte“, weiß Michael Bork aus Praxiserfahrungen. Solche Analysefehler soll Bing Maps mit den zeitspezifischen Isochronen aus dem Projekt Nanjing künftig vermeiden.
Wollongong: Standorte nach Attraktivität bewerten
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Bei dem Projekt Wollongong geht es darum, die Attraktivität von Standorten in Bezug auf die Erreichbarkeit von POIs zu bewerten. Dabei nutzt die Umkreissuche auch die zeitspezifischen Isochronen. Ein Beispiel ist die Bewertung eine Wohnortes in Bezug auf die Erreichbarkeit von Schulen, Ärzten, dem ÖPNV-Angebot oder Einkaufsmöglichkeiten innerhalb eines definierten Zeitrahmens. „Bei sämtlichen Analysen zur Standortbewertung kann natürlich das gesamte Datenangebot der DDS genutzt werden“, sagt Bork im Hinblick auf die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten.
Hurghada: Trackingservices als Dienste
Auf den Themenbereich klassischer Telematik-Anwendungen zielt das Projekt Hurghada. Damit eröffnet Bing Maps das Tracking mobiler Fahrzeuge und Personen direkt auf der Karte. Integriert ist ein Geofencing, bei dem eine Benachrichtigung im Fall einer Grenzüberschreitung definiert werden kann. Verkehrsgesellschaften beispielsweise können ihren Kunden Services anbieten, dass diese via Smartphone benachrichtigt werden, wenn Busse oder Bahnen sich dem Haltepunkt nähern. Das Beispiel der Verkehrsgesellschaften zeigt, welch vielfältige Möglichkeiten damit entstehen. Innerhalb von Leitstellen können Telematik-Anwendungen integriert oder auch den Fahrern ortsbezogene Echtzeitdienste zur Verfügung gestellt werden.
Microsoft gewährt dabei einen offenen Blick und den Test der aktuellen Entwicklungen. Im Rahmen der Cognitive Services, einer Azure-basierten Plattform mit den neusten Algorithmen von Microsoft, werden die Entwicklungen in der Frühphase in der Unterrubrik Cognitive Service Labs aufgeführt, bevor diese allgemein verfügbar sind.