Niedrigwasser hat in der Talsperre Lehnmühle eine längst vergessene Zinnbrücke zu Tage gefördert. Mittels modernster Laserscan-Technik wird die Talsperre derzeit umfangreichen Messungen unterzogen.
Im 19. Jahrhundert wurde durch die sächsische Landesregierung eine Talsperre an der Wilden Weißeritz im Osterzgebirge zum Hochwasserschutz der Städte Dresden und Freital errichtet. Als Teil einer alten Zinnstraße führte damals noch ein Weg von den Zinnerzgruben in Altenberg über die Alte Zinnbrücke bei Lehnmühle zu den Freiberger Verhüttungsanlagen. Dort befanden sich eine Wassermühle samt Sägewerk und der kleine Ort Steinbrückmühle. Mit der Schneeschmelze im Jahr 1932 wurde das Tal Wilder Weißeritz geflutet und die Alte Zinnbrücke verschwand.
Mit dem hitzebedingten Niedrigwasser 2018 tauchte die vergessene Zinnbrücke wieder aus den Fluten auf. Sie wird nun im Rahmen eines DFG-Projekts vermessen und als hochgenaues 3D-Modell wiederbelebt. Der Vermessung und Modellerstellung widmen sich die Wissenschaftler des Instituts für Photogrammetrie und Fernerkundung an der TU Dresden als Nebenprodukt einer bereits laufenden Messkampagne in der Region.
„Mit modernen photogrammetrischen Methoden kann man quasi die Vergangenheit virtuell für die Ewigkeit konservieren“, erzählt Diplom-Ingenieur Robert Blaskow. In enger Absprache mit der Landestalsperrenverwaltung Sachsen werden in der Talsperre Lehnmühle umfangreiche Messungen zur Gewinnung von Referenzdaten der Zinnbrücke durchgeführt. Dabei kommen ein Multikopter mit einer Farbkamera und ein terrestrischer Laserscanner zum Einsatz. Die Ergebnisse des gesamten Scans umfassen mit unterschiedlichen Attributen versehene Oberflächenmodelle des mittleren Bereichs des Talsperrenbeckens.
Die Kombination aus hochgenauer Laserscanner-Abtastung der Oberfläche und der hochaufgelösten dreidimensionalen Oberflächenkonstruktion auf Grundlage der UAV-Bilder ermöglicht die Darstellung und Analyse kleinster Details der nach 1975 erst zum zweiten Mal wieder aufgetauchten Brücke und ihrer Umgebung, beschreibt die TU Dresden. So seien neben den Oberflächendetails der Steinstruktur des noch intakten Brückenbogens auch die Fundamentüberreste einiger angrenzender Gebäude und der Straßenverlauf – samt Einfassung aus Baumstümpfen – der Zinnstraße erkennbar.