Qualifizierte Leitungsauskunft braucht eine qualifizierte Informationsdatenbank. Die infrest hat innerhalb ihres Metasystemportals eine eigens recherchierte Datenbank aufgebaut.
In vielen europäischen Ländern ist das Vorhalten einer zentralen Datenbank aller Leitungsbetreiber staatlich geregelt. In Deutschland dagegen fehlt auch auf Grund des Föderalismus dazu jedwede Grundlage. Weder existiert ein Gesetz, das die laufende Meldung und Aktualisierung von Leitungsnetzen und Leitungsbetreibern erforderlich macht, noch gibt es eine Institution oder Organisation, die den Prozess der Datensammlung sowie die Leitungsauskunft und Information grundsätzlich regelt. Damit ist die Leitungsauskunft, die gerade in Zeiten des grundlegenden dringend notwendigen Wandels in punkto Sanierung und Ausbau der Infrastruktur zu einer der fundamentalen Herausforderungen der Bauwirtschaft gehört, rein dem freien Wirtschaftsmarkt überlassen.
Besondere Herausforderung ist, möglichst mit einer Bauanfrage alle erforderlichen Leitungsbetreiber zu erreichen und damit im Rahmen der sich zunehmend auch in der Bauwirtschaft digitalisierenden Prozesse alle notwendigen Auskünfte in einem vollständig digitalen Work-Flow zu erhalten.
Grenzen der TÖB-Auskunftslisten für die Leitungsauskunft
Doch um diesem Wunsch adäquat zu begegnen, benötigen Anbieter von Leitungsauskunftsdienstleistungen eine möglichst vollständige Datenbank aller in Deutschland geschätzten 18.000 Leitungsbetreiber. Während einige Nischenanbieter für Leitungsauskunft nur eine geringe dreistellige Zahl von Leitungsbetreibern vorhalten, über die sie beauskunften können oder aber nur regional vertreten sind und damit für den Auskunftsprozess nur bedingte Problemlösungsrelevanz haben, sammeln andere bundesweit tätige Anbieter bereits seit Jahren über die sogenannten TöB-Listen (Listen Träger öffentlicher Belange) der Gemeinden Informationen der Leitungsbetreiber und bestücken damit ihre Auskunftsdatenbanken. Diese TöB-Listen allein sind jedoch kaum belastbar. Art, Inhalt und Struktur sind nicht einheitlich vorgeschrieben, daher werden sie von den Kommunen sehr unterschiedlich kuratiert und gepflegt.
In der Fachwelt für Leitungsauskunft gibt es daher eine lange Diskussion darüber, wie belastbar TöB-Listen für die Leitungsauskunft sind und ob sie überhaupt geeignet sind, eine Grundlage für die Leitungsauskunft zu bilden. Für Sven Hoffmann vom deutschlandweiten Anbieter für Leitungsauskunft infrest GmbH ist die Antwort klar. „Die TöB bzw. die TöB-Listen der Gemeinden allein sind für unsere Arbeit, wenn vorhanden, oft zu unspezifisch und unvollständig. Für einen Auskunftssuchenden selbst bilden sie kaum eine ausreichende Quelle. Für unser Leitungsauskunftsportal bilden sie aber eine wichtige Grundlage der Datenrecherche“, beschreibt der Leiter Vertrieb und Marketing. So entstand im Laufe der letzten 10 Jahre eine qualifizierte Datenbank von Infrastrukturbetreibern (ISB). „Damit bieten wir Auskunftssuchenden nicht nur eine hohe Vollständigkeit in der Recherche, sondern auch den direkten Zugang zu allen notwendigen Detailinformationen aller ISB in Deutschland, innerhalb einer einzigen Anfrage“, beschreibt der Experte. Zur ISB-Datenbank gehören neben den Zuständigkeitsbereichen die aktuellen Ansprechpartner und digitale Kommunikationsdaten wie E-Mail-Adressen oder Zugänge bzw. direkte Schnittstellen zu Unternehmensauskunftssystemen.
Wie die ISB-Datenbank entsteht
Die TöB-Listen der Gemeinden sind wichtig, weil sie die einzige verfügbare amtliche Grundlage bilden, um eine derartig umfassende Datenbank überhaupt aufbauen zu können. Entscheidend ist dann aber der darauf aufbauende qualifizierte Rechercheprozess.
