30.07.24 – Mit steigenden Sommertemperaturen nehmen die Gesundheitsrisiken aufgrund der Hitzebelastung zu. Als Antwort auf diese Herausforderung hat das transdisziplinäre Projekt „Hitzeanpassung für vulnerable Bevölkerungsgruppen“ (HEAL) Klimaanpassungsstrategien entwickelt, um gefährdete Bevölkerungsgruppen während heißer Wetterperioden zu unterstützen und zu schützen.Das Projektteam besteht aus dem Heidelberger Institut für Geoinformationstechnologie (HeiGIT) sowie dem Geographischen Institut, Abteilung Geoinformatik und dem TdLab Geographie (Transdisziplinaritätslabor) am Geographischen Institut der Universität Heidelberg und wurde von 2021 bis 2024 von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert.
Das Projekt HEAL ermöglicht eine hitzeangepasste Mobilität mithilfe einer web-basierten Routinganwendung. Dieses hitzevermeidende Routing nutzt Sensordaten sowie Informationen zum Schattenwurf durch Gebäude und Vegetation, um Wegführungen mit geringerer Hitzebelastung zu berechnen. Das Projektteam identifizierte und modellierte Gebiete mit erhöhter Hitzebelastung und entwickelte statistische Vorhersagemodelle auf der Grundlage von Sensordaten und bestehenden Klimaanalysekarten.
Was ist das Besondere an der App?
“Die HEAL-App identifiziert Hitzestress entlang einer Route und berechnet dann einen alternativen Weg, der wenig beschattete Hauptstraßen vermeidet und die Nutzerinnen und Nutzer durch Parks und schattige Gebiete führt. Sie zeigt auch die Art des Weges, den Oberflächenbelag und die Steigung entlang der gewählten Route an. All dies soll die Mobilität an heißen Tagen unterstützen und das Bewusstsein für die Auswirkungen des Klimawandels schärfen“, erläutert Sven Lautenbach, Gruppenleiter am HeiGIT und Professor für Geoinformatik an der Universität Heidelberg.
Zur Lösung dieses komplexen Problems der städtischen Mobilität griff das Forschungsteam von Projektbeginn an auf eine in der disziplinären Forschung ungewöhnliche Praxis zurück: die direkte Einbeziehung der Bevölkerung und von Expert*innen aus der Praxis. Das Projekt ist nicht nur interdisziplinär, sondern auch transdisziplinär. Zum einen vereint es Fachwissen aus den Bereichen Geographie und Informatik mit Methoden aus der geographischen Gesundheitsforschung und den Sozialwissenschaften. Zum anderen überbrückt es die Lücke zwischen Wissenschaft und Praxis.
Die Forschenden organisierten interaktive Stadtspaziergänge mit ausgewählten Gruppen, z. B. mit Menschen mit psychischen Erkrankungen, um deren Bedürfnisse besser zu verstehen, führten eine Bevölkerungsumfrage durch und interagierten mit Expertinnen und Experten aus den Bereichen Medizin, Stadtplanung und Politik.
„Wir haben diesen Weg gewählt, um die unterschiedlichen Bedarfe der verschiedenen Personengruppen besser zu verstehen. Über niederschwellige Formate wie Hitze-Workshops mit partizipativen Methoden oder Mobile Instant Messaging Interviews, sozusagen über einen Messenger-Dienst geführte Kurzinterviews, wurden lokale Expertinnen und Experten aktiv eingebunden. Durch diese informellen Interaktionen konnten wir Herausforderungen und Bedürfnisse identifizieren, die sonst vielleicht unbemerkt geblieben wären“, erklärt Dr. Kathrin Foshag vom TdLab Geographie am Geographischen Institut der Universität Heidelberg, das sich mit transdisziplinärer geographischer Forschung zu Klimawandel und Nachhaltigkeit beschäftigt.
Das Projektteam arbeitet an der Übertragbarkeit des Ansatzes und der Routinganwendung auf andere Städte in Deutschland.
https://heal.openrouteservice.org/#/place/@8.685808181762697,49.41442144045737,13