Forscher der Universität Köln und der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) haben den „Atlas der digitalen Welt“ veröffentlicht. Dafür haben Medienwissenschaftler Martin Andree, Timo Thomsen von der GfK und Kommunikationsdesignerin Verena Bönniger das Verhalten von rund 16.000 Nutzern über drei Monate hinweg aufgezeichnet, analysiert und die Ergebnisse in anschaulichen Grafiken und mit knapper Interpretation aufbereitet. Das Besondere am Atlas der digitalen Welt: Die Autoren haben sich bei der Entwicklung nicht damit zufriedengegeben, nur die Größe eines bestimmten Angebots innerhalb eines Marktsegments zu beschreiben – also beispielsweise die Frage, wie groß YouTube im Verhältnis zu anderen Videoplattformen ist. Vielmehr haben Andree, Thomsen und Bönniger das Ziel gehabt, den Anteil eines bestimmten Dienstes am Gesamtmarkt zu bestimmen.
Die drei Forscher begründen diese Vorgehensweise damit, dass die absolute Größe von Apple, Amazon, Google und Facebook. unerheblich wäre, wenn es außerhalb dieser „Big Four“ ein ökonomisch gesundes Internet gäbe, dessen Vielfalt erschlossen und gesellschaftlich aktiviert wäre. Dass dies nicht der Fall ist, würde heute niemanden mehr überraschen, so die Forscher. Doch das Ausmaß dieser Dominanz sei erstaunlich: Die 500 am häufigsten genutzten Seiten ziehen in Deutschland etwa 85 Prozent aller Nutzer auf sich. Die sieben größten Konzerne stehen sogar für 50 Prozent aller Online-Aktivitäten. Angebote jenseits der erfolgreichsten 500 Seiten, deren Zahl die Autoren auf 16 Millionen schätzten, teilen sich hingegen 14 Prozent der Aufmerksamkeit.
Innovativ beim Atlas der digitalen Welt ist darüber hinaus auch der Ansatz, nach den Beziehungen von einzelnen Diensten innerhalb der großen Internetkonzerne zu fragen – also wie viel beispielsweise der E-Mail-Dienst Gmail (Googles Mail-Service) zum Wachstum von Google-Mutter Alphabet beiträgt oder welche Funktion WhatsApp innerhalb des Facebook-Ökosystems hat. Die zahlreichen Abbildungen sind jenseits der Giganten eine Fundgrube für alle, die wissen wollen, was die Deutschen anklicken, wenn sie online sind – immer aufgeschlüsselt nach Männern und Frauen, Nettoreichweite und Nutzungsdauer. (jr)