Die besten Navigationstechnologien, die den höchsten Nutzen für die Anwenderinnen und Anwender bringen: Genau daran arbeitet das Galileo Kompetenzzentrum im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Gemeinsam mit den Instituten und Einrichtungen des DLR sowie weiteren Partnern werden Produkte entwickelt, die das europäische Galileo-Satellitennavigationssystem stetig verbessern. Das Galileo Kompetenzzentrum, das seit 2019 aufgebaut wird, wurde jetzt offiziell eröffnet. Aktuell sind hier 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort in Oberpfaffenhofen tätig. Zukünftig werden ca. 150 Personen an den Themen arbeiten.
Im Galileo Kompetenzzentrum werden die Nutzerinnen und Nutzer, die Bodeneinrichtungen und die Satelliten gleichermaßen betrachtet. Ziel ist es, zukunftsfähige Konzepte und Technologien für das europäische Satellitennavigationssystem umzusetzen und einen Beitrag zur Weiterentwicklung von Galileo zu leisten.
„Globale Satellitennavigationssysteme wie Galileo haben sich über Jahrzehnte zu einer zentralen Infrastruktur unserer modernen Welt und der mobilen Gesellschaft entwickelt – sie werden an Bedeutung noch weiter gewinnen”, sagt Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. „Das Galileo Kompetenzzentrum wurde gegründet, um die Zukunft der Navigation auch weiterhin erfolgreich mitzugestalten und den Nutzen in Wirtschaft und Industrie zu fördern.”
Mit Galileo steht Europa ein Navigationssystem zur Verfügung, das für seine Souveränität von strategischer Bedeutung ist. Mit Quantentechnologien lässt sich bei Galileo ein Sprung in der Messgenauigkeit von Abständen, Positionen und Zeiten realisieren und damit eine enorme Steigerung der Leistungsfähigkeit der auf Satellitennavigation basierenden Anwendungen erwarten. Wir müssen Europas Satelliteninfrastruktur rasch und konsequent zu modernisieren, um die technologische Souveränität Europas auf diesem Feld zu sichern und Abhängigkeiten zu vermeiden. Das Galileo-Kompetenzzentrum des DLR wird hier einen wesentlichen Beitrag leisten.
Jod-Laseruhr wird auf der ISS getestet
Eines der größten Projekte im Galileo Kompetenzzentrum ist COMPASSO. Im Rahmen dieses Projekts sollen optische Technologien auf der Internationalen Raumstation ISS getestet werden. Konkret geht es um eine im DLR entwickelte Jod-Laseruhr, ein Laserterminal sowie einen optischen Frequenzkamm. Für den Einsatz im Weltraum müssen alle Bestandteile besonders klein, robust und langlebig sein. Die Jod-Laseruhren ermöglichen im perfekten Zusammenspiel mit den anderen Komponenten eine deutliche Verbesserung der Positionsbestimmung auf der Erde. Aktuell läuft die Weiterentwicklung der einzelnen Systeme. Diese werden anschließend an der Bartolomeo-Plattform der ISS angebracht. Nachdem sich die Technologien dort bewährt haben, können sie für den Einsatz auf den Galileo-Satelliten vorbereitet werden.
Das Projekt Robust Precise Timing Facility (RPTF) befasst sich mit dem Ausbau einer robusten Zeitbereitstellung für Galileo. Eine RPTF kombiniert die Uhren des Boden- und Satellitensegments zu einer gemeinsamen Systemzeit. Diese wird laufend mit der Weltzeit abgeglichen. Eine exakte Zeiterfassung, die extrem robust ist und sich selbst korrigieren kann, ist nicht nur für die Navigation wichtig, sondern ebenso für Finanztransaktionen, den Energiesektor oder die Landwirtschaft.
Wissenschaftliches Fachwissen aus den DLR-Instituten
Das Galileo Kompetenzzentrum kooperiert eng mit den DLR-Instituten und -Einrichtungen. Dazu gehören zum Beispiel das Institut für Kommunikation und Navigation, das Institut für Quantentechnologien, das Institut für Softwaretechnologie, das Institut für Raumfahrtsysteme, das Institut für Optische Sensorsysteme, das Institut für Solar-Terrestrische Physik und die Einrichtung Raumflugbetrieb und Astronautentraining. Das Galileo Kompetenzzentrum greift auf fundiertes wissenschaftlich-technisches Fachwissen und die jahrelange Erfahrung mit den Anforderungen verschiedener Nutzergruppen zurück. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Verwendung und Förderung der Quantentechnologien. Mit seiner Expertise soll es als Ansprechpartner für Politik, Forschung, Industrie, Europäische Kommission und weitere Partner dienen. (jr)