Airborne Technical Systems (ATS) aus Berlin ist Entwicklungsspezialist für flugzeugbasierte Sensorsysteme. Auch eine eigens entwickelte Oblique-Kamera gehört inzwischen zum Angebot.
Kurz vor dem Start eines Bildmessfluges geht es oft hektisch zu. Der Operator checkt die Systeme, muss die Flugplanung im Überblick haben, alle Speichersysteme testen und das Kamerasystem vorbereiten. Der Pilot wiederum bereitet gleichzeitig das Flugzeug vor. Auch hier wollen die elektronischen Systeme geprüft werden. Eine der wichtigsten Frage für beide Protagonisten zu diesem Zeitpunkt: Liefert die bordeigene Elektronik genug Strom für das geforderte Prozedere?
Mit dem AC-8 hat ATS beispielweise ein Gesamtsystem für einen Gyrocopter entwickelt. Es umfasst die komplette Ausstattung des Gyrocopters Cavalon von der Firma AutoGyro aus Hildesheim mit einem Fernerkundungssystem. Drei Sensoren sind enthalten, eine RGB- und eine Thermographie-Kamera sowie ein Hyperspektralsensor. Zum Einsatz kommt dabei auch eine passive vibrationsgedämpfte System- und Sensorplattform sowie ein Akkupack, durch das der Systemtest am Boden ohne laufendes Triebwerk möglich ist.
Solche unliebsamen Konflikte zu vermeiden, ist Aufgabe der Firma Airborne Technical Systems (ATS) aus Berlin. Das Unternehmen ist Spezialist für die Entwicklung luftgestützter Fernerkundungssysteme. Dabei sorgt es beispielsweise für die Integration einzelner Komponenten wie Kameras, Mounts, Vibrationsdämpfer sowie Steuerungs- und Rechnersysteme. ATS sorgt also dafür, dass aus einem Flugzeug oder einem Hubschrauber ein Vermessungssystem wird – einschließlich eines autonomen Energiemanagementsystems für die Sensoraufnahmen, was die eingangs erwähnten Probleme bei der Stromversorgung erst gar nicht entstehen lässt.
„Wir sind dabei vor allem auf die mechanische, elektronische und kommunikationstechnische Integration spezialisiert“, sagt Henrik Pohl. Der Fokus liegt auf der Hardware. „Jedes unserer Produkte wird individuell konzipiert und von Hand hergestellt, sodass Auftraggeber höchst individuelle Lösungen beauftragen können“, so der ATS-Inhaber.
Alle mechanischen Arbeiten führt ATS im Rahmen eines eigenen Maschinenparks durch. „Auch im Bereich der Elektronik können wir vom Schaltplan bis zur eigenen SMD–Leiterplattenbestückung alles selbst herstellen“, so Pohl. Für Entwicklungsaufgaben rund um Software und Datenmanagement steht auch ein Softwareentwickler zur Verfügung, so dass das Unternehmen eine hohe Integrationstiefe anbieten kann.
Aktuell entwickelt ATS beispielsweise in Kooperation mit der Hochschule Anhalt und der Firma Milan Geoservice eine Fernerkundungslösung im Bereich der Hyperspektralen Luftbildaufnahmen. In diesem Projekt kommt zum Beispiel auch eine passive Dämpfungsplattform zum Einsatz, die ATS entwickelt hat. Sie dient dazu, Vibrationen des Flugzeugs vom Sensorsystem zu entkoppeln und damit die Aufnahmequalität zu steigern.
Aufgrund der hohen Wertschöpfung im eigenen Haus legt ATS Wert auf eine enge Zusammenarbeit. „Wir binden unsere Kunden in jeden unserer Arbeitsschritte eng ein“, beschreibt Pohl. Dabei hat das Unternehmen ein festes Vorgehen mit acht einzelnen Schritten festgelegt, bei dem die Auswahl einer geeigneten Flugplattform am Anfang steht, bevor im letzten Schritt Pilot und Operator für die installierten Systeme eingewiesen werden. „Dieses strukturierte Vorgehen ist trotz der Komplexität der Aufgaben der Grund dafür, dass wir für präzises und termintreues Arbeiten bekannt sind“, so Pohl.
Zwei Oblique-Systeme im Angebot
ATS bietet auch eigene Systeme zum Verkauf an, bei dem einzelne Systemkomponenten bereits vorintegriert sind. Mit den Modellen AOS P5 und P6 hat das Unternehmen zum Beispiel zwei Oblique-Kamerasysteme entwickelt, die auf Mittelformatkameras von PhaseOne inklusive der dazugehörigen Controller basieren. Integriert ist ein komplettes GNSS/IMU-System von Applanix sowie ein System für die Datenspeicherung. „Es beinhaltet alle notwendigen Systemkomponenten außer das Datenmanagement“, sagt Pohl.
Dadurch stelle es eine äußerst kostengünstige Lösung am Markt dar, vor allem für Unternehmen, die das Datenmanagement und damit die Integration in die photogrammetrische Auswertesoftware in Eigenregie entwickeln wollen. Da der Markt für Oblique-Bilder rasant steige, sei es damit viel einfach das notwendige Geschäftsmodell für den hochinvestiven Markt zu entwickeln. Das Modell AOS P6 ist ähnlich konfiguriert, nur besitzt es zusätzlich eine zweite NADIR-Kamera für NIR oder CIR. Optional sind die Kamerasysteme auch auf Basis der Mount-Systeme der SOMAG AG erhältlich, die eine aktive Schwingungs- und Bewegungskompensation beinhalten.
Energiemanagement
Das System APU 4.0 bis APU 7.0 (Airborne power unit) ist die Lösung von ATS für die Stromversorgung. Damit können alle Sensoren und das Flight Management System vor dem Triebwerksstart für rund 30 Minuten mit Strom versorgt werden. Es können alle relevanten Funktionen fernbedient werden, zum Beispiel beim Einsatz in Helikoptern. Die Elektronik für die Schaltvorgänge wurde komplett durch ATS entwickelt, wobei keine Relais zum Einsatz kommen. Die APUs sind mit einem Verpolschutz ausgestattet, somit sind Beschädigungen aller Systeme bei Verpolungen ausgeschlossen. Die Akkus können für den Versand ins Ausland entnommen und durch vor Ort verfügbare Akkus ersetzt werden. (sg)