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Home » Smallworld » Kein Prozess ist eine Insel

Home » Smallworld » Kein Prozess ist eine Insel

Kein Prozess ist eine Insel

  • 31. März. 2022

Auf der Nutzertagung der SWUG e.V. wird deutlich, welche Rolle das GIS in Zeiten der Energiewende spielen kann.

Wenn vom 2. bis 5. Mai in Salzburg wieder erstmals seit Beginn der Pandemie das Nutzertreffen der Smallworld Usergroup (SWUG), physisch stattfindet, schließen die Teilnehmer einerseits an eine lange Tradition an. Schließlich wurde die SWUG bereits im Jahr 1996 ins Leben gerufen und führte damals schon gleich ihre erste Nutzertagung durch. Andererseits sind seit der letzten „richtigen“ SWUG drei Jahre vergangen, in denen sich eine Menge getan an: Auf Seiten der GIS-Technologie, bei dem Systemhersteller GE und vor allem bei den Energieversorgern selbst. Im Spannungsfeld von Daseinsvorsoge, Klimawandel und Digitalisierung stehen besonders große Herausforderungen an, bei dem das GIS, nach wie vor eines der wichtigsten IT-Systeme von Netzbetreibern, besonders betroffen ist.

Anpassung von GE an weltweite Energiemärkte

Das Smallworld-GIS ist im GE-Konzern nur eines von vielen Softwaresystemen im Portfolio. Im Rahmen einer zunehmenden Digitalisierungsstrategie des Weltkonzerns wurde 2018 die Unternehmenseinheit GE Digital neu ins Leben gerufen, in der es auch die Untereinheit GRID Solutions gibt. Im Rahmen dieser Umstrukturierung wurde auch dem Smallworld GIS ein wichtigerer Stellenwert zugewiesen. GE reagierte damit auf die durch die Energiewende weltweit vorherrschende Anforderung, GIS-Komponenten für die Netzautomatisierung zu nutzen.

Die strategischen Anpassungen von GE an die weltweiten Energiemärkte hat zuletzt nochmals an Fahrt aufgenommen. Im November 2021 gab GE bekannt, den Konzern in drei Sparten aufzuteilen. „Luftfahrt, Gesundheit und Energie“. Brancheninsider gehen davon aus, dass die Rolle des Smallworld GIS im Konzernbereich Energie, der 2023 konstituiert werden soll, nochmals gestärkt wird.

Mit den Partnern in der DACH-Region ist über die Jahre ein Ökosystem entstanden, das insbesondere kleine und mittelgroße Kunden für Abstimmungen, Wissenstransfer und Austausch nutzen. „Gerade unsere Kunden aus dem mittelständischen Bereich schätzen die Betreuung durch vor Ort ansässige Firmen sehr“, heißt es von Seiten der DACH-Partner.

Generation 5

GE hatte die Generation 5 des Smallworld GIS bereits im Jahr 2018 vorgestellt und damit die Weichenstellungen für die Zukunft gestellt. Nach Angaben von GE ist ein Großteil der Kunden bereits auf die neue Generation umgestiegen. Die Plattform ist inzwischen weit über das Stadium des funktionsgleichen Technologiewechsels hinausgewachsen. Die Version Smallworld 5.3 wird Mitte des Jahres erwartet.

Eine der wesentlichen Neuerungen war die Berücksichtigung von Java als Entwicklungsplattform. GE stellt mit diesem Schritt in Aussicht, dass die mit der Version 5 einhergehenden Technologieänderungen hin zu einer Java-Umgebung die geforderten Integrationen leichter implementiert werden. Zuvor nutzte das Smallworld-GIS die proprietäre Programmiersprache Magik. Stand anfangs noch in Aussicht, dass Java Magik sukzessive ablösen könne, hat sich inzwischen ein Nebeneinander etabliert. „Magik lebt“, so schildert es ein Experte.

Gleichzeitig hat GE aber mit der Java-Technologie eine zukunftsweisende Entscheidung getroffen, die viele Vorteile mit sich bringt. Mittelfristig wird so etwa die Know-how-Hürde für die Schulung neuer Mitarbeiter im Bereich der Softwareentwicklung gesenkt, da Zusatzentwicklungen nicht unbedingt in der – für die meisten Entwickler der IT-Branche unbekannten – Sprache Magik erfolgen müssen. Auch die Beratung sollte profitieren, da die Integration des Smallworld GIS in die Gesamt-IT des Unternehmens auf allgemeinen Technologie-Standards beruht.

Nach Angaben von GE sind die Magik-Bibliotheken im letzten Jahr sogar um 27% gewachsen, was in der Tendenz auch in den nächsten Jahren so bleiben soll. Nach wie vor sind Erweiterungen des Funktionsumfangs über Magik-Module möglich und werden in der Praxis auch weiterhin so umgesetzt. Java wird von GE also als Ergänzung gesehen, was sich beispielsweise darin äußert, dass die Integration bereits bestehender Bibliotheken und neuer Java-Bibliotheken möglich ist.

