Hexagon bietet seit 2014 lizensierte Daten auf Basis von Luftbildern an. Das Programm wird kontinuierlich ausgebaut. Der Konzern reagiert damit flexibel auf aktuelle Marktanforderungen.
Als im dritten Jahrhundert vor Christus die Bibliothek von Alexandria entstand und damit erstmals für eine systematische Bereitstellung von Wissen und Informationen sorgte, sicherte dies nicht nur die Vormachtstellung des damaligen makedonischen Reichs unter Alexander dem Großen. Auch löste die heutige ägyptische Stadt Athen als führendes Zentrum der Wissenschaft ab. Erstmals erlebte die Welt, wie wichtig die einfache, standardisierte Verfügbarkeit von Kulturgut für die weitere Entwicklung der Menschheit sein konnte. So alt dieses historische Beispiel auch sein mag, es gibt Analogien zur heutigen Geoinformationsbranche: Denn bisher wurden Geodaten und das darauf aufbauende Wissen weitestgehend regional oder bestenfalls national erfasst. Heterogene und verteilte Daten sind noch immer eher die Regel als die Ausnahme. Dabei wächst der Bedarf an überregionalen, länderübergreifenden, einheitlichen Daten, also einer Art universellen Bibliothek an Geodaten, ständig. Kartendienste von Google, Apple etc., fordern dies sogar global. Auch Netzbetreiber, Mobilfunkunternehmen oder Navigationsspezialisten benötigen zunehmend
standardisierte Daten für Gebietsgrößen, für die in der Vergangenheit ein hoher Aufwand für Recherche, Beschaffung und Datenkonsolidierung nötig war.
Datenprogramm seit 2014
Genau mit diesem Ziel hat das Unternehmen Hexagon im Jahr 2014 sein Datenprogramm erstmals vorgestellt. Zunächst stellte es Luftbilder und daraus abgeleitete Datenprodukte für die USA zur
Verfügung. Damit wurden Daten aus der flugzeugbasierten Vermessung erstmals standardisiert angeboten. „Alle Datenprodukte erfüllen höchste Genauigkeitsanforderungen, sowohl horizontal als auch vertikal», sagt Michaela Neumann, Market Director Europa bei Hexagon. „Sie sind auch auf allen Ebenen qualitätsgesichert und erfüllen damit die Ansprüche unserer Kunden». Die Qualitätsstandards hat Hexagon für alle Wertschöpfungsbereiche festgelegt, angefangen bei der Planung der Befliegung bis hin zu der Bereitstellung der Daten. „Hier gibt es vollkommene Transparenz, Kunden können es einfach bewerten, und es ist wesentlich günstiger als eine individuelle Beauftragung, wie es heute in vielen Branchen noch üblich ist», so Neumann.
Daten: Leistungsfähigkeit & Genauigkeit
Seit 2015 sind auch Daten über Europa verfügbar. Insgesamt steht im Rahmen des Hexagon Content Program eine Fläche von 24 Millionen Quadratkilometern zur Verfügung, was nach Angaben
des Unternehmens die weltweit größte flugzeuggestütze Datenbasis darstellt. Die Datenprodukte sind orthorektifiziert und in verschiedenen Auflösungen verfügbar. Zu den Produkten gehören
Orthofotos (RGB, CIR), Stereo-Bilder, digitale Oberflächen- und Geländemodelle (DOM, DGM). Weitere Produkte gibt es bei Hexagon auf Anfrage.
Derzeit liegt die Auflösung der angebotenen Daten in Zentraleuropa bei weitestgehend 30 Zentimetern über Grund (GSD, Ground Sampling Distance). Im Trend werden die Auflösungs-Werte
sukzessive besser. In den USA gibt es beispielsweise bereits Daten mit Auflösung von 15 Zentimetern. Bei den Daten-Parametern wie räumlicher und zeitlicher Auflösung will das Unternehmen generell flexibel auf die Nachfrage am Markt reagieren. In Dänemark beispielsweise liegt die Auflösung bereits flächendeckend bei 12,5 cm.
