Die Bescheinigung über Kampfmittelfreiheit ist für Bauherren unerlässlich, die Wege durch Behörden und Aktenarchive aber oft langwierig. Abhilfe schafft das Programm KISNi der Forschungsgruppe Softwaresysteme an der TH Wildau und des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Niedersachsen.
Investoren bei Großprojekten wie dem Bau von Straßen und Eisenbahntrassen stehen nach zwei Weltkriegen und der militärischen Nutzung von großen Arealen jedes Mal vor der Frage: Kann auf dem auserkorenen Grundstück bedenkenlos gebaut werden? Damit ein Bauvorhaben für Arbeiter und Umland sicher realisiert werden kann, benötigt daher jeder Bauherr vor Beginn der Arbeiten eine Bescheinigung über Kampfmittelfreiheit.
Um das Unterfangen zu beschleunigen, entwickelte die Forschungsgruppe Softwaresysteme an der Technischen Hochschule Wildau unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Michael Hendrix und in Kooperation mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst im niedersächsischen Landesamt für Geoinformation und Landvermessung (LGLN) ein – auf den Namen KISNi (Kampfmittelinformationssystem Niedersachsen) getauftes – Programm. Dieses soll alle Arbeitsschritte von der Antragstellung bis zur Dokumentation der Ergebnisse digital abbilden sowie nachvollziehbar und transparent festhalten.
Damit hält die Digitalisierung Einzug in einen wichtigen Bereich der öffentlichen Verwaltung. Statt der aufwendigen Suche nach Bildern im Archiv, die das betroffene Grundstück zeigen, genügt dem Programm die Eingabe der Adresse, um alle für die Vorgangsbearbeitung notwendigen Daten wie Dokumente, Geodaten, Karten, Kriegsluftbilder etc. bereitzustellen. Damit lassen sich effizient Zeit und Kosten sparen.
Digitale Vorgangsbearbeitung ist „agil“
Ihrem Know-how in einem ähnlichen Arbeitsgebiet in Brandenburg verdankt die Forschungsgruppe Softwaresysteme letztendlich den Zuschlag der 2015 europaweit initiierten Ausschreibung der niedersächsischen Landesregierung. Die Zusammenarbeit zwischen den TH-Wissenschaftlern und dem LGLN wird aber auch über das offizielle Projektende 2018 hinaus weitergehen.
„Das Programm erfordert Pflege und kontinuierliche Weiterentwicklung“, betont Prof. Hendrix. „Dazu haben wir es ‚agil‘ gestaltet. Das heißt, es lässt sich flexibel an die jeweiligen Kundenerfordernisse vor Ort anpassen.“ Damit sei der Grundansatz des Programms zur durchgängigen digitalen Vorgangsbearbeitung ebenso auf andere Bereiche der öffentlichen Verwaltung übertragbar und der Weg für die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung weiter geebnet.