Die Stadtwerke Halle GmbH implementieren eine Webauskunft für Leitungsmedien in der Kommune inklusive dem ÖPNV. Für die Implementierung der Lösung LineRegister sorgt unter anderem die GISA GmbH.
Mit knapp 240.000 Einwohnern ist Halle (Saale) die viertgrößte Stadt der neuen Bundesländer. Berühmtheit hat sie in den letzten Jahren auch durch den Fund der Himmelsscheibe von Nebra erlangt, einer prähistorischen Bronzescheibe aus dem 18. Jahrhundert vor Christus, die als ältestes Abbild des Sternenhimmels der Menschheit gilt und im halleschen Landesmuseum für Frühgeschichte ausgestellt ist.
Dass die Bauwirtschaft im städtischen Gebiet eine effiziente Auskunft über unterirdische Leitungen erhält, wird seit Mitte letzten Jahres durch ein webbasiertes Softwaresystem gewährleistet. Besonderheit der Lösung ist, dass die Auskunft über die dortigen Verteilnetze nahezu vollständig über ein einheitliches Portal erlangt werden kann. Außer zu den Breitband-Kommunikationsnetzen erfahren Planer und Bauausführende alles zu den üblichen regionalen Versorgungsmedien, angefangen beim Stromnetz bis hin zur Beleuchtungsinfrastruktur oder den kommunaleigenen Fernwirknetzen. Bei dem Projekt wurde das System LineRegister von der GRINTEC GmbH aus Graz/Österreich eingeführt. Intensiv begleitet wurde das Projekt von der GISA GmbH aus Halle, die vor allem für die Aspekte rund um die IT-Infrastruktur verantwortlich war.
Zentrale Auskunft für die städtischen Leitungsmedien
Alle Leitungsanfragen zu allen Medien über ein zentrales Portal – das ist für Städte und Metropolregionen ein Konzept, das zunehmend Schule macht. Hintergrund dabei ist der Gewinn an Effizienz und Sicherheit für Bauarbeiten in hochverdichtetem Siedlungsraum, also dort, wo die unterirdische Infrastruktur von den bekannten Netzbetreibern dominiert wird. In Halle ist dabei die Stadtwerke Halle (SWH) GmbH federführend. Zu den Versorgungsbereichen der rund 2.900 Mitarbeiter zählenden Unternehmensgruppe gehören Energie- und Wasserversorgung, öffentlicher Personennahverkehr, Abwasserbeseitigung oder Abfallentsorgung, Stadtbeleuchtung oder Teile der Kommunikationsinfrastruktur.
Zum Konzern Stadtwerke Halle zählen die EVH GmbH und Energieversorgung Halle Netz GmbH, als Versorger und Netzbetreiber für Strom, Gas und Fernwärme; die Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft (HWS) GmbH, die für das Rohrleitungsnetz im Bereich Trink- und Abwasser zuständig ist, sowie die Hallesche Verkehrs-AG (HAVAG), die die Straßenbahn- und Busverkehre in Halle sowie eine Straßenbahnstrecke im Umland von Halle betreibt. Die treibende Kraft für die kommunalweite Auskunftslösung war die Energieversorgung Halle Netz GmbH, daher hatte das Unternehmen auch die Projektleitung inne.
Alle Unternehmen setzen für die Verwaltung ihrer Leitungsinfrastruktur Smallworld ein, wobei dort verschiedene Versionsstände des Versorger-GIS im Einsatz sind. „Dies war eine der Herausforderungen im Projekt“, sagt Uwe Galow, Teamleiter GIS bei GISA. Bisher war bei den Unternehmen zwar eine online- oder E-Mail-basierte Leitungsanfrage möglich, die Antworten gaben aber die jeweiligen Subunternehmen selbst. Jede Antwort gehorchte in Struktur und Inhalt eigenen Gesetzmäßigkeiten. „Nun wird diese über einen einheitlichen Zugang gestellt, der aber über die jeweiligen Firmenwebseiten zugänglich ist“, so Galow. Im Hintergrund holt die Auskunftslösung (also LineRegister) bei den jeweiligen GIS die Auskunftsdaten ein.