Restandardisierung

Mit der Einführung der neuen Generation hat GE auch das Thema Restandardisierung, also die verstärkte Nutzung standardisierter Softwarefunktionen anstatt individueller Entwicklungen, auf die Themenagenda gesetzt. Kunden, die in den letzten Jahren eigene Wege bei der Entwicklung gegangen sind und individuelle Entwicklungen bevorzugt haben, sind bei jedem Update gefordert, die Chancen einer Restandardisierung neu zu prüfen. Anwender können die jeweiligen Vor- und Nachteile also evaluieren und damit auch Kosten-Nutzenvorteile neu balancieren.

Hintergrund dazu ist nach Angaben von GE eine wachsende Fülle an neuen Funktionen, die eine aufwändige Individualisierung mitunter überflüssig werden lasse. In der Praxis bilde sich dies nach Angaben der DACH-Partner mehrheitlich als Diskussion zwischen Geschäftsführung und IT-Fachverantwortlichen einerseits und den Fachabteilungen andererseits ab. Erstere pochen aus Gründen von Kosten, Transparenz und Pflegeaufwand auf Standards, letztere argumentieren aus den Erfahrungen mit den operativen Prozessen heraus für angepasste Lösungen. Die Smallworld-Partner erkennen aufgrund der Basisentwicklungen an dieser Stelle eine wachsende Flexibilität in der Umsetzungsstrategie.

Releasezyklen werden kürzer

Ein Thema innerhalb der Generation 5 sind auch die kürzeren Release-Zyklen nach dem sogenannten CI/CD-Prinzip (Continuous Integration, Continuous Delivery und Continuous Deployment). Dies beinhaltet kleinere Aktualisierungsschritte, die sowohl Aufwand als auch Risiken bei der Aktualisierung reduzieren soll, insbesondere in Bezug auf das zunehmend kritische Thema Cybersicherheit. Releases werden dabei für das CORE-System und die Fachschalen immer zeitgleich veröffentlicht.

Cloud und andere Technologietrends

Ebenso steht das Thema Cloud-basierter Betrieb im Fokus. GE investiert weiterhin stark an dieser Stelle. Hier stehen vor allem Amazon- und Azure Public Cloud-Angebote (einschließlich Azure Kubernetes Service (AKS)) im Fokus. Weitere Technologietrends sind die Integration von 3D-Daten, GE hat beispielsweise viele Entwicklungen bei der Kombination von LiDAR- und Gebäudemodellen mit GIS-Daten getätigt. Auch in der DACH-Region hat die Berücksichtigung von 3D-GIS-Objekten in der Bestandsdokumentation an Fahrt aufgenommen. Die Verlegetiefe von Leitungen wird seit der Generation 5 durchgehend integriert im Datenmodell berücksichtigt.

GE hat zudem viele Entwicklungen im Bereich automatisierter Datenqualität veröffentlicht. Smallworld bietet ein konfigurierbares Qualitätsmanagement-Tool, mit dem Dateninkonsistenzen validiert und die Konformität der Informationen mit einem bestimmten Standard überprüft werden können, bevor sie in der Bestandsdatenbank gespeichert werden. Dabei setzt der Konzern auch auf Methoden des Maschinellen Lernens, die die Effizienz und die Automatisierung solcher Prozesse deutlich steigern sollen.

Ebenso gibt es im Rahmen der SWUG eine BIM-Arbeitsgruppe, die den Ansatz im Kontext der Fachschalen Strom, Gas, Wasser und Kanal diskutiert. Zum Thema Ladeinfrastruktur gibt es in der Fachschale Strom ein neues Modul. Einige Entwicklungen gibt es auch zum Thema Netzberechnung im Niederspannungsbereich. Konkret werden Schnittstellen implementiert, um den Ausbau von Erneuerbaren Energien zu beschleunigen. GE arbeitet derzeit an einem Smallworld Adapter für Bing Maps, wobei die Bing-Suche oder Streetside Views unterstützt werden.

GIS-Systeme meets IoT

Im Zuge der Energiewende steigt die Vernetzung der Sektoren und demnach werden Planung und Steuerung komplexer. Die Integration von Sensoren in die operativen Prozesse wird signifikant zunehmen, daher wird die IoT, also die kommunikative Anbindung dezentraler Sensoren und Aktoren über die Internettechnologie, eine wichtigere Rolle einnehmen. Noch erfolgt die Kommunikation dieser Sensorik nach Angaben von GE nur sehr selten direkt über das Smallworld GIS, da es kein Echtzeitsystem ist. Daher kommt derzeit der Integration des GIS in die übrige IT des Unternehmens – beispielsweise die Netzleitwarte – eine immer größere Bedeutung zu.

Gleiches gilt für die Bereiche Asset- und Störungsmanagement. Perspektivisch werde, so GE, IoT eine relevante Informationsquelle für den zuverlässigen Systembetrieb. Die Smallworld-Partner in der DACH-Region berichten, dass Schnittstellen zu Leitsystemen bereits von einigen Kunden genutzt werden. (sg)

www.swug.de

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