Die Kleinstadt Bad Urach hat ihr Straßennetz komplett erfassen lassen. Zum Einsatz kamen die Messfahrzeuge von eagle eye technologies. Im Zuge der Zustandserfassung hat die Stadtverwaltung außerdem die Einführung eines Straßenerhaltungsmanagements beschlossen.
Die Umstellung von der Kameralistik auf die Doppik geht in Baden- Württemberg nur schleppend voran. Bislang hat nach Angaben der Gemeindeprüfanstalt erst rund ein Drittel der Kommunen den Wechsel vollzogen – obwohl alle Kommunen und Gemeinden das bis Anfang 2020 erledigt haben müssen. Ein Grund: Das neue Haushaltsrecht verlangt von den Kommunen, ihr Vermögen zu erfassen und zu bewerten, um es anschließend in einer Eröffnungsbilanz aufzuführen.
Eine der Städte, die den notwendigen Wechsel bereits für 2019 geplant haben, ist Bad Urach. Die Kleinstadt in der Schwäbischen Alb hat im Zuge der Doppik ihr Straßennetz komplett erfassen und dessen Zustand bewerten lassen. Die so erhobenen Daten konnten laut Tiefbauamtsleiter Andreas Streble auch für den Aufbau des Straßenerhaltungsmanagements genutzt werden. Auf dieser Basis, so Streble, kann eine Prioritätenliste erstellt werden, mit der sich Reparaturen und damit der Erhalt des städtischen Vermögens effizienter planen lasse. „Die gleichzeitige Erhebung der notwendigen Daten für die Doppik und für den Aufbau des Straßenerhaltungsmanagements war für uns ein entscheidender Faktor“, unterstreicht der Tiefbauamtsleiter die Anforderungen der Stadt an das Projekt.
Bestandserfassung in wenigen Tagen

Im Zuge der Straßenbestandserfassung für die Doppik bauten die Experten von eagle eye technologies gleich ein Straßenerhaltungsmanagementsystem für Bad Urach auf. Foto: eagle eye technologies
Den Zuschlag für das Projekt erhielt das Berliner Unternehmen eagle eye technologies. „Nach Abwägung der Vor- und Nachteile von verschiedenen Erfassungsunternehmen hat sich die Stadtverwaltung letztlich für die mobile Erfassung durch spezielle Messfahrzeuge – dem eagle eye Großfahrzeug XL und dem Schmalspurfahrzeug XS – entschieden. So konnte die gesamte Bestandserfassung innerhalb weniger Tage erfolgen. Die erfassten Daten wurden dann im Innendienst, nach zuvor festgelegten Kriterien, ausgewertet und in verschiedene Zustandsklassen eingeteilt”, führt der Tiefbauamtsleiter aus. Dabei seien, so Streble, die Anforderungen an Genauigkeit und Vollständigkeit sehr hoch gewesen: „Unsere Erwartungen an die Datengüte waren sehr hoch, wurden aber auch eingehalten.”
Neben der Erfassung des kommunalen Vermögens im Straßenbereich im Zuge der Einführung der Doppik wollte die Stadtverwaltung mit dem Projekt gleichzeitig die Grundlagen für den Aufbau eines systematischen Straßenerhaltungsmanagements zur objektiven Beurteilung des Straßenzustands schaffen. „Daraus können wir eine langfristige Straßensanierungs- und Straßenerneuerungsplanung ableiten”, erklärt Streble. Zudem umfasst das Straßenerhaltungsmanagement die Prioritätensetzung des Straßenzustands – also eine Einstufung der Wichtigkeit der Straßensanierungsmaßnahmen – und dient somit als Beratungsgrundlage in den Gremien. „Durch die gleichzeitige Erhebung der notwendigen Daten für die Doppik und für den Aufbau des Straßenerhaltungsmanagements haben wir nicht nur Zeit und Geld gespart, wir erhalten auch eine bessere und einheitliche Übersicht über das Straßenvermögen und erforderliche Investitionen und können wichtige Straßensanierungs- und Straßenerneuerungsplanungen besser strukturieren”, fasst Streble die Vorteile des Projekts zusammen.
Mittel optimal einsetzen
Das für die Stadt erfreuliche Ergebnis der Bildbefahrung: Die Straßen von Bad Urach sind in einem insgesamt guten Zustand. Gerade im Vergleich zu anderen Kommunen in Deutschland steht das rund 140 Kilometer lange Straßennetz der Kleinstadt gut da. Flächen, die in einem solch desolaten Zustand sind, dass sofortige Sanierungsmaßnahmen notwendig wären, konnten die Experten nicht identifizieren.
Dennoch weisen über die Hälfte der rund 585.000 untersuchten Quadratmeter mittlere Schäden auf, die in den kommenden Jahren nach Einschätzung der Gutachter in einen kritischen Zustand übergehen könnten. Wo, mit welchen Maßnahmen und in welchem Ausmaß die Stadt nun reagieren muss, leitet sich aus der Datenanalyse ab. Streble dazu: „Um unser Ziel, die vorhandenen Mittel optimal und gezielt einzusetzen, zu erreichen, war der Aufbau eines Straßenkatasters mit objektiver und fundierter Schadensbewertung als Grundlage für eine Prioritätenliste notwendig.”
Dabei war die Datenerhebung durch eagle eye bereits seit einiger Zeit geplant: Schon in den Jahren 2013 und 2014 entwickelte das Berliner Unternehmen ein Knoten-Kanten-Modell (KKM). „Selbstverständlich hätten Erfassung und Bewertung auch durch andere Unternehmen durchgeführt werden können. Für eagle eye haben wir uns wegen des großen Erfahrungsschatzes entschieden. Zudem wollten wir den Auftrag nur an ein Unternehmen geben, das ohne Subunternehmer arbeitet. Darüber hinaus ergab die Marktrecherche, dass nicht alle Angebote mit dem in Bad Urach verwendeten GIS GeoMedia von Hexagon vollständig kompatibel sind”, begründet der Tiefbauamtsleiter die Entscheidung für eagle eye. Ein weiterer Grund: „Die Fortschreibung funktioniert bei eagle eye unkomplizierter als bei vielen anderen Anbietern.”
Weitere Zusammenarbeit möglich

