Stadtwerke Heidelberg entwickeln automatisierten Prozess rund um Grabenmodelle mit G&W Software.

Der Prozess vom Rahmenvertrag zum Leistungsverzeichnis.
Quelle: G&W Software AG
Die Stadtwerke Heidelberg arbeiten bereits seit 1989 mit dem AVA- und Baukostenmanagementsystem California der Münchner G&W Software AG. Eingesetzt wird die Software für die durchgängige Kostenplanung, Kostenberechnung und Abrechnung in den Sparten Gas, Wasser, Strom, Fernwärme/-kälte und Glasfaser.
Die Netzgesellschaft des Energieversorgers aus der Rhein-Neckar-Region bietet ihren Kunden eine zuverlässige Infrastruktur für die genannten Versorgungsmedien. Darüber hinaus betreiben die Stadtwerke Heidelberg Bäder sowie Parkhäuser und erwirtschafteten im Jahr 2023 mit rund 850 Mitarbeitenden einen Umsatz von 632,3 Millionen Euro. Im Netzbereich betreiben die Stadtwerke Versorgungsleitungen und Anlagen für Strom, Erdgas, Fernwärme und -kälte, Wasser, Telekommunikation und Straßenbeleuchtung. Ziel der Heidelberger ist es, eine überdurchschnittliche Versorgungssicherheit zu bieten. Gleichzeitig bringen sie die Energiewende voran und sorgen dafür, dass immer mehr Menschen mit immer grünerer Fernwärme heizen können. Dafür investieren sie massiv in den Ausbau des Fernwärmenetzes.
Jahresverträge für wiederkehrende Tätigkeiten

Das Leistungsverzeichnis wird in California automatisch generiert. Grundlage sind dabei dynamische Grabenmodelle.
Quelle: G&W Software AG
Für wiederkehrende Arbeiten wie die Erneuerung oder Sanierung von Wasser-, Gas- und Stromleitungen sowie den Ausbau des Strom- und Fernwärmenetzes arbeiten die Stadtwerke Heidelberg auf Basis von Jahresverträgen mit unterschiedlichen ausführenden Unternehmen zusammen. Bauingenieurin Julia Sonnenburg, Sachgebietsleiterin Netzplanung, erklärt: „Für Projekte, die über Jahresverträge vergeben werden sollen, erstellen wir in California ein Leistungsverzeichnis und schreiben die Leistungen EU-weit aus.“ Entscheidend für die Auftragsvergabe ist neben Preis und Qualität auch die Erbringung des benötigten Bereitschaftsdienstes. So müssen die ausführenden Firmen einen Standort vor Ort nachweisen, um bei Störungen innerhalb von 60 Minuten mit Personal und Gerät reagieren sein zu können.
Automatisierung durch Benutzerführung
Das Jahres-Leistungsverzeichnis umfasst rund 1.000 Positionen für den Tief- und Leitungsbau. Der Heidelberger Netzbetreiber hat es sich daher zum Ziel gesetzt, die Erstellung eines projektbezogenen Leistungsverzeichnisses durch eine entsprechende Benutzerführung zu erleichtern. Mittels vordefinierter Routinen wird die Erstellung der Leistungsverzeichnisse automatisiert, um Fehleingaben zu vermeiden. Grundlage hierfür sind die in California definierten Grabenmodelle. Diese hat das Versorgungsunternehmen in Zusammenarbeit mit dem Softwareanbieter G&W Software AG entwickelt.
Die Graben- und Leitungsmodelle sind in den letzten Jahren sowohl inhaltlich als auch zahlenmäßig stetig gewachsen. „Dadurch können wir schnell ein Leistungsverzeichnis erstellen, ohne Positionen zu vergessen“, erklärt Julia Sonnenburg.
Dynamische Grabenmodelle
Für die Verlegung von Medien, wie Gas, Strom oder Fernwärme existieren Regelwerke. Darin ist beispielsweise festgelegt, wie breit und tief Gräben sowie Verbau beschaffen sein müssen und welche Leistungen dafür erforderlich sind. Die Besonderheit in California ist, dass diese Grabenmodelle nicht statisch, sondern dynamisch sind. Dazu sind die Bauteile im System mit Varianten hinterlegt.
Möchte der Anwender zum Beispiel eine Wasserleitung verlegen, definiert er zunächst die Abmessungen des benötigten Grabens. Durch weitere Abfragen über die Oberflächenbeschaffenheit, den Entsorgungsweg des Aushubs, die Verfüllung des Grabens usw. werden die Randbedingungen genau definiert. Auf Basis aller Antworten führt das Programm im Hintergrund Berechnungen und Mengenermittlungen für das Leistungsverzeichnis durch. Fehleingaben sind somit ausgeschlossen. So werden beispielsweise für die Eingabe des Rohrleitungsbaus – hier gibt der Anwender lediglich das benötigte Material, Durchmesser, Rohrverbindungen, Armaturen und Länge vor – automatisch die erforderliche Druckprüfung und Desinfektion mitkalkuliert und ausgeschrieben. „Diese Vorgehensweise bedeutet für uns eine enorme Zeitersparnis“, erklärt die Bauingenieurin.
Für die interne Kostenberechnung, die für jede Auftragsnummer erstellt wird, erfolgt die Mengen- und Kostenermittlung über die Grabenmodelle. Dabei unterscheiden die Stadtwerke Heidelberg Netze zwischen den einzelnen Medien und der Art wie z.B. Hausanschlussleitungen und Versorgungsleitungen. Diese Differenzierung ist durch die Verwendung der spartenspezifischen Grabenmodelle benutzerfreundlich und leicht möglich.
Fehlervermeidung durch Automatisierung
Der einmalige Aufwand für die Erstellung der Grabenmodelle in California sowie die eventuelle Überarbeitung der Planungsansätze bei Änderungen im Jahres-Leistungsverzeichnis sind gegenüber den Einsparungen durch die effizientere Arbeitsweise und der Fehlervermeidung vernachlässigbar. Hinzu kommen weitere Vorteile. So erhält der Versorger jederzeit dank dieser Methodik auf Basis exakter Daten „auf Knopfdruck“ eine nachvollziehbare Zusammenstellung der Kostenplanung. Diese wird unter anderem auch für die Erstellung des Wirtschaftsplans benötigt. Der einheitliche, transparente und durchgängige Planungsprozess führt zu einer deutlichen Steigerung der Planungs- und Kostensicherheit über alle Versorgungssparten hinweg. So können die Stadtwerke Heidelberg Netze zuverlässig kalkulieren und die Versorgung ihrer Kunden gewährleisten.