Die Kurstadt beauftragt den Climap-Dienst der MVV-Regioplan mit Befahrung und Befliegung der Stadt. Informationen werden Eigentümer:innen angeboten.

Das von MVV Regioplan für den Climap-Dienst entwickelte Fahrzeug zur kinematischen Erfassung von Wärmebildern der Gebäudefassaden.
Quelle: MVV Regioplan
Durch die Stadt Bad Honnef sind im Winter im Rahmen einer Kooperation mit der MVV Regioplan GmbH, Tochterunternehmen des Mannheimer Versorgers MVV aus Mannheim, Wärmebilder (Thermografie) von sämtlichen Bestandsgebäuden im Stadtgebiet erstellt worden. Hierzu sind spezielle MVV-Thermografie-Fahrzeuge im Februar 2025 durch die Straßen gefahren. Ergänzt werden die Aufnahmen durch ein Thermografie-Flugzeug aus der Luft. Dazu hat die MVV Regioplan ein Befliegungsunternehmen beauftragt.
Die Erstellung der Aufnahmen ist eine Maßnahme des Integrierten Klimaschutzkonzepts der Stadt Bad Honnef. Dieses Konzept geht davon aus, dass Wohngebäude im Stadtgebiet sowohl den höchsten Anteil an Treibhausgasemissionen haben als auch gleichzeitig das größte Einsparpotenzial durch effizientere Energieerzeugung, nachhaltigere Energienutzung und Senkung von Energieverbräuchen bietet.
Swen Schmitz, Klimaschutzmanager der Stadt Bad Honnef, erklärt: „Mit der Aktion wollen wir die Eigentümerinnen und Eigentümer der Bestandsimmobilien dabei unterstützen, Einsparpotenziale zu identifizieren. Die Erkenntnisse helfen, um beispielsweise mit einem Energieberater oder mit Unterstützung der Energieagentur Rhein-Sieg Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz der Gebäude zu treffen.“
Voraussetzung für diese und weitere Maßnahmen aus dem Maßnahmenkatalog des Integrierten Klimaschutzkonzeptes war die seit Oktober bestehende Rechtskraft der beantragten Förderung des Förderprogramms „KSI: Begleitende Umsetzung des integrierten Klimaschutzkonzeptes der Stadt Bad Honnef – Anschlussvorhaben“ für den Zeitraum vom 01. Februar 2024 bis 31. Januar 2027. Das Förderprogramm ist Teil der Nationalen Klimaschutzinitiative, mit welcher das Bundesumweltministerium seit dem Jahr 2008 Projekte fördert, die einen Beitrag zur Senkung von Treibhausgasemissionen leisten.
Günstige Wetterlage für Aufnahme von Wärmebildern
„Für die Aufnahme von Wärmebildern sind kalte, trockene Herbst- und Winternächte eine ideale Voraussetzung. Diese Wetterkonstellation lässt sich leider nicht längerfristig planen, sodass kein konkreter Zeitpunkt für die nächtlichen Befahrungen angegeben werden kann“, erläutert Simon Gans, Programmleiter für digitale Stadtentwicklung bei der MVV-Tochtergesellschaft MVV Regioplan. Im Rahmen der Befahrungen wird ein mit Wärmebildkameras ausgestattetes Fahrzeug, das von der MVV Regioplan entwickelt worden ist, bei Nacht Aufnahmen der Gebäudefassaden erstellen.
Climap wird außerdem Wärmebilder der Dächer der Stadt mit einem Spezialflugzeug aufnehmen. Dazu kooperiert das Unternehmen mit entsprechenden Dienstleistern. Zwar bietet sich auch die Befliegung via Drohnen an, was aufgrund der geringeren Flughöhe auch bessere Thermobilder liefern würde, doch diese Befliegung wird von Kommunen oder Versorgern häufig nicht gewünscht. „Oft liegt das gar nicht an der Fluggenehmigung, die durchaus möglich ist, sondern an Bedenken gegenüber den Bürger:Innen, die sensibel auf die unbemannten Flugobjekte reagieren könnten“, weiß Gans. Die Kooperationen mit Befliegungsunternehmen waren zustande gekommen, weil man thermografische Daten aus Fernwärmenetzaufnahmen zweitverwertet hatte und sich die Daten als sehr leistungsfähig herausgestellt hatten.
Mit dem Innovationsprojekt Climap hat MVV eine Methodik entwickelt, die es ermöglicht, den Gebäudebestand in Städten und Kommunen in großem Maßstab mit Wärmebildern zu erfassen und diese automatisiert auszuwerten. So wurden seit dem Start des Projekts im Jahr 2020 bereits in einer Vielzahl von Städten und Gemeinden Baden-Württembergs, Nordrhein-Westfalens und von Rheinland-Pfalz Wärmebilder aufgenommen und vom Projekt Climap umgesetzt.

Vom Fahrzeug erfasste Wärmebilder von Fassaden. Quelle: MVV Regioplan
Energieberichte
Aus den erfassten Wärmeaufnahmen sowie aus weiteren gebäudespezifischen Informationen, wie beispielsweise dem Baualter, entwickelt Climap eine Wärmelandkarte. Diese gibt Auskunft über den energetischen Zustand der Gebäude und deren Energieeinsparpotenziale. Im Energiebericht ist der energetische Gebäudezustand durch eine einfache Ampellogik veranschaulicht.
Voraussichtlich im Mai 2025 liegen die Ergebnisse für Bad Honnef vor, sodass interessierte Hauseigentümer, deren Häuser thermografisch erfasst wurden, dann ihren individuellen Energiebericht im Portal www.climap.de bestellen können. Der Energiebericht ist eine Climap-Dienstleistung und liefert grundlegende Daten für den „Start in eine Gebäudemodernisierung“.