Die am Fachbereich Informatik der Hochschule Darmstadt entwickelte App „Wheel Scout“ soll Rollstuhlfahrer draußen und innerhalb von Gebäuden bei der sicheren Navigation unterstützen.
Rampen, Treppenstufen, Kopfsteinpflaster oder unebene Gehwege sind oftmals unüberwindbare Barrieren für Menschen mit Gehbehinderung und Rollstuhlfahrer. Die App „Wheel Scout“, die vom Fachbereich Informatik der Hochschule Darmstadt entwickelt wurde, soll den Betroffenen die Navigation im öffentlichen Leben erleichtern. Kürzlich hat das Projektteam die Anwendung um ein Indoor-Routing erweitert. Um eine Route zu berechnen, die auch das Innere von Gebäuden miteinbezieht, bestimmt die App die Position des Nutzers mittels sogenannter Beacons – Funksender, die Bluetooth- Signale zusammen mit ihrer Position aussenden.
Im Outdoor-Modus funktioniert „Wheel Scout“ über GPS-Ortung. Für die Darstellung der Routen greift die App über eine technische Schnittstelle auf das Kartenprogramm Open Street Map zu und nutzt hier die so genannten „Points of Interest“, mit denen normalerweise Sehenswürdigkeiten markiert werden. Innerhalb der „Wheel Scout“ App markieren diese Points of Interest mögliche Barrieren mit eigens dafür entworfenen Barriere- Symbolen. Die Erfassung der Hindernisse nehmen die Nutzer selbst vor. Außerdem vermessen Freiwillige die Höhe von Bordsteinen, Steigungen und Wegbreiten. Einmal eingetragen stehen die Daten allen Nutzern der plattformunabhängigen Webanwendung zur Verfügung.
Der Grad der Behinderung ist von Mensch zu Mensch verschieden. Während es dem einen noch gelingt, Treppenstufen zu überwinden, hat der andere bereits Schwierigkeiten beim Befahren unebener Oberflächen. Darum ist es in „Wheel Scout“ möglich, individuelle Profile anzulegen, um diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Rollstuhlfahrer, die ihre Finger nicht uneingeschränkt bewegen können, können mithilfe der ebenfalls neu integrierten Sprachsteuerungsfunktion die Adresse des gewünschten Zielorts in ihr mobiles Gerät einsprechen. Die hierfür nötige Sprachsteuerungs-Software entwickelte das European Media Laboratory in Heidelberg.
Weiterer Kooperationspartner ist der Unabhängige Verband der Zivilinvaliden LAPIC/UVZ aus Südtirol, der die Weiterentwicklung von „Wheel Scout“ finanziert. „Die Aufgabe des Unabhängigen Verbandes der Zivilinvaliden von Südtirol Italien ist es, wichtige Inputs von Betroffenen an das Entwickler-Team weiterzuleiten und anschließend die App zu testen. Durch diese App werden Barrieren nicht beseitigt, jedoch sicher umgangen. Dies ist eine große Hilfe zur Bewältigung der alltäglichen Probleme in der Mobilität der Betroffenen“, sagt Vorstandsmitglied Jakob Kristler. Eine erste marktreife Version von „Wheel Scout“ ist für 2017 vorgesehen.