INTERVIEW – Das neue Unternehmen Bau.Land.XPlan GbR ist eine durch das Land NRW geförderte Projektgesellschaft für die Erstellung einer neuen Softwareplattform im Abgabestandard XPlanung. Hinter der BLX GbR stehen zwei Pioniere innerhalb der Digitalisierung der Immobilienwirtschaft und der Digitalen Bauleitplanung: die Spacedatists GmbH aus Dortmund und die Geno Portaltechnologie GmbH aus Bergisch Gladbach. BUSINESS GEOMATICS sprach mit den beiden Geschäftsführern Jakob Kopec und Stefan Kremer.
Erklären Sie doch bitte, was hinter der Förderung durch das Land NRW steht?
Jokob Kopec: Im Jahr 2023 haben wir die ersten Gespräche über die Herausforderungen für eine gelungene Umsetzung von XPlanung mit dem Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes NRW geführt. Mit Ministerin Ina Scharrenbach wurden die vielen Unsicherheiten bei den Kommunen und Planungsbüros, die aufwändigen Plattformunterstützungen und vor allen Dingen auch der große Investitionsbedarf in Software und Schulungsaufwand aufgegriffen. Mit unserem Partner zusammen haben wir uns mit einem sehr überzeugenden Konzept für die nun live gegangene Plattform www.xplanung24.de erfolgreich für das Förderprogramm „Innovation in der Bauwirtschaft“ beworben.
Was zeichnet die Plattformlösung aus?
Stefan Kremer: Die neue Plattform soll den Zugang zu und die Arbeit mit XPlan-Daten erleichtern und die vielen Potenziale des neuen Datenstandards in Zukunft voll ausspielen. Wir verfolgen dabei die Umsetzung von drei wesentlichen Bausteinen:
– Einen Open Data Bereich für die einfache, browserbasierte und deutschlandweite Suche und Darstellung von veröffentlichten XPlanung-konformen Plänen,
– eine Plattform für die Verwaltung, Veröffentlichung und Verarbeitung von XPlan-Daten kommunaler Bauleitpläne für Gemeinden und
– einen Marktplatz für die Vergabe von Aufträgen an Expertenbüros für die Umsetzung von XPlanung-Abgabeleistungen in laufenden Bauleitplanverfahren. Die Entwicklung ist für insgesamt zwei Jahre gesichert, aber eine vollfunktionsfähige Testversion ist schon heute online.
Was sieht das Konzept hinter dem Open Data Gedanken aus?
JK: Der Open Data Bereich umfasst frei abrufbare Funktionen für das Suchen und Anzeigen von XPlanung-konformen Bauleitplänen und individuellen GMLs durch bequemes Hochladen einer GML in den Browser und direkter Anzeige in einer Webkarte. Für unseren XPlanViewer haben wir enorm viel Entwicklungsarbeit und Konzeption reingesteckt, damit all diejenigen, die mit XPlanung in Berührung kommen, also Behörden, Architekten, Planer usw., keine zusätzliche Desktop-Software beschaffen müssen. Auf XPlanung24 können schon heute mehrere zehntausend Datensätze über Umringe und vollvektorielle Planwerke im Standard XPlanung aufgerufen werden. Es werden sukzessive weitere Planwerke in den anderen Bundesländern freigestellt. Mit dem einfachen Drag&Drop Upload von GMLs haben wir die bequemste und schnellste Möglichkeit zum Verarbeiten von XPlanung-Daten entwickelt. Dabei erfolgt das Hochladen in Sekundenschnelle und der Plan kann direkt im Viewer betrachten werden. Der browserbasierte und interaktive WebViewer ist das Herzstück des Portals und bereits für alle Portalbesucher frei verfügbar. Er ist sehr performant und umfasst alle Funktionen, die eine moderne Online-Kartenanwendung heutzutage mit sich bringt. Mit dem Picker kann man alle Sachdaten und Attribute aus den XPlanung-Objekten abfragen. Zudem ist es möglich, einzelne Layer ein- und auszuschalten. Wir sind außerdem in der Lage, textliche Festsetzungen, die als Textobjekte direkt am Planzeichenobjekt referiert sind, im Picker darzustellen. Damit haben wir eine komfortable Lösung entwickelt, wodurch textliche Festsetzungen direkt aus den Flächen und Geometrien herausgelesen werden können. Das ist ein wichtiger Beitrag für die Qualitätssteigerung von Planauskünften und für die barrierefreie Partizipation im Planungsprozess.
