Nach über 40 Jahren im Dienste für die Straßen scheidet Winfried Specht, Leiter der Abteilung Controlling im Tiefbauamt der Stadt Wiesbaden, aus dem Dienst.
Die Sonne steht schon etwas tief und schimmert abendlich goldgelb durch die herabgezogenen Verdunklungen im Büro von Winfried Specht im Tiefbauamt der Stadt Wiesbaden. Etwas Wehmut liegt in der Stimme des Controllingleiters, wenn er über seine Zukunftspläne außerhalb dieses Raumes spricht, in dem er einen großen Teil seines Berufslebens verbracht hat. Mit seinem Wohnmobil die Welt erkunden und natürlich etwas mehr Zeit für die Familie haben, dies sind die bescheidenen Wünsche des Diplom-Ingenieurs nach dem Ende seiner Dienstzeit.
In wenigen Wochen wird es soweit sein und Winfried Specht, Leiter der Controllingstelle im Tiefbauamt der Landeshauptstadt Wiesbaden wird in den wohlverdienten Ruhestand versetzt. Sein berufliches Leben hat Specht den Straßen gewidmet und landauf landab gilt er als einer der Fachexperten für Straßenbewertung und Straßenzustandserfassung. Begonnen hat die Geschichte 1973 mit dem Eintritt als junger Ingenieur in ein Planungsbüro für Straßenbau und Wasserbaumaßnahmen in Wiesbaden. „Ich hatte halt das Glück, dass ich von Anfang an die Grundlagen des Straßenbaus und der Planung dahinter von der Pike auf erlernt habe und dann auch schnell in der Praxis als Bauleiter umsetzen konnte“, sieht Specht seine berufliche Entwicklung in der Rückbetrachtung. Dieses Wissen und diese reichhaltigen Erfahrungen aus der Praxis waren mir immer wichtige Hilfe bei der täglichen Arbeit in den beiden Kommunen, für die ich tätig war“, so der Ingenieur.
Die Karriere für die öffentliche Hand begann dann 1982 als Specht in das Staatsbauamt Mainz wechselte, um dann ab 1985 als Bauleiter für Kanal- und Straßenbau im Tiefbauamt der rheinlandpfälzischen Landeshauptstadt Mainz einzusteigen. Hier hatte er auch die ersten Berührungspunkte mit dem Thema Straßenerhaltung, das seine Arbeit ab 1996, als er die Rheinseite wechselte und für die hessische Landeshauptstadt Wiesbaden tätig wurde, nachhaltig bestimmte. Die Beurteilung und Bewertung des Straßenzustandes und die zielorientierte Planung des Erhaltungsmanagements waren fortan die großen Herausforderungen, denen sich Specht stellte. Die Basis dazu wurde bereits 1996 mit der Entwicklung eines Straßenknoten- und –kantenmodells des gesamten Wiesbadener Straßennetzes, das ca. 550 Kilometer Straßen umfasst, gelegt. 1999 erfolgte dann die erste komplette messtechnische Erfassung der 220 Kilometer Haupt- und ÖPNV-genutzter Straßen. Damit konnte das somit digital vorliegende Straßennetz erstmals mit differenzierten Zustandsdaten hinterlegt werden.
„Unsere Motivation damals war vor allem, dass wir wissen wollten, wo wir das Budget zur Straßenerneuerung, Straßensanierung und dem Straßenneubau am effektivsten einsetzen sollten, da natürlich ähnlich wie heute, die Mittel nur begrenzt verfügbar waren“, erinnert sich Specht an die Anfänge. Ergebnis war eine umfassende Straßendatenbank, die eindeutig erkennbar machte, wo Sanierungsund Instandhaltungsbedarf bestand und wo damit noch etwas gewartet werden konnte, ohne die Substanz der Straßen zu gefährden. „Natürlich hat uns diese Erkenntnis zunächst einmal geholfen, unsere Budgetmittel gezielter einzusetzen, doch schon bald stellte sich heraus, dass diese viel zu gering waren, um dem drohenden Verfall der Straßen wirklich dauerhaft entgegen wirken zu können“, schildert Specht den damaligen Spannungsbogen. Um nun konkretere Informationen zur Wirksamkeit der Instandhaltungsstrategie zu erhalten wurde 2003 erneut das Straßennetz im Zustand erfasst und die Daten mit denen aus 1999 verglichen.
