Von Stadtvierteln über ganze Bauvorhaben bis hin zu Verkehrs- und Klimaschutzmaßnahmen: Digitale Zwillinge können die Bereiche Planung, Instandhaltung und auch Zukunftsszenarien vorantreiben und realitätsnah in einem 3D-Modell darstellen. Gleichzeitig ist das dreidimensionale Abbild an reale Parameter wie Umgebung, Zeit und Zustand geknüpft. Ein Ausblick auf die INTERGEO 2022 zeigt: sehr viele der angemeldeten Unternehmen realisieren derzeit Reality Capture: sie erfassen die Wirklichkeit in Echtzeit mit Lasern, Scannern, Punktwolken und Sensoren. Aus der Luft, vom Boden und zu Wasser. Die Technologien und Geräte dahinter sind intuitiv und mobil. Alles was erfasst wird, basiert auf der Grundlage von Geodaten und Geoinformationen und wird kontextualisiert: Wo ist das und was befindet sich in der Umgebung? So wird ein 3D-Modell als Integrationsbasis bereitgestellt, das um weitere Informationen aus verschiedenen Systemen, z. B. Echtzeitdaten, Sensordaten, Arbeitsaufträge oder Asset-Management-Daten ergänzt werden kann. Die Welt wird dadurch smarter.
Mehrwert durch vernetzte Digitale Zwillinge
Bei der Weiterentwicklung von urbanen Datenplattformen im Kontext von Smart Cities spielen Digital Twins eine wichtige Rolle. Indem der Digital Twin mit weiteren Daten aus unterschiedlichen Systemen vernetzt wird, entsteht ein enormer Mehrwert durch daraus abgeleitete Informationen. Christiane Salbach vom Veranstalter DVW e.V. erklärt dies an einem Beispiel: „Haben wir getrennt vorliegende Infos zu Regenmengen und Geländeinformationen, so erhalten wir erst durch Vernetzung Aussagen zu möglichen Überflutungsrisiken. Auf der INTERGEO kann man diese Entwicklung bereits seit einigen Jahren beobachten. Deshalb rücken wir in diesem Jahr die Digital Twins und ihre Anwendungen, vor allem aber ihr Potenzial für gesellschaftliche Fragestellungen wie zur Mobilität von morgen, Quartiersplanung oder Klimawandel noch stärker in den Fokus. Wir zeigen den Nutzen von 3D-Stadtmodellen, BIM in der Vermessung und Digitalen Zwillingen für die Städteplanung. Die Technologien sind hier sehr weit. Auflösung, Echtzeitdatenverarbeitung und die daraus resultierenden Anwendungsfelder sind vielfältig und beeindruckend. Hier kann ich nur jedem empfehlen, sich im Oktober davon ein eigenes Bild zu machen“, betont Salbach und freut sich auf ein Wiedersehen im Herbst mit der weltweiten Geospatial Community.
Smartes Planen und Bauen
Im Kontext von Bau- und Planungsprozessen können Digitale Zwillinge allen Beteiligten einen intuitiven und kontextbezogenen Zugang zu einer dreidimensionalen Welt geben. Bauvorhaben können mit BIM (Building Information Modelling) simuliert, angepasst und umgesetzt werden. Bauen, Planen und Instandhalten wird effizienter und kostenschonender. Die Digitalisierung des Bauprozesses schreitet dabei immer schneller voran.
„Digitale Technologien werden jetzt in größerem Umfang eingesetzt und nicht nur in der Planung und im Bau, sondern auch im Betrieb und in der Wartung – also in dem, was wir den gesamten Lebenszyklus einer Anlage nennen“, so Ilka May, CEO von LocLab Consulting GmbH, die sich auf die Erstellung von Digitalen Zwillingen spezialisiert haben.
Digital Twins auf der Intergeo 2022
Die Themen Digitaler Zwilling und BIM im Bauwesen werden auf der 28. Ausgabe der INTERGEO 2022 vom 18. – 20. Oktober in Essen eine zentrale Rolle spielen. Dabei geht es um ihren Einsatz im Building Information Modeling, dem smarten Planen und Bauen und ihren Einsatz im Kontext von Smart Cities. Besonders für Vorhersagen und Szenarien im Katastrophenfall sind Modellierungen und Simulationen essenziell. Auch schnelle Zugriffsmöglichkeiten unterschiedlichster Dienststellen auf aktuellste Geodaten spielen eine große Rolle. Und im Bereich Mobilität (u.a. autonomes Fahren) dienen Digitale Zwillinge sowohl als Basis und als auch als permanente Informationsquelle.
Darüber hinaus zeigt die INTERGEO rund um ihr Motto: Inspiration for a smarter World, aktuelle Entwicklungen im deutschen Vermessungswesen auf: von Raumbezug und Positionierung über 4D-Geodaten und Geospatial IoT bis hin zu Mobile Mapping-Anwendungen. Aufgrund des Klimawandels werden auch die über Satelliten erfassten Erdbeobachtungsdaten immer wichtiger. (jr)