Die TöB-Auskunftslisten beinhalten kommunale Institutionen, Leitungsnetzbetreiber und anderer Fachstellen, die laut Baugesetzbuch (BauGB § 4) bei Planungs- und Bautätigkeiten von Gemeinden mit einbezogen werden müssen. Die infrest hat diese Listen nach eigenen Angaben bei allen knapp 11.000 Gemeinden abgefragt und die leitungsauskunftsrelevanten Stellen in ihrer ISB-Datenbank selektiert. Diese Abfrage wird regelmäßig und systematisch durchgeführt. Im Ergebnis erreicht das bundesweit verfügbare Metasystemportal von infrest nun insgesamt mehr als 90% aller Leitungsbetreiber in Deutschland, so meldet das Berliner Unternehmen.
Der Qualifizierungsprozess erfolgt nach einem standardisierten Qualitätssicherungsverfahren. Entscheidend sind tiefgründige, unternehmenseigene Recherchen unter Zuhilfenahme verfügbarer weiterer Informationsquellen. Dazu gehören die Internetauftritte der Kommunen, der Netzbetreiber oder auch von Verbänden und Zweckverbänden. Ebenso wird auf allgemein verfügbare Abbildungen der Netzgebiete und Register zugegriffen.
Dies ist kein automatisierter Prozess, sondern wird von qualifizierten infrest-Mitarbeitern kuratiert. Eine eigenständige Unternehmens-
einheit prüft alle TöB-Listen zunächst nach Sinnhaftigkeit und Relevanz der enthaltenen Einträge speziell für den Leitungsauskunftsprozess. Es werden also nur tatsächliche Leitungs- und Netzbetreiberinformationen in die Datenbank überführt, schließlich sind die TöB-Auskunftslisten wesentlich umfangreicher als für die Recherche nach unterirdischen Netzen benötigt. „Alleine die Plausibilitätsprüfung ist eine wertvolle Selektion, die bei der individuellen Auskunft sonst jedes Mal selbst von den Anfragenden durchgeführt werden müsste“, beschreibt Hoffmann.
Auch detaillierte Netzgebiete
Zusätzlich nimmt infrest mit allen Stellen direkten Kontakt auf und evaluiert im individuellen Austausch mit den Leitungsbetreibern die recherchierten Daten. Dabei geht es um für die Auskunft wichtige Aspekte wie Aktualität, Auskunftsrelevanz und Zuständigkeitsflächen.
Dies ergibt eine systematische Übersicht über die jeweiligen Netzgebiete bzw. deren Zuständigkeiten, die kartographisch in der Datenbank hinterlegt werden. Im Ergebnis werden für den Auskunftssuchenden im infrest-Metasystemportal alle Infrastrukturbetreiber für das spezielle Baugebiet herausgefiltert, die betroffen und nicht betroffen sind. „Nirgends findet man derartig qualifizierte und umfangreiche Angaben über Flächengebiete, innerhalb derer Unternehmen ihre Netze betreiben“, betont Hoffmann. Aktuell sind nach Mitteilung von infrest mehr als die Hälfte aller im Metasystemportal enthaltenen ISB mit qualifizierten Netzgebieten hinterlegt. „Dies erspart auch den Leitungsbetreibern selbst unnötige Anfragen“, so Hoffmann. Die Leistungsbetreiber können selbst proaktiv ihre verantwortlichen Netzgebiete GIS-basiert melden, um so ihr Auskunftsaufkommen sinnvoll einzudämmen, sprich negative Auskünfte zu minimieren.
Über automatisierte Prozesse wird mindestens halbjährlich die Aktualität der hinterlegten Daten bei den Leitungsbetreibern abgefragt. Bei Bedarf bietet das infrest-Team den Netzbetreibern Unterstützung bei der Erstellung der Zuständigkeitsflächen.
Grundsätzlich werden im Auskunftsprozess keine Netzgebiete einzelner Betreiber weitergegeben, sondern ausschließlich zur Zuständigkeitsermittlung verwendet. Die Übernahme und Aktualisierung von Netz- und Versorgungsgebieten im infrest-Metasystemportal ist für Netzbetreiber kostenfrei.