Der ALIZ-Dienst hat die Leitungsauskunft in Deutschland seit seinem Start im Jahr 2000 dauerhaft geprägt und ist inzwischen deutschlandweit verfügbar. Doch noch ist ein idealer Zustand nicht erreicht, wenn man sich das niederländische Modell zum Vorbild nimmt.

Seit über 20 Jahren können Bauträger, Kommunen und Netzbetreiber die präzise Lage von Versorgungsleitungen über den ALIZ-Dienst recherchieren. Foto: picture alliance/Tino Schöning
Wenn man sich in Deutschland das Thema Leitungsauskunft anschaut, nimmt das Unternehmen ALIZ aus Düsseldorf eine Pionierstellung ein. Mit ihrer Gründung vor rund 20 Jahren war die Firma die erste, die die Vision einer internetbasierten Leitungsauskunft in die Tat umsetzte: Die erste Baustellenanmeldung wurde am 25. Juli 2000 getätigt.
Die „Online-Leitungsauskunft“ war damit aus der Taufe gehoben. „Wir haben in den letzten zwei Jahrzehnten eine Menge erreicht“, sagt Dr. Eugen Dempfle, Geschäftsführer von ALIZ. Heute zählt ALIZ rund 6.500 Melder. Mit Ende des Jahres 2020 wurden insgesamt rund 3,5 Millionen Plananfragen durch ALIZ bearbeitet. Im Dezember 2020 konnte das Unternehmen sogar verkünden, dass der ALIZ-Dienst nun bundesweit verfügbar ist – auch die Betreiber in den Bundesländern Berlin und Brandenburg sind nun erreichbar. In Kombination mit dem BIL-Portal, über das der ALIZ-Recherche-Dienst seit 2019 im Rahmen einer Kooperation zusammenarbeitet, haben Anfragende die Möglichkeit, mit nur einer Anfrage zu einem umfassenden Rechercheergebnis zu kommen.
Ein Blick zurück
Bevor ALIZ die „Online-Leitungsauskunft“ zur Verfügung stellte, gab es in Deutschland für die Auskunft keine Standards – weder für den Prozess noch für die verwendeten Kommunikationskanäle, was die gesamte Auskunft aufwändig, zeitintensiv und unsicher machte. Dies hatte auch Rückwirkungen auf die Betreiber, die oft trotz Betroffenheit keine Anfragen erhielten und so Störungen samt hoher Folgekosten in Kauf nehmen mussten. Ebenso war die Qualität der Auskunft oft nur schlecht, was eine intensive begleitende Kommunikation erforderte. „Ausgehend von politischen Initiativen in NRW wollte man diesen Zustand dauerhaft überwinden“, so Dempfle.
Der ALIZ-Dienst sollte hier ansetzen und als zentraler Anfragepunkt fungieren. Nichtsdestotrotz ist ALIZ mehr als eine reine Internet-Datendrehscheibe. Kernstück ist die umfassende Datenbank an Netz- und Kontaktdaten, die über die letzten zwei Jahrzehnte aufgebaut und fortwährend gepflegt wird. Ein zentraler Teil davon ist die sogenannte Schutzflächendatenbank. Dort sind Flächen der jeweiligen Netzbetreiber hinterlegt: Die Betreiber bestimmen damit, wo sie angefragt werden müssen. Insgesamt sind dort über 14.000 Netzbetreiber jeglicher Art mit ihren Schutzflächen hinterlegt.
Auf Wunsch der Anfragenden kann die Auskunftsanfrage sogar automatisiert weitergeleitet werden. Daraufhin übergibt der Anlagenbetreiber alle notwendigen technischen Planunterlagen direkt an das Bauunternehmen. „Aus Sicht der Netzbetreiber heißt dies, dass ein vollständig digitaler Auskunftsweg realisiert werden kann“, sagt Dr. Thomas Beisch, Technischer Leiter von ALIZ.
Mission erreicht?
ALIZ hat den Betreibern sowie der Bauwirtschaft und anderen Plananfragenden mit der deutschlandweit größten Schutzflächendatenbank „erhebliche Kostenvorteile, deutliche Sicherheitsgewinne und wertvolle Komfortvorteile verschafft und darüber hinaus Marktstandards etabliert“, resümiert Dempfle und führt aus: „Der Nutzen von ALIZ lässt sich einfach quantifizieren: Die Anfragenden sparen pro einfacher Anfrage rund zwei Stunden an internem Rechercheaufwand. Das entspricht einem Gesamtwert von 80 bis 100 Euro.“ Bei großen und komplexen Anfragen könne daraus schnell ein Vielfaches an Produktivitätsgewinn resultieren.
Zudem stellt der ALIZ-Dienst auch für Betreiber einen Mehrwert dar: Sie sind für Anfragen erreichbar, können durchgängige digitale Prozesse realisieren und reduzieren den eigenen Aufwand erheblich, weil nur noch die „richtigen“ Anfragen bearbeitet werden müssen – also jene, bei denen der entsprechende Betreiber tatsächlich auch betroffen ist.
Vor dem Hintergrund ihrer langjährigen Erfahrung rund um den Auskunftsprozess blicken Dempfle und Beisch dennoch mit etwas Neid auf unsere niederländischen Nachbarn. Denn dort betreibt der Staat mit KLIC ein Auskunftssystem, das gesetzlich verankert ist und damit jene Verbindlichkeit für alle Akteure mit sich bringt, die in Deutschland noch fehlt. „Die Niederlande garantieren Vollständigkeit, digitale Durchgängigkeit und Service-Verpflichtung, davon ist Deutschland noch weit entfernt“, so Dempfle.
Der Rückstand gegenüber den Niederlanden könnte sich sogar noch vergrößern, wenn man bedenkt, dass die unterirdische Netzinfrastruktur in Deutschland in den letzten Jahren eine enorme Wachstumsdynamik und Komplexität erreicht hat, die alle Akteure gleichermaßen vor neue und große Herausforderungen stellt.
Gesetzliche Initiativen nach einer deutschlandweiten Lösung sind zudem nicht in Sicht. „Aus diesem Grund sind privatwirtschaftliche Initiativen in Richtung einer ‚idealen‘ Leitungsauskunft gefragt. ALIZ hat dazu einen wichtigen Beitrag geleistet und mit der BIL eG eine Kooperation begründet, um die Leitungsauskunft ‚Made in Germany‘ einfacher, sicherer und besser zu machen“, stellt Dempfle fest. (sg)