Die Freie Hansestadt Bremen ist einer der Vor- reiter bei der Digitalisierung: Schon bevor die Bundesregierung die Initiative „Deutschland Online“ initiierte, sorgte die Stadt für die Digitalisierung ihrer Bauleitpläne, um damit vereinfachte Beteiligungsverfahren zu ermöglichen. Diesen Vorsprung hat Bremen aufrechterhalten: Seit Anfang dieses Jahres liegt der komplette Flächennutzungsplan (F-Plan) der Stadt XPlanungs-konform vor. Auch neue Bebauungspläne (B-Pläne) werden bereits gemäß dem Standarddatenmodell XPlanung erfasst.
Fokus auf Flächennutzungsplanung
Der Beschluss des IT-Planungsrates im Oktober 2017 zur verbindlichen Umsetzung von XPlanung hat also in Bremen den Startschuss gegeben. Bereits im Januar 2018 startete man an der Weser mit dem entsprechenden Projekt und nutzte dazu die Softwareprogramme GeoOffice mit XPlanung inklusive WebGIS (WebOffice) vom Bonner Hersteller AED-SYNERGIS. Daraufhin übergaben die Bremer einen Testdatensatz an das Unternehmen, erledigten aber die detaillierte Überführung ihrer Daten in Eigenregie. Von Vorteil war dabei, dass mit Michael Flathmann im Jahr 2017 ein Experte die Leitung des XPlanungs-Projekts übernahm, der Erfahrungen in der ALKIS-Umstellung und demnach mit dem Prinzip der objektorientierten Datenmodellierung besaß. „Aus informationstechnischer Sicht gibt es da eine gewisse Ähnlichkeit, aber es ist enorm wichtig, dies mit dem fachlichen Know-how zu kombinieren“, berichtet Flathmann. So entstand in Bremen eine intensive Projektarbeit, die fachlich weitestgehend von Gudrun Köhrmann betreut wurde. „Alle haben im Laufe der letzten beiden Jahre sehr viel voneinander gelernt“, so die Planungstechnikerin, die vor allem an der Neuaufstellung des F-Planes mitwirkte. Das sei gewissermaßen immer eine Vermittlung von Theorie und Praxis gewesen. Datentechnisch haben die Bremer die bestehenden Feature-Classes herausgelesen und in das Zielschema des Objektartenkatalogs von XPlanung überführt. Fachlich ging es darum, die Anforderungen der Stadt und Raumplaner möglichst praxisgetreu und praktikabel abzubilden. Der F-Plan ist in Bremen zu Teilen schon in der aktiven Verwendung, das gilt auch für die Fortschreibungsprozesse. Dazu steht das WebGIS (WebOffice) den Mitarbeitern seit Mitte des Jahres zur Verfügung. „Das ist eine komplett neue Situation, daher müssen wir noch interne Werbung betreiben“, berichtet Flathmann, „Aber es gibt bereits viel positives Feedback“. Zum Beispiel im Bereich der städtischen Bauordnung. Dort nutzen die Mitarbeiter die Möglichkeit, die entsprechenden Fachinformationen zu den Einzelflurstücken abzurufen, was über WebOffice einfach via Browser funktioniert. „Wirklich neu an der XPlanGML-basierten Bereitstellung der Daten ist, dass nicht nur einfache Karten gezeigt werden, sondern dass auch sehr tiefgehende Fachinformationen zu den Detailflächen abgerufen werden können“, beschreibt Köhrmann die Vorteile der objektorientierten Modellierung.
Zweiter Schritt Bebauungsplanung
Auch die Bebauungspläne (B-Pläne) werden in Bremen bereits XPlanGML-konform erzeugt. Bis alle B-Pläne überführt sind, wird es aber noch einige Zeit dauern. Wie bei den meisten Kommunen sind noch sehr alte B-Pläne in Teilen gültig, in Bremen ist der älteste fast 100 Jahre alt. Die digitale Erstellung der B-Pläne erfolgt erst seit dem Jahr 2000, damals noch erstellt mit dem ALK-GIAP von der AED-SICAD AG. Von den circa 1.550 B-Plänen an der Weser liegen viele noch analog und digital höchstens eingescannt als Rasterpläne vor. Bei diesen werden als Zwischenschritt aber bereits die Geltungsbereiche (Umringe) XPlan-konform dargestellt. Ziel ist es, nach und nach alle Pläne XPlan-konform umzustellen.
„Die Umsetzung läuft über die Software, Anpassungen müssen lediglich auf Detailebene durchgeführt werden, wenn auf Ebene der Sachdatenverarbeitung die bestehende Objektmodellierung nicht eins zu eins in das Schema des Objektartenkatalogs von XPlanung übersetzt werden kann“, so Köhrmann. Bremen arbeitet aktuell mit der Version 5.0, ist aber in dem Facharbeitskreis zur Datenmodellierung aktiv beteiligt und beantragt bereits einige Änderungen (Change Requests).
„Beim F-Plan haben wir sogar einige Dinge umgesetzt, die bundesweit einzigartig sein dürften“, beschreibt Köhrmann, etwa bei der Überlagerung von Grünfunktion und Wohnflächen im Rahmen der Bauflächen, wie sie beispielsweise bei Gründächern auftreten. Solche Erweiterungen werden dann sukzessive in den Objektartenkatalog übernommen. „Für alle Seiten ist dies ein Lernprozess, der auch noch einige Zeit dauern wird, wir sind ja in Bremen im bundesweiten Vergleich schon weit fortgeschritten, stehen aber auch noch ganz am Anfang“, so Flathmann.
Grundsätzlich gebe es aber die Maxime, sich möglichst nah an die Standards zu halten. „Beim F-Plan haben wir nur rund fünf Prozent aller Objekte, die nicht in das bestehende Schema passen und für die wir externe Codelisten erstellt haben“, so Köhrmann.
Blick aus der Metropolregion
Die Stadt Bremen ist Teil der Metropolregion Nordwest. Die Region, die sich zwischen der Nordsee und dem Teutoburger Wald erstreckt, hat großes Interesse an einer einheitlichen Darstellung der Daten zu den Raumordnungs- und Landschaftsplänen. Die betroffenen Kommunen der Region treffen sich dazu bereits mehrmals im Jahr. „Man rechnet damit, dass Raumordnungs- und Flächennutzungspläne bald im einheitlichen Format zum Download bereit- gestellt werden“, so Flathmann weiter. (sg)