Die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt (SenMVKU) veröffentlicht im Rahmen des Starkregenrisikomanagements eine Starkregenhinweiskarte und für ausgewählte Gebiete Starkregengefahrenkarten. Die Karten zeigen mögliche Gefahrengebiete auf und bieten Berlinerinnen und Berlinern wichtige Informationen, um sich auf eventuelle Überflutungen von Starkregenereignissen vorzubereiten.

Die Wahrscheinlichkeit für Starkregen nimmt im Zuge des Klimawandels zu. In Berlin gab zuletzt Juli 2016, Juni 2017, Juli 2017, Juli 2018, August 2019 und September 2021 außergewöhnliche Vorfälle. Quelle: MIKHAIL/Stock.Adobe.com
Die nun veröffentlichte flächendeckende Starkregenhinweiskarte für Berlin bietet eine erste Orientierungshilfe, wo es bei Starkregen aufgrund von Geländetiefpunkten zu möglichen Überflutungen kommen könnte. Zudem dokumentiert sie Daten von Starkregeneinsätzen der Berliner Feuerwehr. Desweitern liegen aktuell für die Gebiete Flughafensee (südliches Reinickendorf), Moabit (Mitte) sowie rund um den Obersee und den Orankesee in Lichtenberg detaillierte Starkregengefahrenkarten vor. Weitere Gebiete werden in den kommenden Jahren sukzessive in enger Zusammenarbeit von den Berliner Wasserbetrieben und der Senatsverwaltung ergänzt. Die Starkregengefahrenkarte gibt u.a. Aufschluss darüber, wie hoch Wasser an bestimmten Standorten stehen kann oder welche maximalen Fließgeschwindigkeiten für verschiedene Regenszenarien auftreten können. Die Karten helfen dabei, Gebiete zu erkennen, die gefährdet sein könnten, um Schutzmaßnahmen für Gebäude, Infrastruktur und Bauprojekte zu verbessern.
Das von der SenMVKU koordinierte Starkregenrisikomanagement ist eine kommunale Gemeinschaftsaufgabe, bei der zahlreiche Ebenen und Akteure beteiligt sind: Bundes- und Landesbehörden, Bezirke, Landesbetriebe, Industrie- und Gewerbebetriebe, Infrastrukturbetreiber, aber auch Bürgerinnen und Bürger. Die SenMVKU arbeitet in enger Kooperation mit dem Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) und den Berliner Wasserbetrieben an einer stetigen Verbesserung der Gefahrenbeurteilung. So erarbeiten das BKG mit Unterstützung der Länder aktuell eine deutschlandweite „Hinweiskarte Starkregengefahren“.
Einen vorsorgenden Beitrag zur Verringerung von Starkregengefahren leisten insbesondere auch dezentrale Maßnahmen der Regenwasserbewirtschaftung. Für die Planung und Umsetzung von derlei Maßnahmen bietet die Berliner Regenwasseragentur Interessierten eine Erstberatung an.
In Berlin kam es in den letzten Jahren vermehrt zu Starkregenereignisse mit erheblichen Schäden (Juli 2016, Juni 2017, Juli 2017, Juli 2018, August 2019, September 2021).
Die flächendeckende Starkregenhinweiskarte bietet eine erste Orientierungshilfe und eine einfache Gefahrenabschätzung basierend auf einer Kombination aus topographischer Senkenanalyse und Feuerwehreinsatzdaten. Sie zeigt potenzielle Überflutungsbereiche aufgrund topografischer Tiefpunkte an und verweist auf vergangene Starkregenereignisse, die Schäden verursacht haben.

Die Starkregenkarten sind eingebettet in den FIS-Broker der Senatsverwaltungs für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen.
Quelle: SenMVKU
Die Starkregengefahrenkarte beinhaltet eine detaillierte Bewertung der räumlichen Ausdehnung von Überflutungen, den Überflutungstiefen und den Fließgeschwindigkeiten bei verschiedenen Starkregenszenarien. Sie zeigt die räumliche Ausdehnung von Überflutungen, Überflutungstiefen (Wasserstand über Gelände) und Fließgeschwindigkeiten eines starkregenbedingten Hochwassers bei verschiedenen Szenarien (seltenes, außergewöhnliches und extremes Ereignis).
