Deutschlands Straßen sind in einem schlechten Zustand. Das geht nicht nur aus Unterlagen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hervor, sondern wird auch im Rahmen von Straßenbefahrungsprojekten regelmäßig bestätigt. Nun will das von der EnBW und Jungunternehmern gegründete Startup vialytics Kommunen die Zustandserfassung via Handyaufnahmen ermöglichen.
Künstliche Intelligenz kann bereits jetzt in vielen verschiedenen Bereichen erfolgreich eingesetzt werden. So können Roboter in der Medizin millimetergenaue Arbeiten präziser durchführen als dafür ausgebildete Chirurgen. Auch in der Logistik und in der Automobilbranche kann künstliche Intelligenz eine Vielzahl an Aufgaben übernehmen. Nun gibt es eine weitere Anwendungsmöglichkeit: Das Startup vialytics hat ein Konzept entwickelt, das Kommunen dabei helfen soll, den Zustand ihrer Straßen zu erfassen und instand zu halten – und das auf Basis von künstlicher Intelligenz. Gegründet wurde das Startup von der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, den drei Gründern Achim Hoth, Patrick Glaser und Danila Jovicic sowie der Pioniergeist GmbH.
Wenig Aufwand, viel Ertrag

Ein an die Windschutzscheibe montiertes Smartphone dokumentiert den Zustand der Straßen – das ist die Idee hinter vialytics. Foto: EnBW Energie Baden-Württemberg AG
Dabei ist das Konzept recht simpel: Die für das Verfahren notwendigen Daten werden von städtischen Fahrzeugen – also etwa von der Müllabfuhr oder dem Ordnungsamt – bei ihren täglichen Fahrten erzeugt. Ein Smartphone, das an die Windschutzscheibe des jeweiligen Fahrzeugs montiert wird, erfasst hierbei über seinen Bewegungssensor Erschütterungen und liefert über die Kamera passendes Bildmaterial. Zudem ermittelt es per GPS-Empfänger den Standort der Aufnahmen der Straßenoberfläche. Die auf diese Weise gesammelten Daten werden anschließend an vialytics gesendet, dort ausgewertet und abschließend der jeweiligen Kommune zur Verfügung gestellt.
Die Entwicklung und Kommerzialisierung innovativer Geschäftsmodelle zählen zur Unternehmensstrategie des Energiedienstleisters. Im Zentrum steht dabei der Aufbau von Wachstumsthemen, die Steuerung des Innovationsportfolios und die Skalierung von Corporate Startups. Die schnelle Geschäftsmodellentwicklung – von der Pilotierung bis zur Markteinführung –, um Konzepte auch kurzfristig am Markt zu erproben, soll durch einen systemischen Inkubationsprozess ermöglicht werden. Neben eigenen Aktivitäten unterstützt die EnBW externe Startups und beteiligt sich über ihre New Venture-Gesellschaft an externen Gründungen.
Ein starker Partner für Startups
Vor diesem Hintergrund passt „vialytics mit seinem Ansatz intelligenter Infrastrukturlösungen hervorragend in unser Portfolio der Segmente Smart City und Connected Mobility”, erklärt Christine Wienhold vom Innovationsmanagement der EnBW. Trotzdem hält der Energiedienstleister mit lediglich 20 Prozent nur eine Minderheitsbeteiligung am Startup. Wienhold dazu: „Das war eine bewusste Entscheidung, die unser Verständnis von Innovationskultur widerspiegelt. Die Gründer behalten ihre unternehmerische Verantwortung und den notwendigen Freiheitsgrad, den es braucht, um weiter zu wachsen.” Gleichzeitig würden sie jedoch auch einen starken Partner an die Seite gestellt bekommen, der vor allem im Rahmen der Unternehmensstrategie unterstützend einwirken kann.
Die Idee zu vialytics entstand bereits vor gut einem Jahr im Rahmen von Activatr. Das Programm zur Gründung von Startups wurde erstmals im Jahr 2016 von der EnBW und Pioniergeist durchgeführt. Die Idee dahinter: Interdisziplinäre Teams aus Konzernmitarbeitern der EnBW und externen Jungunternehmern sollen Konzepte für neue Geschäftsideen bis hin zur Marktreife entwickeln – und schließlich ein Startup gründen.