Es gelang durch den Vergleich der Daten und durch die Entwicklung einer zukunftsorientierten Zustandsprognostik, die politischen Verantwortlichen in Wiesbaden dazu zu veranlassen ab 2003 die Finanzmittel für den Straßenerhalt stetig zu erhöhen. „Bilder sagen mehr als tausend Worte und als ich die Gelegenheit hatte, die Straßenzustände der Stadt auf den bunten Karten in den Fachausschüssen und dem Stadtrat zu präsentieren, verstanden die Mandatsträger sofort, wovon hier die Rede war“, erinnert sich Specht an die entscheidenden Sitzungen. Die nachhaltige Erhöhung der Mittel zeigte schnell Wirkung, denn mit der erneuten Zustandserfassung im Jahr 2007 konnte eindeutig nachgewiesen werden, dass sich der Zustand der kritischen Straßen mit Zustandsklassen 4,5 bis 5,0 in Wiesbaden deutlich gebessert hatte.
Darüber hinaus sank mit den gezielt durchgeführten Erhaltungsund Sanierungsmaßnahmen auch der berechnete Erhaltungsbedarf von ehemals 38 Millionen Euro in 1999 auf unter 36 Millionen Euro Ende 2007. Mittlerweile liegt dieser seit 2015 bei nur noch ca. 24 Millionen Euro. Die letzte Zustandserfassung führte Specht dann 2011 durch. Gemeinsam mit den Städten Ludwigshafen und Düsseldorf sowie der Unterstützung der Forschungsgesellschaft Straßenund Verkehrstechnik (FGSV), in deren Arbeitskreis „Kommunale Straßen“, wo Specht seit langem hochgeschätztes Mitglied ist, gelang es in Wiesbaden, ein sogenanntes Pavement-Management- System (PMS) zu entwickeln, mit dessen Hilfe die gezielte Erhaltung des Straßennetzes sowie der Infrastruktur langfristig planbar wird.
„Wir sind damit hier in Wiesbaden eigentlich ganz schön weit gekommen“, resümiert Specht, „doch am Ziel sind wir noch lange nicht“, weiß der Straßenexperte. „Eigentlich wollten wir 2015 nochmals eine Befahrung des Straßennetzes durchgeführt haben, und es war mir ein persönliches Anliegen, diese Ergebnisse noch in das neue Pavement-Management-System zu überführen, an dessen Erstellung zwischenzeitlich mit dem Ingenieurbüro Heller aus Darmstadt und dem bekannten Fachexperten Professor Markus Stöckner von der Hochschule für Technik aus Karlsruhe, weitere führende Fachkräfte beteiligt werden konnten“, so Specht.
Doch dies war dem engagierten „Straßenkämpfer“ nicht mehr vergönnt. Durch einen Formalfehler bei der Ausschreibung und einer Rüge eines teilnehmenden Unternehmens verzögerte sich der Vergabeprozess, da der Auftrag erneut europaweit ausgeschrieben werden musste. Nun ist zwar zwischenzeitlich die Vergabeentscheidung getätigt worden – Gewinner ist der günstigste Anbieter – die Firma Vectra Lehmann & Partner GmbH aus Erfurt – doch werden die Daten damit erst nach der Entlassung von Winfried Specht in den Ruhestand übergeben werden können. „Ich bin also damit jetzt raus aus der Sache“, konstatiert der Controllingleiter nicht ohne ein wenig Bitternis.
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Darüber hinaus scheint man in Wiesbaden generell in Sachen Straßen einen komplett neuen Weg gehen zu wollen. Anfang des Jahres entschied man sich zur Anschaffung einer neuen Straßendatenbank aus dem Hause IP Syscon. Die Straßenzustandserfassungen sollen demnächst als Dienstleistungsauftrag extern ausgewertet und allenfalls als sogenannte WMS (WebMapping-Services) an die Straßendatenbank angebunden werden. Auch glaubt man in Wiesbaden nun ein neues Knoten- und Katenmodell entwickeln zu müssen, da das Spechtsche Modell aus 1996 angeblich zu ungenau sei. Ob man in Wiesbaden mit der Politik, dass die Jungen nun alles besser machen, erfolgreich sein wird, muss die Zukunft zeigen. In jedem Fall dürfte es ein Fehler sein, Erfahrungen aus über 40 Jahren über Bord zu werfen und nicht mit in die Zukunft zu nehmen.
Winfried Specht kann sich in jedem Fall damit trösten, dass er dazu beigetragen hat, dass Wiesbaden wohl mit die besten Straßen in Deutschland hat. Ein paar Spechts mehr würden dem Land und den Straßen jedenfalls sicher gut tun.