Zur Verbesserung der Orientierung testet Google seit Februar 2019 die Kombination seines Kartendienstes Google Maps mit Augmented- Reality. Für die Anwendung entwickelte das Unternehmen ein neues Positionierungsverfahren, das unabhängig von Satellitendaten die Position des Nutzers bestimmt.

Zur Verbesserung der Orientierung testet Google seit Februar 2019 die Kombination seines Kartendienstes Google Maps mit Augmented- Reality. Foto: pixabay (rawpixel)
Das Smartphone in der Hand, den Navigationsdienst bereit – und doch stellt sich häufig erst einmal die Frage: Links, rechts, geradeaus oder doch um 180 Grad drehen und in die entgegengesetzte Richtung laufen? Grund dafür sind beispielsweise zu abstrakte 2D-Map-Darstellungen oder ein ungenaues GPS-Signal, das die eigene Positionsbestimmung verfälscht.
Google stemmt sich auf eine kreative Art gegen solche Probleme: Für seinen Navigationsdienst Google Maps testet das US-Unternehmen seit Februar 2019 eine Kombination seines Dienstes mit Augmented-Reality (AR), wie Google-Entwickler auf dem unternehmenseigenen KI-Blog mitteilen. Hinter dem neuen System steckt jedoch mehr als nur die Einblendung von Richtungshinweisen via AR. Google entwickelte eigens ein neues Positionierungsverfahren, das nicht auf Satellitensignalen wie bei GPS basiert, sondern stattdessen die sichtbare Umgebung aus der Perspektive des Smartphone-Nutzers analysiert. Genannt wurde das Verfahren Visual Positioning Service – kurz VPS.
Wie funktioniert VPS?
Wie Googles Entwickler beschreiben, nimmt VPS zuerst über die Kamera des Mobilgerätes eine Bilderserie auf. Eine KI-basierte Software analysiert diese daraufhin auf „markante Orientierungspunkte“ wie zum Beispiel Gebäude, indem sie die einzelnen Objekte in Bildpunkte umwandelt. Die entstehenden Punktbilder aus dem Umgebungsscan werden dann mit einem hinterlegten VPS-Bildindex verglichen. Die Daten dafür stammen aus Googles Street-View-Bilderfundus. Die Mischung aus VPS, KI-Software und Street-View-Daten bezeichnet Google als „Global Localization“. Die Entwickler räumen allerdings ein, dass, auch wenn das Verfahren in der Theorie gut funktioniert, die Praxis einige Herausforderungen bereithält. So können beispielsweise aktuelle Szenarien aufgrund jahreszeitlich bedingter Unterschiede – etwa das Aussehen von Bäumen – von den Street-View-Aufnahmen abweichen und damit die Lokalisation erschweren. Aus diesem Grund sei ein Kernpunkt der intelligenten Software die Filterung temporärer Effekte. Sie soll bei der Analyse der Szenarien nur die Bildpunkte beachten, die einen permanenten Charakter aufweisen. Somit sollen zum Beispiel Bäume, aber auch Lichtverhältnisse und sich bewegende Objekte nicht in die Lokalisierungsberechnungen einfließen.
Einbindung von AR-Elementen
Die durch VPS bestimmte Position des Google-Maps-Nutzers ist die Basis für die von Google entwickelten VR-Hinweise in der Applikation. Die digitalen Wegweiser werden mit Google ARCore in die Umgebung eingebettet. Dabei erzeugt ARCore ein realistisches 3D-Bild, indem die Software unter anderem die aktuellen Lichtverhältnisse berücksichtigt und daraus einen entsprechenden Schattenwurf berechnet. Laut Angaben des US-Unternehmens seien die ersten VPS-Ergebnisse vielversprechend. Google kündigt zudem an, die Anwendung hinsichtlich verschiedener möglicher Störfaktoren wie Dunkelheit oder sichtbehindernde Wetterlagen weiter zu verbessern. (vb)