In einer Studie untersuchen das Ford Research & Innovation Center und die PTV Group die Auswirkungen von neuen Mobilitätsangeboten auf das bestehende Verkehrsangebot der Stadt Köln.
Die überfüllten Straßen der Innenstadt, steigende Feinstaubbelastungen für die Bürger und CO2-Emissionen – Probleme, denen sich viele Städte deutschlandweit gegenübergestellt sehen. Und Probleme, die in dieser Form nicht mehr hingenommen werden sollen. Doch was tun, um den ansteigenden Verkehrsbelastungen entgegen zu wirken – ohne die Mobilität der Stadtbewohner einzuschränken?
Die nordrhein-westfälische Rheinmetropole Köln setzt auf einen Mobility-as-a-Service (MaaS)-Ansatz, um die Weichen für einen nachhaltigen Stadtverkehr zu stellen. In einer Studie im Auftrag der Stadt Köln haben das Ford Research & Innovation Center und die PTV Group daher das Potential und die Auswirkungen von Ride Sharing-Angeboten für die Rheinmetropole analysiert.
Köln rechnet in Zukunft mit weiterem Bevölkerungswachstum. Durch die steigende Urbanisierung sollen bis zum Jahr 2050 etwa 66 Prozent aller Menschen in Städten leben. Zudem stellen steigende Pendlerströme in die Städte eine große Herausforderung für den innerstädtischen Verkehr dar. „Eine reine Verlagerung von motorisiertem Individualverkehr (MIV) auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wird die Verkehrsprobleme der Stadt nicht lösen“, erklärt Detlef Kuck, der das Projekt als Technical Expert von Ford Research begleitete. „Viele Strecken des öffentlichen Nahverkehrs sind bereits heute überlastet und können nicht ohne weiteres ausgebaut werden.“
Für Köln bedeutete das, kreative Antworten auf die Problemstellung zu finden. Das können beispielsweise MaaS-Angebote wie Carsharing oder Ridepooling sein. Ziel der Studie des Ford Research & Innovation Center sowie PTV war es, unterschiedliche Mobilitätsszenarien zu untersuchen und damit die betriebliche Leistungsfähigkeit von MaaS-Konzepten sowie die Folgen auf Infrastruktur und Umwelt zu bewerten.
Blick in die Zukunft
Dafür bauten die Experten von PTV auf Basis einer hauseigenen Software zunächst ein Verkehrsmodell der Stadt Köln auf. Betrachtet wurde ein innerstädtisches Gebiet von insgesamt 107 Quadratkilometern. Dafür kombinierte das Projektteam Daten über das allgemeine Verkehrsaufkommen in der Stadt mit Informationen zu den Verkehrszonen sowie Daten der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) und des angrenzenden Verkehrsbunds Rhein-Sieg (RSVG). Somit konnte ein genaues Bild darüber erstellt werden, wo die Menschen ihre (Arbeits-)Reise antreten und welches Ziel sie anfahren. Zudem identifizierten die Forscher insgesamt 2.800 Standorte für den potenziellen Ein- und Ausstieg der Fahrgäste – sogenannte Pick-up- und Drop-off-Punkte.
Mithilfe des erstellten Modells konnten die Forscher anschließend drei Fragestellungen näher beleuchten. Wie muss ein Ridesharing-Angebot gestaltet sein, um positive Effekte in der Stadt im Verkehr hervorzurufen? Wie viele Fahrzeuge werden benötigt, um den mobilen Service attraktiv zu machen und lange Warte- und Fahrzeiten durch Umwege zu vermeiden? Und welche Konfiguration eignet sich für das Transportmittel selbst – also wie schnell muss es fahren und wie viele Sitzplätze muss es haben?
Erkenntnisse der Studie
In der Simulation wurden dann verschiedene denkbare Szenarien berechnet. So variierten die Forscher den prozentualen Anteil von Ride Sharing am Modal Split (Aufteilung der Verkehrsnachfrage auf verschiedene Verkehrsmittel) und konnten so unterschiedliche Szenarien berechnen und Aussagen treffen. Würden Ride Sharing-Angebote beispielsweise drei Prozent des Transportaufkommens von Köln abdecken, bräuchte die Stadt rund 300 Fahrzeuge, die im Schnitt 1,62 Fahrgäste pro Fahrt bedienen.
Dies würde drei Prozent weniger Parkbedarf in der Innenstadt bedeuten. Zwar würde sich die Reisezeit in einem solchen Szenario im Durchschnitt lediglich um weniger als zehn Minuten im Vergleich zur reinen Fahrzeit mit dem eigenen Pkw verlängern, nennenswerte Effekte auf Verkehr und Umwelt würden sich jedoch nicht ergeben. In einem Szenario, in dem Ride Sharing und ÖPNV den kompletten privaten Pkw-Verkehr ersetzen, würden sich die Emissionen von CO2 um 31 Prozent und die von NOx sogar um 92 Prozent reduzieren. Zudem würden nur noch knapp 8,1 Prozent der heute in Köln zugelassenen Pkw benötigt werden.
„Um die Mobilität der Zukunft nachhaltig gestalten zu können, ist es wichtig, die Bandbreite an möglichen Folgen, die neue Angebote auf Verkehr und Umwelt haben können, vorab zu verstehen und zu kennen“, sagt Dirk Franke von PTV. „Die Studie liefert der Stadt Köln eine hervorragende Diskussions- und Entscheidungsgrundlage, um die Weichen für nachhaltige, neue MaaS-Angebote zu stellen.“ (jr)