Mit SARIDA hat die e.SIC GmbH in Zusammenarbeit mit der bluemetric software GmbH eine Cloud-Plattform für die Datenverwaltung im Bereich Kanalmanagement auf den Markt gebracht. Im ersten Schritt sollen dort vor allem Daten aus der optischen Inspektion bereitgestellt und bearbeitet werden.
Noch vor wenigen Jahren ging man in die Videothek, um sich Filme auszuleihen. Heute gehört diese Art des „Datenmanagements“ ins Technikmuseum. Mediale Unterhaltung läuft heutzutage fast ausnahmslos über Streaming-Plattformen. Solcherart digitale Transformationen benötigen in einzelnen B2B-Branchen länger, aber sie schreiten unaufhörlich voran. Nun gibt es auch im Bereich der Siedlungswasserwirtschaft erste Ansätze für eine cloudbasierte Zusammenarbeit. Das Unternehmen bluemetric software GmbH hat in Kooperation mit der e.SIC GmbH die Lösung SARIDA am Markt vorgestellt, innerhalb der die Daten im Bereich Kanalmanagement via Cloud gespeichert und bereitgestellt werden. Der Fokus liegt zunächst bei der Kanalinspektion.
Fokus optische Inspektion
Die Untersuchung auf Schäden ist nicht nur eine der wichtigsten kommunalen Aufgaben überhaupt. Seitdem die Inspektion im Wesentlichen auf digitale Sensoren umgestellt wurde, ist sie auch eine der größten Datenproduzenten. Doch heute werden die Daten meist zwischen Auftraggeber und -nehmer, kommunalen Fachstellen sowie den Dienstleistern aufwändig hin und hergeschoben, ausgewertet und gesichtet – häufig mit fehlerbehafteten und langwierigen Prozessen. „Der Videoinspektion im Browser gehört daher die Zukunft“, ist Sven Sturhann, Geschäftsführer der bluemetric, überzeugt. Die Plattform SARIDA stellt eine Datendrehscheibe für alle am Inspektionsprozess beteiligten Firmen dar. Für das Daten-Hosting wird die Microsoft Azure-Plattform genutzt. Diese neue Form zielt auf die Optimierung des gesamten Inspektionsprozesses: Dazu gehören nicht nur Datenmanagement oder Storage & Transfer und Datensicherheit, sondern auch das Projektmanagement, KI-basierte Schadensdetektion, 3D-Visualisierung, GIS-Integration und integrierte Teamkommunikation.
KI-basierter Ansatz
Bislang werden die Kanaldaten meist manuell von Fachkräften bei den einzelnen Akteuren ausgewertet. Mit der Plattform wird die neue Möglichkeit der KI-basierten Auswertung geschaffen. So können z.B. Risse, Wurzeln und Rohrbrüche auch bei großen Datenmengen aus der Inspektion vieler Leitungskilometer effizient und zeitsparend erfasst werden.
Der Einsatz von KI bei der Kanalinspektion ist zwar in der Branche noch neu, aber die SARIDA-Plattform liefert bereits praxistaugliche Ergebnisse. „Wir sind heute bereits so weit, dass die KI einen Großteil der Zustände erfasst und zuverlässig die schadensfreien Bereiche erkennt“, so Sebastian Brehme von der e.SIC. Wichtig ist, dass die KI-Anwendung speziell auf das Sensormaterial trainiert wird; dafür stehen in der Cloud die perfekten Voraussetzungen zur Verfügung, so der Experte. Diese Erfahrung bezieht sich auf die Auswertung der Daten von hochauflösenden Panorama-Aufnahmen (wie etwa das PANORAMO-System der IBAK GmbH mit dem 185°-Fisheye-Objektiven). Die KI kann aber auch „klassische“ Daten aus Schwenkkopfkameras verarbeiten, die auf den marktüblichen Kanalrobotern installiert sind. Die KI läuft in Echtzeit. Sie kann sogar bereits vor Ort auf dem Inspektionsfahrzeug genutzt werden. Diese schnelle Auswertung wird als „real-time AI“ bezeichnet.
Die SARIDA-Plattform-Software wird sowohl von bluemetric als auch von der e.SIC angeboten. Während e.SIC die grundlegende IT-Kompetenz einbringt, obliegt der bluemetric die Integration branchenüblicher Datenaustauschformate und Vorgaben zur Zustandserfassung entsprechend den geltenden Merkblättern. Zurzeit ist das System bei ausgewählten Pilotkunden im Praxiseinsatz. Grundlagen aus Forschungsprojekt Das Unternehmen e.SIC ist eine Ausgründung der e.sigma Technology GmbH aus München und Ilmenau. Das mittelständische IT-Unternehmen war an dem Projekt AUZUKA beteiligt, bei dem Assistenzsysteme für Abwasserentsorger und Kommunen entwickelt wurden, mit denen Kanalschäden (teil)automatisch erfasst werden können. Bei diesem in verschiedene Teile aufgeteilten Projekt ging es bereits darum, allen Projektpartnern den Zugriff auf Inspektionsdaten bereitzustellen, um KI-basierte Methoden zu entwickeln. Beispielsweise wurden zeitlich und örtlich konsistente 3D- und Texturinformation des Kanalsystems oder eine räumliche Verortung der Sensordaten im Leitungsnetz entwickelt. e.sigma hatte bereits in dem Projekt maßgeblich mitgewirkt.
Daher ist die Cloud-Plattform SARIDA bereits heute auf die Belange des Kanalmanagements spezialisiert. Sie unterstützt eine regelwerkskonforme Datenverwaltung und -haltung. Die wichtigsten Formate und Kodiersysteme werden unterstützt. Dazu gehören die Formate DWA M150 und ISYBAU XML sowie die entsprechenden Kodiersysteme der DWA bzw. der Baufachlichen Richtlinien Abwasser. „Die Vorgaben aus den Regelwerken werden stetig erweitert und ausgebaut“, sagt Sturhann.
SARIDA ist ein modulares und erweiterbares System. Basis ist die Videoinspektion im Browser via PC, die mit und ohne KI zur Verfügung steht. Des Weiteren gibt es benutzerfreundliche Projektverwaltung und Aufgabenmanagement. e.SIC und bluemetric liefern auch Dienstleistungen zur Berechnung von KI- und Analyse-Services.
Entwicklungspotenzial von SARIDA
Bisher waren Kanalnetzbetreiber noch sehr vorsichtig damit, netzbezogene Daten via Cloud zu speichern, schließlich gehört die Infrastruktur zu den wichtigsten, sensibelsten und kostenintensivsten (auch wertvollsten) Gütern einer Kommune. Doch auch andere Netz-Sparten wagen vermehrt den Schritt in die Cloud, vor allem aufgrund der Vorteile. e.SIC betont diese in Bezug auf Sicherheit, Effizienz und Zusammenarbeit. „Es entsteht ein flexibles und modernes Arbeitsumfeld“, so Brehme. Vor allem aber seien die Möglichkeiten für die schnelle und zuverlässige automatische Erkennung und Klassifizierung von Schäden ein erheblicher Mehrwert, der so erstmals erschlossen werden könne. (sg)