Das Netzinformationssystem BaSYS bietet umfassende Tools für die Sparten
Kanal, Wasser, Gas und Kabel. Mit GeoDS, dem Geoobjects Design Studio, können
beliebige Geoobjekte oder Kataster für jedwedes kommunales Inventar erschaffen
werden. Weltweit einzigartig lassen sich BARTHAUER Produkte dank Multiplattformkonzept
investitionssichernd in alle GIS/CAD-Systeme integrieren.


Leica Geosystems GmbH Vertrieb

Auch das Aufzeigen möglicher Zukunftsszenarien war Teil des Projekts. Sollte beispielsweise in den kommenden Jahren nicht in den Erhalt und die Sanierung des Straßennetzes investiert werden, würden etwa zwei Drittel des Straßenbestandes bis zum Jahr 2026 die Zustandsklasse sechs oder schlechter erreichen. Verkehrsbeschränkungen bis hin zu vollständigen Straßensperrungen wären die Folge. Selbst wenn der bisherige jährliche Investitionsrahmen eingehalten werde, würde sich der Gesamtwert des Straßennetzes in den kommenden Jahren erkennbar verschlechtern, wenn auch in einem geringeren Ausmaß. Das derzeitige Budget werde also erkennbar nicht ausreichen, bilanzieren die Gutachter. Streble dazu: „Damit wird deutlich, dass wir in der Vergangenheit bereits auf Kosten der Substanz gelebt haben und der Verschleiß größer ist als die Erneuerung.”
Insgesamt aber zeigt sich der Tiefbauamtsleiter mit dem Projektverlauf zufrieden: „Es war einiges an Vorbereitung und Zuarbeit von Seiten der Verwaltung notwendig. Aber ansonsten ist das Projekt gut gelaufen, zeitnah abgewickelt worden und die Betreuung durch eagle eye war fachlich einwandfrei.” Kein Wunder also, dass er eine weitere Zusammenarbeit nicht ausschließt: „Eine Wiederbefahrung durch eagle eye zur Aktualisierung und Fortführung der Daten und der Neuerfassung des Zustands nach einigen Jahren wird in jedem Fall in Betracht gezogen.”