Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) konnte im letzten Jahr beim Ideenwettbewerb Copernicus Masters gleich zwei Gewinner stellen. Der Innovationswettbewerb zeichnet jährlich Anwendungen und Ideen aus, die Satellitendaten des Erdbeobachtungsprogramms Copernicus nutzen, um gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen anzugehen. Die mehr als 20 Einzelpreise und der Gesamtpreis des Copernicus Masters 2022 wurden am 1. Dezember 2022 auf der New Space Economy Expo in Rom verliehen. Dort gewann das luxemburgische Start-up WEO mit ihrem „Urban Green Tracker“ die DLR-Challenge „Umwelt, Energie und Gesundheit“. Gleichzeitig wurde das DLR-Team von Hartmut Runge mit „DriveClean“ mit dem Spezialpreis des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) ausgezeichnet.
Grundgedanke des Wettbewerbs
„Gerade Erdbeobachtungsdaten zeigen uns die Folgen des Klimawandels, unterstützen aber auch den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen“, betont Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, die Vorstandsvorsitzende des DLR, „Mit dem Copernicus Masters wollen wir die Aufmerksamkeit darauf lenken, wie Fernerkundungsdaten den nachhaltigen Umgang mit unseren begrenzten natürlichen Ressourcen wesentlich verbessern. Gerade für Start-ups bieten sich hier Möglichkeiten, neue Geschäftsideen zu entwickeln. Unsere Umwelt, Gesundheit und der Umgang mit Energie stehen bei der DLR-Challenge besonders im Mittelpunkt.“
Urban Green Tracker analysiert Stadtteile
Begrünte Straßen, saftige Wiesen auf dem Dach und eine nahegelegene Parkanlage. Die grüne Infrastruktur von Stadtgebieten wird zu einem immer wichtigeren Entscheidungskriterium auf dem Wohnungsmarkt. Sie stärkt zudem die Klimaresilienz der Stadt, bedeutsam angesichts des fortschreitenden globalen Wandels. Der Urban Green Tracker-Dienst von WEO soll es seinen Nutzenden ermöglichen, detaillierte Informationen über den Zustand der Versiegelung und Begrünung sowie zu klimatischen Risikofaktoren eines Stadtgebietes zu erhalten.
Anhand von Copernicus Sentinel Satellitendaten sowie „Machine-Learning“-Methoden sollen präzise und kosteneffizient Faktoren wie Baumbestand, Gründächer, Oberflächentemperatur und Bodendurchlässigkeit ermittelt werden. Verknüpft mit der Geoinformationen sollen zusätzlich Indikatoren für städtische Hitzeinseln und Überflutungsrisiken bereitgestellt werden. Damit kann der Urban Green Tracker zum einen dazu beitragen, bessere klimarelevante Informationen von Immobilienstandorten zu bieten. Zum anderen kann er auch Städte dabei unterstützen, Risikogebiete zu identifizieren und eine effizientere Stadtplanung umzusetzen.
Autos reagieren auf Satellitendaten
Das vierköpfige Gewinner-Team aus dem DLR rund um DriveClean setzt beim Thema Feinstaub an. Die Lösung soll die Umweltverschmutzung von motorisierten Fahrzeugen bedeutend reduzieren, indem sie die Motorsteuerung situationsbedingt anpasst. Als softwarebasierte Applikation erfordert DriveClean hierfür kaum zusätzliche Kosten und lässt sich mit überschaubarem Aufwand sowohl auf neue als auch auf vorhandene Fahrzeugmodelle anwenden.
Das DriveClean-Verfahren bringt dabei erstmals aktuelle und streckenbezogene Umweltdaten, etwa des Satelliten Sentinel-5P, mit der Steuerungs-Intelligenz im Fahrzeug zusammen. Über eigens prozessierte Luftverschmutzungskarten (Air Quality Maps) wird ersichtlich, an welchen Streckenabschnitten aktuell hohe Belastungen vorliegen. Anhand dieser Informationen kann das Fahrzeug bei Bedarf in einen emissionsreduzierten Modus geschalten werden, um den Schadstoffausstoß vor Ort deutlich abzusenken oder auch ganz zu vermeiden. Hierfür kann nicht nur die Motorleistung angepasst, sondern auch zwischen fossilen und umweltfreundlicheren Treibstoffen umgeschaltet werden. Damit soll DriveClean zu einer ressourcenschonenden, besonders gezielten und damit wirksamen Nutzung alternativer Treibstoffe an Emissions-Hotspots beitragen.
Der Copernicus Masters ist ein vom AZO Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen weltweit ausgeschriebener Wettbewerb mehrerer Partner zur innovativen Nutzung von Erdbeobachtungsdaten. Aus den Gewinnern der mehr als 20 Einzelausschreibungen wird ein Gesamtgewinner gekürt und erhält als „Copernicus Master“ 10.000 Euro. Der Wettbewerb wurde 2011 ins Leben gerufen und findet jährlich statt.
Das DLR zeichnet im Rahmen des Copernicus Masters die beste Anwendungsidee zum Thema Umwelt, Energie und Gesundheit aus. Der Gewinner der DLR-Challenge bekommt einen Geldpreis in Höhe von 5.000 Euro und erhält Zugang zu kommerziellen Datensets der Copernicus Contributing Missions aus dem Copernicus Data Warehouse im Wert von 10.000 Euro
www.dlr.de
https://copernicus-masters.com