Dr. Jette Kellerhoff ist Spezialistin für Wohnungswirtschaft und erweitert in dieser Eigenschaft die Kompetenzfelder der infas 360. Auf Basis des CASA-Monitors untersucht Frau Dr. Kellerhoff die Wohnzufriedenheit der Menschen anhand eines neu entwickelten Zufriedenheitsfaktors, der auch quartiersbezogen abgebildet werden kann.
Grundsätzlich wird der Zufriedenheitsfaktor auf drei räumlichen Ebenen untersucht und berechnet:
• Wohnung bzw. Wohnungsgebäude (Adressebene)
• Wohnumfeld (Block-und Quartiersebene)
• Wohnungsmarkt (Regionalebene)
Die Datenbasis liefert der ebenfalls neu entwickelte Smart Research-Ansatz. Hier werden die (subjektiven) Befragungsergebnisse von 10.000 Personen aus dem CASA-Monitor kombiniert mit den (objektiven) mikrogeographischen Daten der CASA-Datenbank. Diese enthält mittlerweile rund 700 Haus-, Umfeld- und Regionalvariablen. „Dieser Datenmix bietet eine extrem gute Analysebasis und darüber hinaus die Möglichkeit, die Ergebnisse in die Fläche zu übertragen. Durch die Verbindung der Befragungsergebnisse mit den mikrogeographischen Daten erhält man deutlich differenziertere Auswertungen, etwa über die Zusammenhänge zwischen objektiven Strukturen und der subjektiv gefühlten Wohnqualität“, kommentiert Frau Dr. Kellerhoff die Wohn-Studie.
Konkret zeigt die Untersuchung beispielsweise, dass die Zufriedenheit mit der Wohnsituation in kaufkraftstärkeren Quartieren erwartungsgemäß deutlich höher ausfällt als in kaufkraftschwächeren Quartieren. Auffällig dabei ist, dass vor allem Haushalte mit niedriger oder mittlerer Kaufkraft sich in Nachbarschaften mit höherer Kaufkraft als der eigenen ganz besonders wohl fühlen. Frau Dr. Kellerhoff beschreibt dieses Phänomen: „Wer sich in einem höherwertigen Umfeld niederlässt als es den eigenen Möglichkeiten entspricht, fühlt sich selbst aufgewertet und ist zufriedener“.
Unabhängig von der Kaufkraft fällt auf, dass sich die im Rahmen des CASA-Monitors befragten Personen in ihrer Nachbarschaft umso wohler fühlen, je mehr sich Lebenssituation und -phase der Nachbarn mit der eigenen decken. In diesem Zusammenhang zeigt sich auch, dass Singles oder Paare unter 30 Jahren sich im direkten Umfeld von Familien und Senioren wohl fühlen. Umgekehrt aber sinkt die Zufriedenheit von Senioren und Familien, wenn zu viele 18-30-Jährige die Nachbarschaft prägen. Ferner stellte sich heraus, dass die Zufriedenheit mit der Nachbarschaft signifikant sinkt, wenn der Anteil an Personen mit Migrationshintergrund im direkten Wohnumfeld steigt. Dieser Zusammenhang ist jedoch sowohl bei jungen Singles und Paaren als auch bei Haushalten mit hoher Kaufkraft deutlich seltener feststellbar.
Grundsätzlich erweist sich die Nachbarschaft – also die Menschen, die im direkten Umfeld leben – als ein zentraler Faktor für die Wohnzufriedenheit.