Gibt es besondere Funktionalitäten für Kommunen als Lizenznehmer?
JK: Außerhalb des Open Data Bereichs dürfen kommunale Kunden eine Vielzahl von Funktionen für XPlan-basierte Kartenwerke erwarten. Da noch kein XPlanung-Signaturenkatalog existiert, arbeiten wir an einer Funktion, eigene, individuelle Planzeichensignaturen (SVGs/PNGs, Farbe, Transparenz, Liniendicke, Schraffuren usw.) zu erstellen, sodass Kommunen ihre individuellen Planzeichendarstellungen übernehmen können. Neben den voreingestellten Basemaps wird die Integration individueller WMS-Dienste ermöglicht. Neben der visuellen Komponente des Viewers gibt es den Verwaltungsbereich des Online-Kontos. Hier werden alle hochgeladenen GMLs in individuellen Sachdatengruppen, z.B. Art des Plans (FNP oder BPlan) oder nach Rechts- oder Verfahrensstand, sortiert und aufgelistet. Eine zentrale Herausforderung für Kommunen ist die OZG-konforme Zurverfügungstellung von XPlanung-Dokumenten. Dahingehend wird das Portal eine sehr komfortable Möglichkeit schaffen, die XPlanung-konformen Planwerke z.B. per WMS-Dienst zu veröffentlichen, individuelle Kartenansichten per Link zu teilen oder ganze Kartenansichten in bestehenden Kartenportalen zu integrieren. Als wesentliche Ausbaustufe erfolgt im zweiten Entwicklungsjahr die Integration von Auswertungs- und Analysewerkzeugen für die Suche, Filterung und Identifikation von städtebaulichen Entwicklungspotenzialen auf Grundlage vollvektorieller XPlan-Daten.
Was ist unter dem Marktplatz zu verstehen?
SK: Wir schaffen mit XPlanung24 einen Marktplatz, auf welchen kommunale Kunden oder auch registrierte Planungsbüros individualisierte Ausschreibungen und Auftragsgesuche für XPlanung-Abgabeleistungen starten können. Unsere XPlanung-Experten geben dann für diese Gesuche Angebote ab, und der Auftraggeber kann sich danach für eines der Angebote entscheiden. Der ganze Prozess ist in einem übersichtlichen Auftragsmanagement- und Monitoringsystem integriert, sodass alle Projektbeteiligten jederzeit verfolgen können, in welchem Arbeitsschritt sich die XPlanung-Dienstleistung befindet. Wir haben zudem einen Abnahmeprozess entwickelt, womit gezielt Nachforderungen, Korrekturwünsche oder Rückfragen direkt in der Webkarte der jeweiligen XPlan-GML verortet und abgearbeitet werden können. Wenn der Auftraggeber den XPlan endgültig abgenommen hat, wird automatisch vom Portal ein Sicherheitszertifikat mit individuellem Hashwert für die GML erstellt, um diese vor Manipulation zu schützen.
Wie geht es weiter mit dem Portal?
Derzeit testen 20 Kommunen das Portal und geben uns sehr nützliches Feedback. Es gibt deutschlandweit sehr großes Interesse an der Nutzung des Portals, weil es so einfach zu bedienen ist und viele aktuelle Probleme bei der Umsetzung von XPlanung anspricht. Wir sind aber auch schon mit bekannten Partnern von Branchenlösungen im Gespräch, um beispielsweise die INSPIRE-Umwandlung der XPlan-GMLs, digitale Beteiligungsprozesse, 3D-Planungssimulationen und den digitalen Bauantrag über den Standard XBau in das Portal zu integrieren. Insgesamt stehen wir am Anfang eines ganzen XPlanung-Ökosystems, welches den Nutzen, die Umsetzung und auch die Akzeptanz des Standards signifikant verbessern wird.