Das DLR-Projekt HEIMDALL entwickelt ein digitales Werkzeug, mit dem Ersthelfer-Organisationen Gefahrensituationen bewerten und Einsatzpläne erstellen können. Dafür bündelt es u.a. Informationen über Waldbrände, Erdrutsche, Hochwasser und Sturzfluten. Basis dafür sind Satellitendaten.
Ein Waldbrand, eine Sturzflut, ein Erdrutsch: Das Risiko von Naturkatastrophen ist hoch. Tritt ein solches Schadensereignis ein, heißt es für Ersthelfer, schnell zu handeln. Doch wie kommen Feuerwehrleute und andere Helfer möglichst schnell an Ort und Stelle? Welche Maßnahmen sind notwendig? Welche Erfahrungen bestehen aus vorangegangenen Katastrophen? Fragen, die das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) im Projekt HEIMDALL beantworten will. Bei einer virtuellen Abschlusspräsentation wurde die digitale Plattform vorgestellt und gezeigt, welchen Nutzen sie zum Beispiel bei einem Waldbrand haben kann. Das DLR-Institut für Kommunikation und Navigation hat das internationale Projekt koordiniert, das Earth Observation Center (EOC) im DLR hat die zugrundeliegenden Satellitendaten analysiert.
Waldbrand bei Girona simuliert
Bei der Abschlusspräsentation haben die Verantwortlichen einen Waldbrand nahe der spanischen Stadt Girona simuliert, um die Fähigkeiten der HEIMDALL-Plattform zu verdeutlichen. Feuerwehrleute können auf einem Bildschirm die Ausmaße des mutmaßlichen Feuers markieren. Ein Drohnenschwarm, dessen Flugbahn von einem Algorithmus bestimmt wird, ermöglicht nicht nur den Blick von oben auf das Feuer. Er liefert auch detaillierte Daten über die Wärmeentwicklung. Mit ihrer Hilfe werden auf diese Weise die Hotspots des Feuers ermittelt, die neue Brände anfachen und zu einer Gefahr auch für die Einsatzkräfte vor Ort werden können. Das System kann dabei sogar Stellen identifizieren, die nur 15 Zentimeter klein sind. Außerdem fließen Wetterdaten in die Analyse ein, ebenso wie Erfahrungswerte aus vergangenen Brandkatastrophen. Auf diese Weise kann schnell eine Strategie entwickelt werden, um den Brand zu bekämpfen.
„Die HEIMDALL-Plattform unterstützt Ersthelfer und Behörden bei der Bewältigung verschiedener Situationen“, berichtet Tomaso de Cola, Projektleiter vom DLR-Institut für Kommunikation und Navigation in Oberpfaffenhofen. „Die Reaktionsfähigkeit zu verbessern und Zeiten zu optimieren, bedeutet letztendlich Leben zu retten.“
Satellitendaten bieten ortsbezogene Informationen
Beim Katastrophenmanagement mit der HEIMDALL-Plattform spielen zudem Satellitenbilder eine große Rolle: Sie bieten ortsbezogene Informationen und tragen somit dazu bei, Notsituationen besser einschätzen zu können. Dazu bringt das DLR Informationen zur Lage- und Risikoeinschätzung zusammen und zeigt so, über welche Wege zum Beispiel eingeschlossene Personen zu erreichen sind. Die Satellitendaten werden in kürzester Zeit aufgenommen, analysiert und weiterverarbeitet. Gleichzeitig liefert das Archiv Informationen über den Verlauf von früheren Katastrophen.
Die HEIMDALL-Plattform kann nicht nur bei Bränden, sondern ebenfalls bei Hochwasser, Sturzfluten und Erdrutschen genutzt werden – auch das wurde bei der Abschlusspräsentation in Spanien erklärt. Die Plattform erleichtert somit die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Behörden und Institutionen. Die Beteiligten können Informationen austauschen, Katastrophenszenarien aus der Vergangenheit abrufen und erhalten Hinweise auf mögliche Entscheidungswege. Auch eine länderübergreifende Kooperation ist hier möglich. Informationen und Bilder von Feuerwehrleuten oder anderen Rettern vor Ort lassen sich über eine eigene App sofort in das Lagebild integrieren. Die Warnung der Bevölkerung ist ebenso ein Aspekt. „Die HEIMDALL-Plattform kann zu einer besseren gemeinsamen Notfallreaktion beitragen“, resümiert Projektleiter de Cola. (jr)