Die g.on experience gmbh aus Münster hat mit aimPort iDB und g.on PM zwei Lösungen auf den Markt gebracht, die das Asset Management mit Geobezug vereinfachen.
Die Steigerungsform der Hauptüberschrift ist im streng mathematischen Sinne falsch. Dennoch beschreibt sie relativ gut, was das Unternehmen g.on experience in den letzten beiden Jahren mit seiner Softwarefamilie aimPort gemacht hat. Runder heißt in diesem Fall nicht nur, fehlende Funktionalitäten nachgeliefert zu haben. Runder beschreibt bei aimPort vor allem: „Die Software läuft geschmeidiger im Gesamtkontext von Unternehmensanwendungen und schafft so neue Einsparpotenziale für die Digitalisierung“, betont Dr. Uwe Meyer, Geschäftsführer von g.on experience. Was heißt das nun konkret?
Zu den typischen Kunden des Münsteraner Unternehmens gehören Betreiber großer Liegenschaften, also Industriebetriebe, Leitungsbetreiber und vor allem Flughäfen, eine in Deutschland sicher kleine Kundengruppe, bei der g.on experience aber eine herausragende Marktstellung besitzt. Dazu gehören etwa die Flughäfen in Berlin-Tegel, Köln-Bonn, Düsseldorf, Hamburg, München und Hannover sowie rund 20 Regionalflughäfen. Typische Herausforderungen sind hier die Berücksichtigung der EASA, einem gesetzlichen Regelwerk, das genau vorschreibt, wie die einzelnen Assets der Verkehrsplätze dokumentiert und prozessgerecht beauskunftet werden müssen, angefangen vom Leuchtfeuer bis hin zum Feuermelder.
g.on aimPort („asset and infrastrukturmanagement Portal”) ist seit Jahren das kartenbasierte Basisprodukt für das Asset Management, für das es inzwischen eine lange Liste an Einzelanwendungen gibt. Was die Familie nun runder macht, sind vor allem aimPort iDB und g.on PM (Prozessmanagement), zwei modulare Softwarelösungen, die seit letztem Jahr bei den Kunden im Einsatz sind. Zu ihren Verdiensten gehört eine Prozessautomation, die auf dem Weg zum Prozess-Mining ist – „also eine analytische Disziplin, die Unternehmen ein objektives, datengesteuertes Echtzeit-Bild davon vermittelt, wie die Prozesse tatsächlich ablaufen“, so Meyer.
Webbasiertes Geoportal
Nochmal zum Thema rund, besser gesagt zum Rad. So kann man die aimPort-Lösung bezeichnen, denn sie stellt eine webbasierte Anwendung dar, in der alle Stamm-, Sach- und Geodaten von Standortbetreibern in der Industrie, von Flughäfen oder von Betreibern großer Chemieparks integriert bereitgestellt werden. Mit der Einführung des Produktes hat g.on vor über zehn Jahren einen wegweisenden Entwicklungsschritt getätigt: Aus der GIS-basierten Dokumentation von Gebäuden und Liegenschaften wurde ein webbasiertes Geoportal, das technische und geografische Aspekte der Infrastrukturen gleichermaßen abdeckt.
aimPort iDB wurde 2019 erstmals vorgestellt. iDB steht für „irrespective of Data Base“ und meint eine Weiterentwicklung, die aimPort unabhängig von der Datenbank macht. „Auf diese Weise haben Kunden freie Wahl bei der dahinter liegenden Datenbank und können sich auch für Open Source-Komponenten, insbesondere bei der Mapserver-Software entscheiden. Das schafft erweiterte Möglichkeiten bei der Datenvisualisierung und erhöht somit auch die Flexibilität beim Kunden“, berichtet Meyer.
Datenbank- und Plattform-Unabhängigkeit
Neben dieser Unabhängigkeit von Datenbanken ermöglicht das Unternehmen mit aimPort iDB auch eine Plattform-Unabhängigkeit. „Mit dem Umstieg der Basistechnologie von .NET Framework auf .NET Core ergibt sich eine gewisse Plattform-Unabhängigkeit“, so Meyer. Die Lösung muss also nicht mehr zwingend auf einem Windows Server-Betriebssystem mit Internet Information Services betrieben werden, möglich sind auch alternative Plattformen wie Docker oder Linux.
