In dem kürzlich abgeschlossenen Projekt HIGH-TOOL wurde ein Modell entwickelt, mit dem verkehrspolitische Maßnahmen langfristig auf EU-Ebene prognostiziert werden.
Wie wirken sich verkehrspolitische Maßnahmen langfristig auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt aus? Diese Frage sollen anhand des neuen Modells HIGH-TOOL beantwortet werden, das am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelt wurde. In dem Modell werden Autobahnen und andere Transportwege wie Schiene, Wasser und Luft abgebildet, um politische Entscheidungen vorzubereiten. Derzeit wird das Modell unter anderem dazu eingesetzt, Strategien zur Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene zu bewerten. Verkehrspolitische Maßnahmen und ihre Wirkung werden im Computer abgebildet. Dabei werden Entwicklungen der Energiepreise, der Marktanteil von Straße und Schiene sowie der Einfluss einer europaweiten Pkw-Maut auf Autobahnen auf die Kohlendioxid- Emissionen untersucht. Das frei zugängliche Modell enthält Module für Demografie, Wirtschaft und Ressourcen, Fahrzeugbestand, Nachfrage im Personen- und Güterverkehr sowie Umwelt und Sicherheit.
HIGH-TOOL wurde im Rahmen eines gleichnamigen EU-Projekts entwickelt, das vom KIT koordiniert und kürzlich abgeschlossen wurde. Acht Partner aus fünf Ländern waren daran beteiligt.
Anwender ist die Generaldirektion Mobilität und Verkehr (GD MOVE) der Europäischen Kommission. Sie hat damit ein quantitatives Instrument erhalten, um die Wirkung dieser Maßnahmen auf Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt über Jahrzehnte zu bewerten. HIGH-TOOL lässt sich sowohl dazu einsetzen, Optionen strategisch zu beurteilen, als auch, eine Vorauswahl von Optionen zu treffen, die dann anhand detaillierterer Modelle genau zu untersuchen sind.
„Die Perspektive von HIGH-TOOL ist global, der Fokus liegt allerdings auf Europa und besonders auf den Mitgliedsstaaten der EU“, erklärt Projektkoordinator Dr. Eckhard Szimba, Gruppenleiter am Lehrstuhl für Netzwerkökonomie am Institut für Volkswirtschaftslehre (ECON) des KIT. „Der Prognosezeitraum ist in Fünf-Jahres-Schritte gegliedert und erstreckt sich bis zum Jahr 2050.“ Neben Modulen für Demografie, Wirtschaft und Ressourcen, Fahrzeugbestand, Nachfrage im Personenund Güterverkehr sowie Umwelt und Sicherheit umfasst HIGH-TOOL einen umfangreichen Datenbestand sowie eine Benutzerschnittstelle.
HIGH-TOOL steht als Open Source Software bereit und zeichnet sich nach Angaben des KIT durch nutzerfreundliche Bedienung aus. Zu jeder Strategiesimulation liefert es einen Bewertungsbericht, der die wesentlichen Ergebnisse im Excel-Format mit Tabellen und Diagrammen darstellt. Als Basis für die Input- und Output-Indikatoren von HIGHTOOL dienen europäische Strategiepapiere wie das „WeißbuchVerkehr“, die „Roadmap for moving to a competitive low carbon economy in 2050“ sowie das „Referenzszenario 2013“, eine Sammlung von Langfristprognosen bis 2050.
Die Europäische Union förderte das Projekt HIGH-TOOL im 7. Forschungsrahmenprogramm mit insgesamt rund 2,5 Millionen Euro. Das Projekt lief über dreieinhalb Jahre. Hintergrund der langfristigen Verkehrsplanungen sind die veränderten Rahmenbedingungen von Mobilität. Ziele sind unter anderem, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern, der Verkehrsüberlastung in Städten entgegenzuwirken, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, Luftverschmutzung und Lärmbelastung zu vermindern, die Verkehrssicherheit zu verbessern und die transeuropäischen Verkehrsnetze auszubauen. Da sich Entscheidungen in der Verkehrsplanung über Jahrzehnte auswirken, ist es umso wichtiger, Maßnahmen langfristig zu planen und ihre Folgen frühzeitig abzuschätzen.