Erweiterte Strategie
Der Entschluss zu dem Datenprogramm war für Hexagon eine weitreichende Entscheidung, schließlich ist das Unternehmen weltweit führend im Bereich flugzeugbasierter Geosensoren und bietet mit dem Leica CityMapper-2 (aktuell in der zweiten Produktgeneration) ein technologieführendes Sensorsystem an, dessen Besonderheit darin besteht, LiDAR-Sensoren und multiperspektivische Bildsensoren zu kombinieren. Mit HxMap hat das Unternehmen zudem auch eine Software, mit der sich diese Daten kombiniert auswerten lassen. Mit dem Datenprogramm hat das Unternehmen also eine komplett neue Angebotsstruktur geschaffen. Zuvor war der Luftbildmarkt im Wesentlichen ein Projektgeschäft, bei dem Befliegungsunternehmen die Daten auftragsgetrieben erfasst haben.
Partner sind wichtig für Hexagon
Um die Kontrolle über die Datenerfassung zu haben, hat Hexagon eine flexible Strategie gewählt. Einerseits hat das Unternehmen in eine eigene Flugzeugflotte und in Erfassungskompetenzen investiert. Andererseits gibt es ein umfassendes Partnerkonzept für Drittunternehmen, die für das Datenprogramm arbeiten. Diese Befliegungspartner nehmen für das Programm Daten auf, insgesamt betrifft dies derzeit rund 60 Prozent der gesamten Fläche. Die Partner fungieren gleichzeitig als Händler, über die Endkunden die Produkte beziehen können. Nach Angaben des Unternehmens werden derzeit rund drei Viertel der Daten über die Partner-Kanäle verkauft, was deren herausragende Positionierung aus Sicht von Hexagon betont. „Wir legen Wert auf eine enge und stabile Zusammenarbeit mit unseren Partnern», betont Neumann.
Bessere KI-Auswertung durch Standarddaten
Das Projekt der Bereitstellung standardisierter Daten ist auch vor dem Hintergrund der heutigen Auswertetechnologie zu sehen. Denn die KI-basierte Auswertung von Bilddaten ist heute zwar weit fortgeschritten, doch noch immer liegt die Herausforderung darin, die Auswertealgorithmen zu trainieren. Je stärker sich die Luftbilddaten in ihrer Herstellung unterscheiden, desto aufwändiger die Trainingsanforderungen und desto geringer die Chance, belastbare Ergebnisse in kurzer Zeit zu bekommen. „Genau diese KI-Schwachstelle überwindet Hexagon mit dem Datenprogramm. Die außerordentlich hohe Konsistenz ermöglicht optimale Trainingsbedingungen und ebnet den Weg dafür, auch großflächige Massenanalysen mit detaillierten
Merkmalsextraktionen durchzuführen“, sagt Neumann.
Schon geringe Mengen im Angebot
Kunden können Datenpakete mit fast beliebiger geografischer Ausdehnung erwerben: Die Mindestbestellmenge beträgt lediglich 82 Euro, was in diesem Fall eine Fläche von 9 Quadratkilometern umfasst. Auch der Transport der Daten ist völlig flexibel. Hexagon liefert Daten genauso klassisch via Datenträger (bei extrem großen Datenvolumina) wie auch via Streamingdienst, die auch individuell in die GIS-Software, Apps und Datenbanken des Kunden eingebunden werden können. „Das geht sogar so weit, dass Endanwender überhaupt keinen Speicherplatz einrichten müssen, sondern die Daten ad hoc für Auswertungen via Echtzeitstream verarbeiten“, so Neumann.
Da Kunden die Daten über ein Subscription-Modell erwerben, ist die Fortführung inklusive, das heißt, sie erhalten auch immer den neuesten Stand der Datenerhebung. In Europa zielt Hexagon derzeit auf eine Aktualisierung im Turnus von zwei Jahren. Auf spezielle Anfragen bezüglich Erfassung und vor allem Prozessierung reagiert das Unternehmen flexibel. (sg)