Bei der Erstellung der Systemarchitektur hat g.on zudem Wert auf die Minimierung der Lizenzkosten für Drittsoftware geachtet. So können Anwender aimPort iDB beispielsweise unter Verwendung einer PostgreSQL-Datenbank in einer Linux-Umgebung ohne Kosten für eine Drittlizenz betreiben. „Bei der Auswahl von Open Source-Komponenten – zum Beispiel GeoServer oder OpenLayers – haben wir besonderen Wert auf Produktnachhaltigkeit und eine starke Community gelegt“, berichtet Meyer. Als Teil der jeweiligen Community steigere die Verwendung von Open Source-Komponenten zudem die Flexibilität der Lösung sowie den Einfluss der Weiterentwicklung der Komponenten.
Externe Datenquellen einfach und dynamisch einbinden
Neben den übergeordneten Themen Plattform- und Datenbank-Unabhängigkeit sowie Architektur hat g.on bei aimPort iDB auch auf weitere Faktoren geachtet. „Anwender können beispielsweise sehr einfach und dynamisch auch externe Datenquellen dem Geoportal hinzufügen. Dafür existieren Schnittstellen für OGC WMS-, WFS- und WMTS-Dienste. Diese können sowohl konsumiert als auch selbst bereitgestellt werden“, erklärt der g.on-Geschäftsführer. Auf diese Weise lässt sich aimPort iDB nahtlos in vorhandene Geodateninfrastrukturen (GDI) einbinden.
Darüber hinaus wurde bei der Weiterentwicklung auf die Responsivität der Lösung geachtet, sodass aimPort sowohl am Desktop als auch am Smartphone oder Tablet genutzt werden kann. „Auch liegt uns das Thema Sicherheit besonders am Herzen“, berichtet Meyer und führt aus: „Wir haben für die Benutzerauthentifizierung daher einige Neuerungen wie die Authentifizierung gegenüber eines Identity-Providers über SAML2 oder eine Zwei-Faktor-Authentifizierung eingeführt. Zudem verfügt aimPort iDB über die bekannten Mechanismen unter anderem zur Benutzerverwaltung, Rechtesteuerung und Fachschalenverwaltung.“
Das Modul g.on PM
Seit rund zwei Jahren hat g.on zudem die Lösung g.on PM am Markt etabliert. Das Modul für das Prozessmanagement bei betrieblichen Genehmigungsverfahren und Prozessen mit und ohne Geobezug basiert auf aimPort und wird von Kunden in den Bereichen Industrie und Flughafenbetrieb eingesetzt. Bestandteile des Moduls sind eine Portalseite (Übersicht und Einstieg in die verschiedenen Prozesse), ein Cockpit mit Ansichten der rollenunabhängigen Prozesse sowie Prozessbausteine (GUI, Mail, Timer, Switch, Validation, etc.).
„Die Anforderung, existierende Genehmigungsverfahren und Workflows für Prozesse EDV-technisch abzubilden, ist ein wachsender Bedarf bei unseren Kunden“, berichtet Meyer. Bis dato wurden Prozesse und Workflows von den Anwendern weitestgehend individuell über E-Mails, Wordformulare etc. verwaltet und dezentral in verschiedenen Systemen vorgehalten und nur selten archiviert. Alle Genehmigungs- und Beteiligungsverfahren werden in homogenen Workflows abgebildet und an zentraler Stelle webbasiert verwaltet.
Generischer Ansatz
Auch das Prozessmanagement von g.on PM basiert auf aimPort iDB und verfolgt das Baukasten-Prinzip: alle Funktionalitäten und Komponenten sind generisch und können flexibel konfiguriert werden. Kunden können somit auch bei Anwendungen ohne Geobezug ein Prozessmanagement aufsetzen. Die Daten können beispielsweise auch mittels Konfiguration für Microsoft Excel zur weiteren Verarbeitung exportiert werden. „Generell ist die Interoperabilität zu anderen Systemen/Programmen über Schnittstellen eines unserer wichtigsten Ziele“, so Meyer.
Schwerpunkten bei der Implementierung der Softwareprodukte waren in den letzten Monaten die Live-Darstellung von mobilen Objekten (Flugzeuge, Schlepper, Passagierbusse, etc.) zur Vermeidung von Konflikten oder das Monitoring von Prozessstörungen via Dashboard. Der dritte große Trend liegt im Internet of Things (IoT). „Die Kombination von Objekten mit Sensorik und deren Zustandsvisualisierung wird zunehmend umgesetzt“, so Meyer. Auch dies heißt: Das Rad des Asset Managements wurde zwar nicht neu erfunden, aber doch ein großes Stück runder gemacht. (jr)