Die Analyse wurde auf Basis eines gekoppelten 1D-Kanalnetz und eines 2D-Oberflächenabflussmodells (1D/2D gekoppeltes Modell) durchgeführt. Bei diesem Verfahren wird die Berechnung der Abflussvorgänge im Kanalnetz (1D) mit der zweidimensionalen hydrodynamischen Modellierung der Oberflächenabflüsse (2D) kombiniert, um einen bidirektionalen Austausch von Wasservolumen, d.h. einen Austausch in beide Richtungen, zwischen Oberfläche und Kanalnetz an den Schächten und Straßenabläufen zu berücksichtigen. Die Erarbeitung der Starkregengefahren erfolgt basierend auf der von den BWB und der für Wasserwirtschaft zuständigen Senatsverwaltung gemeinsam entwickelten Leistungsbeschreibung „Erstellung von Starkregengefahrenkarten für Berliner Misch- bzw. Regenwassereinzugsgebiete“.
Voraussetzung sind Daten zu Topographie, Gebäuden, Straßen, Versiegelung und bodenkundlichen Kennwerten sowie Kanalnetzdaten. Für die 1D-Modellierung des Kanalnetzes wurde das aktuelle Kanalnetz (Misch- oder Trennkanalisation) der BWB verwendet. Die Entwässerungsinfrastruktur wird durch ein Kanalnetzmodell abgebildet, wobei dieses u.a. Schächte, Straßenabläufe, Haltungen und Haltungsflächen berücksichtigt. Auf Grundlage des digitalen Geländemodells wurde ein detailliertes, lückenloses und überlappungsfreies 2D-Oberflächenmodell erstellt und um standardisierte Dachformen der Gebäudedaten ergänzt. Mauern oder Bordsteine werden durch Bruchkanten berücksichtigt. Diese werden aufgrund der Auflösung jedoch nicht durch das DGM abgebildet und werden – falls sie abflussrelevant sind – nachträglich über Bruchkanten berücksichtigt.
Maßgebliche Datensätze für Gebäudeflächen sind die ALKIS-Gebäude und der Datensatz der Gründächer (im Bereich der Kleingärten). Bei der Abflussbildung von Dachflächen wird zwischen einleitenden und nicht einleitenden Dächern basierend auf den Daten der Erfassung des Niederschlagsentgelts unterschieden. Einleitende Dächer werden in der Modellierung als direkt an den Kanal angeschlossen betrachtet (1D-Abflussbildung). Bei nicht einleitenden Dächern erfolgt die Abflussbildung über das Oberflächenabflussmodell. In diesem Fall wird der effektive Niederschlag auf die umliegende Oberfläche verteilt, indem das Prinzip der Randverteilung angewendet wird. Straßen und Wege umfasst alle befestigten Flächen, wie Straßen, Wege, Plätze und private versiegelte Flächen. Die Abflussbildung dieser Flächen erfolgt über das 2D-Oberflächenabflussmodell und es wird nicht zwischen einleitend und nicht einleitend unterschieden. Als Gewässerflächen werden alle stehenden Gewässer und Fließgewässer aus dem ALKIS-Datensatz angenommen. Alle restlichen Flächen werden als Grünflächen angesetzt. Für diese Flächen werden im Modell entsprechende Abflussparameter, wie Benetzungs- und Muldenverluste sowie Anfangs- und Endabflussbeiwert, basierend auf Literaturwerten, angesetzt. Das Modell bildet den Rückhalt der Vegetation (Interzeption), die Versickerungsfähigkeit des Bodens und die Oberflächenrauheiten ab.
Für Hochwasserrisikogebiete (SenUVK, 2018) wurden in Berlin im Rahmen der Hochwasserrisikomanagementrichtlinie bereits Hochwassergefahrenkarten erarbeitet und Überschwemmungsgebiete ausgewiesen.
Grundlage der Starkregengefahrenkarte sind
- ATKIS DGM – Digitales Geländemodell
- ALKIS- Amtliches Liegenschaftskatasterinformationssystem
- Kanalnetzmodelle Regenwasser und Schmutzwasser (BWB)
- Entgeltdaten (BWB)
- Generalentwässerungsplan (GEP), (BWB)
- Straßenabläufe
- Gründächer
- Luftbilder (Orthophotos)
- Bodenkundliche Kennwerte
- Straßenbefahrung
- Feuerwehreinsätze und Überstauatlas
- Starkniederschlagsregionalisierung und -auswertung (KOSTRA) des Deutschen Wetterdienstes (DWD)