Die Nexiga GmbH, Anbieter von Location Intelligence und Geomarketing-Beratung aus Bonn, hat bereits 2019 ein eigenes Ladesäulen-Kataster entwickelt. Dafür werden die Ladesäulen der sechs größten Verzeichnisse bzw. Quellen einmal pro Monat räumlich und inhaltlich abgeglichen. Berücksichtig werden sowohl öffentliche als auch teil-öffentliche Ladestationen, beispielsweise auf Parkplätzen von Supermärkten. Außerdem sind zu jedem Standort bis zu zehn Zusatzinformationen verfügbar: Neben Adresse und Geo-Koordinate stehen so zum Beispiel Informationen wie Ladesäulen-Typ (Schnell/Normal), Leistung, Steckertypen, Betreiber oder Location-Type (Autobahn, Supermarkt, Hotel) zur Verfügung. Ende August 2020 zählte die Nexiga-Datenbank insgesamt 26.751 Ladestationen mit insgesamt 68.237 Ladepunkten.
Mithilfe des Ladesäulen-Katasters kann der Data E-Mobility-Experte Aussagen zum Ladepunkt-Versorgungsgrad in einzelnen Landkreisen und Regionen vornehmen. So hat die Nexiga auf Basis des aktuellen Katasters sowie der Zulassungszahlen für E-Fahrzeuge berechnet, dass bereits heute 27 Kreise eine unzureichende Lade-Infrastruktur aufweisen, um die lokal zugelassenen Fahrzeuge zu versorgen. Diese Zahl wird sich nach Nexiga-Angaben bis Ende des Jahres noch auf 51 Kreise erhöhen – sofern die Zulassungszahlen auf dem jetzigen Niveau bleiben (Prognose: 245.000 E-Fahrzeuge bis Ende 2020) und keine neuen Lade-Stationen hinzugebaut werden. Grundlage für diese Prognoseberechnung ist die Empfehlung des Beratungsgremiums Nationale Plattform Elektromobilität (NEP), mit durchschnittlich maximal 12,5 E-Fahrzeugen pro Ladestation.
Dashboard „Versorgungsgrad“
Mit dem neuen Dashboard „Versorgungsgrad“ zeigt Nexiga auf einen Blick, wie sich die aktuelle Versorgung auf Kreis-Ebene darstellt. Zudem lässt sich mit dem Tool eine Prognose des Ladebedarfs für verschiedene Entwicklungs-Szenarien abgeben. Bisherige Analysen werden meist nur grob auf Ebene der Bundesländer erstellt. Es fehlte bislang also die feinräumige Betrachtung. Für E-Autofahrer entscheidend ist nämlich die lokale Versorgung vor Ort und nicht, ob ein Bundesland im Schnitt gut versorgt ist. Ein weiteres Defizit vieler Statistiken: Es wird nur ein Teil der Ladeinfrastruktur betrachtet, denn ein vollständiges Verzeichnis am Markt gibt es nicht. Weder das „halboffizielle“ Verzeichnis der Bundesnetzagentur, noch das häufig zitierte Ladesäulenregister des BDEW erheben Anspruch auf Vollständigkeit. Das hat zur Folge, dass die Ladeinfrastruktur in Deutschland nach wie vor nicht komplett abgebildet werden kann.
Das interaktive Dashboard „Versorgungsgrad“ soll das ändern und für mehr Klarheit im Rahmen der aktuellen Situation sorgen. Mit dem Tool können einzelne Städte und Regionen betrachtet werden. Alle Daten und Analysen sind darüber hinaus auch auf Gemeinde- und PLZ-Ebene verfügbar. Auf Kreisebene werden dabei zwei Kennzahlen angezeigt: Die Anzahl der E-Fahrzeuge pro Ladestation und die Anzahl E-Fahrzeuge pro 100.000 Einwohner. (jr)