Unkontrollierte Objekte im Erdorbit bergen massive Risiken für funktionstüchtige Satelliten und die gesamte Raumfahrt. Seit April 2012 fliegt auch der europäische Umweltsatellit ENVISAT manövrierunfähig um die Erde. Deshalb soll er auf eine tiefere Umlaufbahn gebracht werden und schließlich in der Erdatmosphäre kontrolliert und sicher verglühen. Das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR hat Methoden entwickelt, um die Eigenrotation des havarierten Satelliten präzise zu ermitteln – und so eine zukünftige De-Orbiting-Mission zu unterstützen. Mittels Weltraumbeobachtungsradar TIRA werden hochaufgelöste Radarbilder erzeugt, indem die relative Drehung des beobachteten Objekts zur stationären Radaranlage genutzt wird. Für die Analyse der langzeitlichen Entwicklung der Eigenbewegung von ENVISAT wurden Beobachtungen aus dem Zeitraum von 2011, kurz vor Abbruch des Kontakts, bis 2016 herangezogen. Kurz nach dem Abriss der Verbindung am 8. April 2012 konnte ein Anstieg der Eigendrehbewegung auf fast 3°/s festgestellt werden, was laut Fraunhofer FHR nicht auf einen Zusammenstoß mit anderen Objekten hindeute. Seit Mitte 2013 sei eine Verlangsamung der Drehgeschwindigkeit zu beobachten.