Das Berliner Unternehmen Virtual City Systems präsentiert auf der INTERGEO ein breites Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten rund um den Datenstandard XPlanung. Insbesondere die Übertragung von 2D-Anwendungen in den 3D-Bereich steht im Fokus des Messeauftritts.

3D-Stadtmodell inklusive georeferenziertem Bebauungsplan in 2D und Infobox zu XPlan-Attributen eines Objektes (z.B. Rechtscharakter, Bauweise, GFZ, GRZ, Höhen- bzw. Stockwerksangaben). Foto: Virtual City Systems
Der IT-Planungsrat, das zentrale politische Steuerungsgremium bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in Deutschland, hat bereits im Jahr 2017 die verbindliche Einführung des Standards XPlanung beschlossen, für dessen Weiterentwicklung und Pflege die XLeitstelle bundesweit als zentrale Geschäfts- und Koordinierungsstelle zuständig ist. Ziel des XPlanung-Datenstandards ist es, den verlustfreien Transfer von Bauleitplänen, Raumordnungsplänen und Landschaftsplänen zwischen unterschiedlichen IT-Systemen sowie die internetgestützte Bereitstellung von Plänen zu ermöglichen.
„XPlanung legt dabei lediglich einen Datenstandard und keine IT-Lösung fest“, betont Elisa Schröter, Project Managerin / XPlanung bei der Virtual City Systems GmbH. „Daher gilt es nun, Softwarelösungen zu entwickeln, die es ermöglichen, XPlanGML-konforme Daten zu erzeugen, bereitzustellen und letztlich in Anwendung zu bringen.“ Denn für das Berliner Unternehmen bietet die digitale und standardisierte Umsetzung von Bauleitplänen – und damit der XPlanung-Standard im Generellen – das Potenzial, auch komplexe 2D-Planzeichnungen automatisiert in eine 3D-Visualisierung zu überführen und so eine intuitiv verständliche Ansicht von Bauvorschriften im dreidimensionalen Raum zu ermöglichen. „Die wesentliche Grundlage hierfür ist eine Technologie, die das kollaborative und fachübergreifende Arbeiten in der Stadtentwicklung verbessert und transparente Kommunikation fördert“, kommentiert Schröter und führt aus: „Mit unseren Lösungen VC View und VC Suite entsteht durch die Nutzung von 3D-Stadtmodellen und Digitalen Zwillingen eine zukunftsweisende Plattform, die dem Management urbaner Ressourcen und Infrastrukturen dient.“ Dabei sollen Integration und Vernetzung heterogener Daten, wie zum Beispiel XPlanGML-konforme Bauleitpläne, CityGML-Daten des Gebäudebestands und BIM- beziehungsweise CAD-Modelle von Architekturentwürfen, Analysen und Simulationen der bebauten Umgebung ermöglichen und somit für nachhaltige und informierte Entscheidungen sorgen.
XPlanung in VC View
Zwar werden Geometrien im XPlanung-Standard grundsätzlich nur zweidimensional repräsentiert. Jedoch sind viele Objekte mit 3D-relevanten Attributdaten versehen, die sich beispielsweise auf Höhenbeschränkungen oder -vorgaben zu Gebäuden beziehen, stockwerksabhängige Vorschriften beinhalten oder konkrete Höhenangaben zu technischen Angaben festlegen. Aus diesen Attributdaten können dann schließlich dreidimensionale Darstellungen generiert werden.

3D-Stadtmodell inklusive Visualisierung der im Bebauungsplan enthaltenen 3D-relevanten Attributdaten.Foto: Virtual City Systems
„Dazu müssen in einem ersten Schritt die von der öffentlichen Verwaltung bereitgestellten Daten in unsere Viewerlösung VC Map integriert werden“, berichtet Henry Willem Farr, Sales und Marketing Manager bei Virtual City Systems. „Für die Bereitstellung werden häufig Lösungen eingesetzt, die den Zugriff auf die XPlan-Dokumente über offene Schnittstellen ermöglichen.“ In diesem Zusammenhang bieten Lösungen wie die xPlanBox der lat/lon GmbH oder hale»connect von wetransform beispielsweise die Möglichkeit, XPlan-Dokumente als Web Map Services (WMS) und Web Feature Services (WFS) zu veröffentlichen. „Über eine neue Erweiterung in der VC Map können Nutzer:innen diese Dienste direkt anfragen. Daraufhin erfolgt zunächst die Anzeige aller Geltungsbereiche der darin enthaltenen Pläne“, erklärt Farr. Per Mausklick auf den jeweiligen Bereich können Anwender:innen zudem einen spezifischen Datensatz anfragen, um hinterlegte Metadaten abzurufen und referenzierte PDF-Anhänge zu öffnen.
Außerdem soll sich laut Virtual City Systems in der VC Map-Erweiterung die teil- bzw. vollvektorielle Detaildarstellung des ausgewählten Plans abrufen lassen. „Auf Basis des WFS werden die Daten nach 3D-relevanten Inhalten gefiltert, diese in eine 3D-Darstellung überführt und auf dem 2D-Basislayer platziert. Dies bietet Nutzer:innen beispielsweise die Möglichkeit, das maximale Volumen der überbaubaren Grundstücksfläche, geplante oder zu erhaltende Anpflanzungen und sogar unterirdische Elemente eines Bebauungsplans, etwa geplante Tiefgaragen, in 3D anzuzeigen“, so Schröter.
XPlanung im Digitalen Zwilling
Zudem erweitert die automatische Übersetzung von XPlan-Objekten in die 3D-Umgebung eines Digitalen Zwillings einer Stadt die Möglichkeiten bei der Analyse eines Planungsgebietes sowie der zulässigen Objekte. „Auf dieser Grundlage sind eine Vielzahl von Anwendungsszenarien denkbar“, betont Dr. Lutz Ross, Geschäftsführer von Virtual City Systems, und ergänzt: „Sobald alle relevanten Informationen, die in ein XPlan-Dokument eingebettet sind, in den Digitalen Zwilling integriert wurden, kann die Planungsgrundlage im Hinblick auf das städtische Umfeld betrachtet werden.“ Dadurch lasse sich viel besser verstehen, wie neue Bauvorhaben sich in das bestehende Stadtbild eingliedern.
„Zusammenfassend ist in der Integration der XPlanungsdaten in Digitale Zwillinge von Städten bereits heute ein dreifacher Mehrwert erkennbar: Objekte mit 3D-Relevanz können visualisiert und analysiert werden, Bebauungspläne hinsichtlich der städtischen Umgebung können ganzheitlich betrachtet werden und Stadtverwaltung, Architekt:innen, Stadtplaner:innen und Projektentwicklung bekommen ein digitales Verarbeitungswerkzeug an die Hand“, so Ross. Zudem sei die Integration als Einstieg in ein automatisiertes Baugenehmigungsverfahren zu sehen, das geplante Objekte mit den für das Gebiet definierten Planungsregeln abgleicht. „Digitale Zwillinge sind ein Mittel gegen eine segregierte Stadtplanung, da sie verschiedene Funktionen für die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten bieten. Fachübergreifend können Behörden sowie die Öffentlichkeit und Drittparteien Planungsszenarien im Digitalen Zwilling abrufen, um Fortschritte oder Änderungen besser zu verstehen und bei Bedarf durch die in der VC Map integrierten Kommentarfunktion Meinungen zu teilen“, resümiert Virtual City Systems-Geschäftsführer Ross. „Der Digitale Zwilling bietet sich somit auch für die Umsetzung des Standards XPlanung als ergänzendes Werkzeug an, um bestehende Verfahren der Stadtplanung und Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen.“ (jr)