Die Hansestadt Hamburg modernisiert ihr GIS-Management für gefährliche Altlasten. Eingebunden sind neben der Feuerwehr verschiedenste Ämter.

In Hamburg liegen noch besonders viele Sprengkörper aus dem 2. Weltkrieg im Boden. Ein modernisiertes GIS unterstützt die Prozesse rund um die Beseitigung. Foto: pixabay (Hans)
Seit Januar 2014 ist die Softwarelösung KAI bei der Feuerwehr Hamburg im produktiven Einsatz. Sie unterstützt die Antragsbearbeitung im Fall der Gefahrenerkundung für Sprengkörper aus dem 2. Weltkrieg. Aktuell wird das System, das auf der ArcGIS-Technologie basiert, von dem GIS-Spezialisten ARC-GREENLAB aus Berlin kontinuierlich angepasst. Neue und geänderte Anforderungen an die Softwarelösung gut in das bestehende Modulkonzept integrieren, etwa die Einbindung externer Verfahrensbeteiligter, war das Ziel.

Bearbeitungskalender im Kampfmittelflächenkataster- und Antragsverwaltungs-Informationssystem (KAI). Ziel der kontinuierlichen Anpassungen von ARC-GREENLAB ist die Integration neuer und geän-derter Anforderungen in KAI. Foto: ARC-GREENLAB
Mit dem Kampfmittelflächenkataster- und Antragsverwaltungs-Informationssystem „KAI“ werden alle Verwaltungsvorgänge, die beim Umgang mit Kampfmitteln auftreten, in einer modularen Lösung zur Verfügung gestellt. Eine enge Kopplung zwischen Geodaten und Sachdaten stellt sicher, dass alle am Prozess beteiligten Akteure in einer zentralen, serverbasierten Anwendung und in einem einheitlichen Datenbestand arbeiten können. Aktuell wird mit neuen Funktionen eine automatisierte Abfrage von Informationen innerhalb von KAI über das Hamburger Serviceportal implementiert. Dabei unterstützt das Amt für IT und Digitalisierung der Senatskanzlei mit seinem Programm „DigitalFirst“. Die Durchführung wird von dem GIS-Spezialisten ARC-GREENLAB aus Berlin unterstützt.
Alle Beteiligten einbinden
Mit der Fachlösung KAI werden bei der Feuerwehr die Abteilungen für die Gefahrenerkundung Kampfmittelverdacht (GEKV) sowie die Fachkräfte beim Kampfmittelräumdienst (KRD) mit einem Zugang zum zentralen Geo- und Sachdatenpool ausgestattet. Weiterhin können externe Verfahrensbeteiligte schon jetzt über einen geschützten Zugang als Räumfirmen Antragsdaten digital einreichen und von der Behörde zeitnah kontaktiert werden. „Aktuell werden noch deutlich weitergehende komfortable Kommunikationswege im Rahmen der Digitalstrategie des Hamburger Senats geplant und implementiert“, sagt Hans-Martin Krausmann von ARC-GREENLAB.
Im Hamburger Untergrund sind als Altlasten des 2. Weltkrieges auch zum heutigen Zeitpunkt noch umfangreiche Munitionsbestände nicht lokalisierter Herkunft vorhanden. Bei Maßnahmen, die Eingriffe in den Untergrund betreffen, bestehen aus diesem Grund umfangreiche Anforderungen an die Prüfung auf Kampfmittelverdachtsmomente und die Dokumentation der eventuell schon vorhandenen Erkenntnisse zu möglichen Belastungen. In einer im System KAI enthaltenen Prozessmodellierung und der zugehörigen Funktionalität in der Anwendung werden alle Verfahrensbeteiligten, die genutzten materiellen und personellen Ressourcen sowie die Daten zu geborgener und entschärfter Munition verarbeitet.

Luftbild mit Zerstörungen im Hamburger Hafengebiet. Immer noch werden neue Fotos ausgewertet, was zu neuen Erkenntnissen für die Kampfmittelräumung sorgt. Foto: ARC-GREENLAB
Im zentralen Geodatenpool werden alle relevanten Datenebenen (wie beispielsweise Verdachtsflächen, historische Karten, Flächensanierungen, durchgeführte Räumeinsätze und Bürgerhinweise) gespeichert und können von zugriffsberechtigten Mitarbeitern der Feuerwehr Hamburg bearbeitet werden. Die Bearbeitung erfolgt aktuell mit dem ArcGIS Desktop-Produkt ArcMap und wird künftig in ArcGIS Pro realisiert werden.
Zwischen der Desktop-GIS-Anwendung und dem Fachverfahren existiert eine bidirektionale Schnittstelle. „Damit für weitere Benutzer auch im Bereich Kampfmittelräumdienst ein komfortabler Zugriff möglich ist, wurde hier eine angepasste webbasierte Kartenapplikation auf Basis der ArcGIS Enterprise Plattform entwickelt“, so Krausmann.
In dieser App ist auch eine schnelle Lokalisierung im Einsatzfall des KRD zu möglichen Belastungen und vorhandenen Untersuchungsgebieten möglich. Weiterhin können in einer speziellen Dokumentations-App Informationen zu einem Kampfmittelfund mobil erfasst werden.
Arbeit erleichtern und „Datenschätze” heben
„Durch die einheitliche und einfache Gestaltung der Benutzerschnittstelle werden alle Prozessbeteiligten in die Lage versetzt, die notwendigen Arbeitsschritte effizient zu erledigen“, so Krausmann. Zudem kann ein größerer Anteil der Belegschaft auf die Geodaten in der webbasierten Kartenanwendung zugreifen. Ein umfangreiches Berichtswesen ermöglicht es, Muster und Auffälligkeiten im Datenbestand zu erkennen, die in den bisherigen Datenbanklösungen nicht ermittelt werden konnten. Die Fachadministration kann in Eigenregie Berichte anpassen oder im Zugriff auf das logisch strukturierte Datenmodell neue Auswertungen erzeugen.
Die Verteilung der Aufgaben und das zentrale Management der Fallbearbeitung in einem Bearbeitungskalender haben die Effizienz in der Sachbearbeitung deutlich gesteigert.
Aktuelle Anpassungen an neue GIS-Bausteine und eine erweiterte Bürgerbeteiligung werden kontinuierlich bearbeitet. (sg)