Im Rahmen des Bauforums 2019 in Hamburg und einer Beispielplanung für das Quartier Hamburg Baakenhafen entwickelte virtualcitySYSTEMS eine Stadtplanungs- und Partizipationslösung, die ein 3D-Stadtmodell und das Datenaustauschformat XPlanGML miteinander verknüpft.
Bei der Stadtplanung stehen Verwaltungsabteilungen und deren Partner aus der Immobilien-, Planungs- und Bauwirtschaft vor immer neuen Frage- und Aufgabestellungen. Neben der Zusammenarbeit von verschiedenen Verwaltungen und Dienstleistern, um eine Planung durchzuführen, steht zunehmend auch die Interaktion mit den Bürgern im Fokus. Die Liste beteiligter Akteure wächst also. Eine Möglichkeit, Stadtplanung und (Bürger-)Partizipation gleichermaßen abzudecken, bilden 3D-Stadtmodelle. So lässt sich beispielsweise am zukünftigen Hamburger Quartier „Baakenhafen” sehr gut nachvollziehen, wie eine Stadtplanungslösung durch das Datenaustauschformat XPlanGML unterstützt wird. In der östlichen Hamburger HafenCity soll ein durchmischtes Wohnviertel, ein sogenanntes „Quartier der Generationen“, entstehen. Über 2.000 Wohnungen, sowohl als Sozial-, Senioren- und Studentenwohnraum, aber auch Eigentumswohnungen sind geplant.
Aktuelle Beispiele für digitale Stadtplanung
„Das Planungsgebiet Baakenhafen ist eines der eindrucksvollsten aktuellen Beispiele für digitale Stadtplanung, die die unterschiedlichsten Akteureaktiv einbindet, sie im gesamten Planungsprozess mitnimmt und so Impulse für neue Stadtplanungskonzepte setzt“, kommentiert Antje Kunze, Director Sales & Marketing bei der virtualcitySYSTEMS GmbH. Aber auch das „Internationale Bauforum 2019“, das vom 19. bis zum 24. August in Hamburg stattfand, zeigte auf, was mit 3D-Stadtmodellen in Zukunft möglich sein wird. „An fünf Tagen nutzten Teams aus 65 nationalen und internationalen Städte- und Landschaftsplanern, Architekten, Mobilitätsspezialisten, Studenten und Stadtvertretern verschiedene stadtplanerische Methoden und Werkzeuge sowie eine Vielzahl an Daten von und über Hamburg für die Erstellung verschiedener, kreativer Konzepte. Dazu gehörte ein Mix aus Skizzen, Fotos und Collagen, analogen und digitalen Karten, Methoden des Design Thinking, 3D-Foam- und 3D-Druck-Modelle sowie Planungssoftware“, berichtet Kunze.
In puncto Planungssoftware engagierte sich die Berliner virtualcitySYSTEMS im Digitallabor der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) und des Landesbetriebes Geoinformation und Vermessung (LGV). Im Projekt DIPAS – kurz für Digitales Partizipationssystem – entstand so eine Stadtplanungslösung, die die Ideen und Konzepte der transdisziplinären Teams mit Geodaten unterfüttern und sie für die weiteren Schritte hin zu einer digitalen Stadtplanung – etwa durch XPlanung – besser erlebbar machen sollte.
Übernahme von XPlanGML-Daten ins 3D-Stadtmodell
„Auch für das Quartier Baakenhafen digitalisierte die Stadt Hamburg Bebauungspläne. So sind insgesamt mehr als 1.800 Bebauungspläne sowie 900 Baustufen-, Durchführungs- und Teilbebauungspläne als XPlanGML-Dateien verfügbar, bereitgestellt als Download über OGC-konforme Webdienste”, berichtet Kunze. Auf der anderen Seite stand das 3D-Stadtmodell an sich, das Masterportal von Hamburg sowie die Software virtualcityMAP und der virtualcityPLANNER von virtualcitySYSTEMS. „Das Masterportal und die virtualcityMAP sind die Basis für die Visualisierung und Planung im Webbrowser und bieten zusammen einen einfachen, barrierefreien Zugang zum digitalen urbanen Planungsraum“, erklärt Kunze. Mit Integration des Zusatzmoduls virtualcityPLANNER konnte wiederum die 3D-Planung realisiert werden.
XPlanGML-Daten, wie die von Baakenhafen, können Anwender des virtualcityPLANNER via Drag-and-Drop in ein angelegtes Planungsprojekt ziehen. Dabei werden automatisiert Baulinien, Baugrenzen, Abstandsflächen und andere Elemente in das Projekt übernommen, auf das Gelände gelegt und – je nach Art der B-Plan-Modellierung – dreidimensional als Volumenobjekte mit oder ohne Geschosslinien dargestellt. Die Projektteilnehmer hatten zudem die Option, auch schriftliche Festlegungen des Baugesetzbuches und der Baunutzungsverordnung zu visualisieren, um daraus abgeleitete Szenarien für die gesamte städtische Gestalt zu erzeugen und diese zu teilen. Aber auch ohne XPlanGML können für eine komplette Planung im Browser 3D-Objekte gezeichnet oder importiert, Architekturmodelle erstellt sowie B-Pläne, Texte und weitere Informationen integriert werden, wie Kunze hervorhebt.
Aktive Vernetzung von Interessensgruppen
Auf diese Weise ermöglichen es die neuen Anwendungen von 3D-Stadtmodellen also, digitale Planungen teamübergreifend – auch über Verwaltungseinheiten und Dienstleister hinweg – zu erstellen. Über die Definition von Rollen und Gruppen sowie das im virtualcityPLANNER implementierte Rechtemanagement können dabei Behörden und Unternehmen mit ihren Strukturen und Hierarchien abgebildet werden. „Somit lassen sich sogar planerische Wettbewerbe, wie das Beispiel des Hamburger Bauforums 2019 aufzeigt, im Browser realisieren. Mit integrierten Widgets wie zum Beispiel der Sichtfeldanalyse und dem Fußgängermodus können zudem schnell erste Analysen des Bauvorhabens durchgeführt werden“, erklärt Antje Kunze.
Nicht zuletzt könne die Planung der Öffentlichkeit per Knopfdruck bereitgestellt werden. Das 3D-Modell wird dann in die öffentliche Webanwendung integriert und ermöglicht jedem Nutzer die Ansicht und Beurteilung der Planung. Kunze: „So können Bürger an Planungsvarianten und -ständen partizipieren oder über Bauprojekte und deren Fortschritt informiert werden.“ (vb)