In dem EU-Projekt R-Mode Baltic, das im Oktober gestartet ist, entwickeln Experten unter der Federführung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein bodengebundenes Ersatzsystem als Alternative zu globalen satellitengestützten Systemen wie GPS oder Galileo, auf das maritime Verkehrsteilnehmer im Ernstfall zurückgreifen können. Das Projekt ist vor allem mit Blick auf die Entwicklung autonom fahrender Schiffe relevant. Denn Veränderungen der Signalausbreitung in der Ionosphäre, wie sie zum Beispiel bei erhöhter Sonnenaktivität auftreten, aber auch vom Menschen verursachte Interferenzen mit globalen Satellitennavigationssystemen (GNSS) könnten sie sichere Satellitennavigation gefährden.
Für R-Mode greifen die Wissenschaftler auf bestehende maritime Infrastruktur zurück. Dazu modifizieren die Experten an der Ostseeküste von Deutschland, Polen, Schweden und Dänemark vorhandene differentielle GNSS Referenzstationen (DGNSS) sowie Basisstationen, die auf dem Funksystem AIS (Automatisches Identifikationssystem) beruhen. Durch die Modifikation sind die Funkstationen in der Lage, zusätzlich zu den abgestrahlten Kommunikationssignalen, das neue R-Mode Signal auszusenden. DGNSS-Referenzstationen senden normalerweise Korrekturinformationen für eine genaue GNSS Positionsbestimmung. AIS-Basisstationen übermitteln beispielsweise sicherheitsrelevante Warnmeldungen an Schiffe.
Um R-Mode unter realen Bedingungen zu testen, wird während des Projekts ein circa 50.000 Quadratkilometer großes R-Mode Testfeld in der Ostsee implementiert, das über das Projektende im Jahr 2020 Bestand haben soll. Für die Umsetzung arbeiten Experten aus Deutschland, Norwegen, Schweden und Polen zusammen. Das Projekt R-Mode Baltic wird im Rahmen des Interreg Baltic Sea Region Programms mit einem Budget von 2,37 Millionen Euro durch den Europäischen Fond für regionale Entwicklung gefördert.