Auf Anwenderseite gibt es auch verschiedene Rollen mit den jeweiligen Berechtigungen. Für einfache Anfragen (auch von Privatpersonen) werden nach Prüfung der Berechtigung kurzzeitige Zugänge gewährt. Häufig Auftragssuchende wie etwa Planungsfirmen oder Bauunternehmen erhalten langfristige Berechtigungen. Sie können auch größere Anfragen stellen und bekommen bis zu 20 Pläne täglich im A0-Format (als PDF) geliefert. Highend-User bekommen dxf-Dateien geliefert, die unmittelbar im Auskunftsprozess über einen Smallworld-Connector generiert werden.
Projektverlauf
Die Vorarbeiten zu dem Projekt starteten bereits im Jahr 2018, wobei ein erheblicher Zeitraum für die Diskussion grundsätzlicher Fragen, beispielsweise zu den Kostenstrukturen, aufgebracht wurde. Man entschied sich dann für eine kostenfreie Auskunft. Bei der Systemauswahl fiel die Entscheidung zugunsten von LineRegister von GRINTEC aus, weil die Lösung nach Angaben von Uwe Galow bei der Präsentation, dem Preis und der IT-Architektur die Nase vorn hatte. Die Anwendung läuft auf einem zentralen Server (Hosting bei der IT-Tochter IT Consult Halle GmbH), zwei Clients sorgen für die Auskunft an Dritte beziehungsweise an interne Mitarbeiter. Die Abfrage an die jeweiligen GIS geschieht mit einem Mandanten-Konzept, wobei diese Abfragen synchron getätigt werden.
Die Lösung ist seit Mitte 2021 im Einsatz, die reine Implementierung des Systems dauerte ca. 12 Monate. Einzig die Freischaltung der Lieferung anfragebezogener dxf-Daten steht noch aus. „Dies haben die Highend-User eingefordert, die Umwandlung der GIS-Daten in diesen CAD-Standard wird derzeit noch umgesetzt. Zwar gibt es bereits einige Kunden in Deutschland, die mit Smallworld dxf-Dateien für die Auskunft erzeugen, hier ist aber die individuelle Konfiguration anspruchsvoll“, so Galow. Prinzipiell sei es aber möglich, dass bei der LineRegister-Lösung verschiedenste GIS-Clients angebunden werden, dazu gibt es von GRINTEC auch verschiedene Connecetoren.
Besonderheiten des Systems
Für die Visualisierung dient die Grundkarte der Stadt Halle. Da die HAVAG auch ÖPNV-Netze außerhalb der Stadtgrenzen unterhält, werden für diese Gebiete Daten von Open Street Map herangezogen, wobei die Lösung dabei auf bestehende OSM-Dienste zurückgreift, die IT Consult Halle bereits für die Kommune implementiert hatte. Von der IT-Tochter stammen auch die dafür optionalen Luftbilddaten. Anwender können dann Adress- oder Flurstücks-basiert die betroffenen Gebiete eintragen.
Die GIS-Verantwortlichen definieren dann im Smallworld entsprechende Sperrflächen, innerhalb derer Leitungen betrieben werden. „So werden auch entsprechende Null-Bescheide generiert“, beschreibt Galow. Für die Auskunft wird ein spezieller, sekundärer Auskunftsdatensatz herangezogen, der jede Nacht aus dem primären GIS heraus aktualisiert wird. Bei den eingesetzten GIS (alle aus der Systemgeneration 4 von Smallworld) wird als Middleware der Smallworld GeoSpatial Server (GSS) genutzt, also wurde der zuvor im Einsatz befindliche Smallworld Internet Application Server (SIAS) nicht mehr verwendet.
Der GISA-Teil umfasste vor allem den Aufbau der Server-Infrastruktur, die Erstellung der jeweiligen Zertifikate inklusive der IT-Sicherheit sowie entsprechende Features wie Firewall oder das Monitoring. Ebenso wirkte der IT-Dienstleister bei der kundenindividuellen Konfiguration von LineRegister mit.
„In dem Projekt hat insbesondere die Zusammenarbeit mit den jeweiligen Experten der betroffenen Unternehmen sehr gut funktioniert“, beschreibt Galow. „Ebenso kam Unterstützung von dem Unternehmen ITS GmbH aus Erfurt, die das Smallworld bei der HWS betreuen.“ GISA hatte bereits eine ähnlich aufgebaute Lösung (auch mit LineRegister) für die MITNETZ Strom implementiert, konnte also auf entsprechende Erfahrungen zurückgreifen. (sg)